sich reizbar, mißtrauisch, eigensinnig und durch kleine Verhält- nisse in engem Gesichtskreise befangen; die Mittel die er ergriff, entsprachen oft mehr seiner Stimmung, als daß sie auf die Erreichung des Zieles wohl berechnet gewesen wären.
Betrachten wir nur sein Verfahren in der wichtigsten seiner Angelegenheiten damaliger Zeit, der Wiederbesetzung des im Jahr 1541 erledigten Bisthums Naumburg.
Ein Fürst, wie sein Oheim, würde wohl verstanden ha- ben, die Domherrn zu einer ihm genehmen Wahl zu ver- mögen. Johann Friedrich hatte sie aber durch mannichfal- tige Anmuthungen geistlicher und weltlicher Natur vorlängst verstimmt, und sie wählten Julius Pflug zum Bischof, von dem sie wohl wußten, daß er ihn nicht mochte. Ju- lius Pflug war einer der gelehrtesten Edelleute Norddeutsch- lands: gebildet und gemäßigt; aber er hielt an dem Wesent- lichen der katholischen Überzeugung fest. Johann Friedrich, der ihm Schuld gab, er habe Naumburg zu dem Nürnber- ger Bündniß bringen wollen, erklärte, daß er ihn nimmer- mehr dulden werde. Mit unumwundenen Worten ließ er ihn wissen: wer es nicht mit S. churf. Gnade und ihrer Confession halte, den könne S. Gnaden nur als ihren Wi- derwärtigen betrachten. Die Räthe Johann Friedrichs ver- hehlten ihm die Gefahr nicht, die er durch einen Schritt die- ser Art auf sich ziehe. Das Reich, sagte ihm Brück, den auch Luther hiebei unterstützte, 1 habe sich die bisherigen An- ordnungen, von denen nur der niedere Clerus und die Klo- stergeistlichkeit betroffen worden, gefallen lassen, aber etwas ganz anders sey es, nun auch die höhere Geistlichkeit, einen
ſich reizbar, mißtrauiſch, eigenſinnig und durch kleine Verhält- niſſe in engem Geſichtskreiſe befangen; die Mittel die er ergriff, entſprachen oft mehr ſeiner Stimmung, als daß ſie auf die Erreichung des Zieles wohl berechnet geweſen wären.
Betrachten wir nur ſein Verfahren in der wichtigſten ſeiner Angelegenheiten damaliger Zeit, der Wiederbeſetzung des im Jahr 1541 erledigten Bisthums Naumburg.
Ein Fürſt, wie ſein Oheim, würde wohl verſtanden ha- ben, die Domherrn zu einer ihm genehmen Wahl zu ver- mögen. Johann Friedrich hatte ſie aber durch mannichfal- tige Anmuthungen geiſtlicher und weltlicher Natur vorlängſt verſtimmt, und ſie wählten Julius Pflug zum Biſchof, von dem ſie wohl wußten, daß er ihn nicht mochte. Ju- lius Pflug war einer der gelehrteſten Edelleute Norddeutſch- lands: gebildet und gemäßigt; aber er hielt an dem Weſent- lichen der katholiſchen Überzeugung feſt. Johann Friedrich, der ihm Schuld gab, er habe Naumburg zu dem Nürnber- ger Bündniß bringen wollen, erklärte, daß er ihn nimmer- mehr dulden werde. Mit unumwundenen Worten ließ er ihn wiſſen: wer es nicht mit S. churf. Gnade und ihrer Confeſſion halte, den könne S. Gnaden nur als ihren Wi- derwärtigen betrachten. Die Räthe Johann Friedrichs ver- hehlten ihm die Gefahr nicht, die er durch einen Schritt die- ſer Art auf ſich ziehe. Das Reich, ſagte ihm Brück, den auch Luther hiebei unterſtützte, 1 habe ſich die bisherigen An- ordnungen, von denen nur der niedere Clerus und die Klo- ſtergeiſtlichkeit betroffen worden, gefallen laſſen, aber etwas ganz anders ſey es, nun auch die höhere Geiſtlichkeit, einen
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Siebentes Buch. Siebentes Capitel.
ſich reizbar, mißtrauiſch, eigenſinnig und durch kleine Verhält-
niſſe in engem Geſichtskreiſe befangen; die Mittel die er
ergriff, entſprachen oft mehr ſeiner Stimmung, als daß ſie
auf die Erreichung des Zieles wohl berechnet geweſen wären.
Betrachten wir nur ſein Verfahren in der wichtigſten
ſeiner Angelegenheiten damaliger Zeit, der Wiederbeſetzung
des im Jahr 1541 erledigten Bisthums Naumburg.
Ein Fürſt, wie ſein Oheim, würde wohl verſtanden ha-
ben, die Domherrn zu einer ihm genehmen Wahl zu ver-
mögen. Johann Friedrich hatte ſie aber durch mannichfal-
tige Anmuthungen geiſtlicher und weltlicher Natur vorlängſt
verſtimmt, und ſie wählten Julius Pflug zum Biſchof, von
dem ſie wohl wußten, daß er ihn nicht mochte. Ju-
lius Pflug war einer der gelehrteſten Edelleute Norddeutſch-
lands: gebildet und gemäßigt; aber er hielt an dem Weſent-
lichen der katholiſchen Überzeugung feſt. Johann Friedrich,
der ihm Schuld gab, er habe Naumburg zu dem Nürnber-
ger Bündniß bringen wollen, erklärte, daß er ihn nimmer-
mehr dulden werde. Mit unumwundenen Worten ließ er
ihn wiſſen: wer es nicht mit S. churf. Gnade und ihrer
Confeſſion halte, den könne S. Gnaden nur als ihren Wi-
derwärtigen betrachten. Die Räthe Johann Friedrichs ver-
hehlten ihm die Gefahr nicht, die er durch einen Schritt die-
ſer Art auf ſich ziehe. Das Reich, ſagte ihm Brück, den
auch Luther hiebei unterſtützte, 1 habe ſich die bisherigen An-
ordnungen, von denen nur der niedere Clerus und die Klo-
ſtergeiſtlichkeit betroffen worden, gefallen laſſen, aber etwas
ganz anders ſey es, nun auch die höhere Geiſtlichkeit, einen
1 Schreiben Luthers 24 Jan. 1541. D. W. V, 331.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/280>, abgerufen am 25.11.2024.
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