verließ, eilte ihm von den beiden französischen Gesandten der- jenige, der sich zu den Protestanten hielt, nach, und versuchte alles um ihn auf die Seite seines Königs zu ziehen: man kann denken daß es ganz vergeblich war.
Auch mit Johann Friedrich ward in Worms und Re- gensburg eifrig unterhandelt. Mehr als einmal erklärte Gran- vella, wie leicht es demselben seyn werde einen gnädigsten Kaiser zu erlangen: wie das Haus Östreich nichts mehr wün- sche als die alte Freundschaft mit Sachsen zu erneuern. Jo- hann Friedrich gieng jedoch dießmal nicht darauf ein: er be- merkte, der Zweck der Kaiserlichen sey doch nur, ihn von seinem Schwager dem Herzog von Cleve zu trennen. Wäre die Declaration nicht so höchst zufriedenstellend ausgefallen, so würde Johann Friedrich und vielleicht mit ihm der schmal- kaldische Bund trotz des hessischen Widerspruches sich doch wohl mit Cleve vereinigt haben.
Überhaupt machte dieß Verhältniß zu Cleve jetzt den vornehmsten Gesichtspunct der kaiserlichen Politik aus.
Darauf vor allem war auch der Vertrag berechnet den der Kaiser am 24 Juli 1541 mit Joachim von Branden- burg schloß. 1Joachim sagte zu, in der clevisch-geldrischen Angelegenheit auf der Seite des Kaisers und von seinem Rathe zu seyn, ihm zur Erwerbung der streitigen Lande durch seine Freunde und Unterthanen, oder auch in Person, Förde- rung und Beistand zu leisten; in der Sache der Wahl, die aufs neue in Anregung gebracht ward, oder wenn Werbun- gen zu Gunsten von Frankreich versucht werden sollten, ver- sprach er die Partei des Kaisers zu halten: er sicherte ihm
1 Ich werde den Vertrag (aus dem Archiv zu Berlin) im Anhang mittheilen.
Siebentes Buch. Fuͤnftes Capitel.
verließ, eilte ihm von den beiden franzöſiſchen Geſandten der- jenige, der ſich zu den Proteſtanten hielt, nach, und verſuchte alles um ihn auf die Seite ſeines Königs zu ziehen: man kann denken daß es ganz vergeblich war.
Auch mit Johann Friedrich ward in Worms und Re- gensburg eifrig unterhandelt. Mehr als einmal erklärte Gran- vella, wie leicht es demſelben ſeyn werde einen gnädigſten Kaiſer zu erlangen: wie das Haus Öſtreich nichts mehr wün- ſche als die alte Freundſchaft mit Sachſen zu erneuern. Jo- hann Friedrich gieng jedoch dießmal nicht darauf ein: er be- merkte, der Zweck der Kaiſerlichen ſey doch nur, ihn von ſeinem Schwager dem Herzog von Cleve zu trennen. Wäre die Declaration nicht ſo höchſt zufriedenſtellend ausgefallen, ſo würde Johann Friedrich und vielleicht mit ihm der ſchmal- kaldiſche Bund trotz des heſſiſchen Widerſpruches ſich doch wohl mit Cleve vereinigt haben.
Überhaupt machte dieß Verhältniß zu Cleve jetzt den vornehmſten Geſichtspunct der kaiſerlichen Politik aus.
Darauf vor allem war auch der Vertrag berechnet den der Kaiſer am 24 Juli 1541 mit Joachim von Branden- burg ſchloß. 1Joachim ſagte zu, in der cleviſch-geldriſchen Angelegenheit auf der Seite des Kaiſers und von ſeinem Rathe zu ſeyn, ihm zur Erwerbung der ſtreitigen Lande durch ſeine Freunde und Unterthanen, oder auch in Perſon, Förde- rung und Beiſtand zu leiſten; in der Sache der Wahl, die aufs neue in Anregung gebracht ward, oder wenn Werbun- gen zu Gunſten von Frankreich verſucht werden ſollten, ver- ſprach er die Partei des Kaiſers zu halten: er ſicherte ihm
1 Ich werde den Vertrag (aus dem Archiv zu Berlin) im Anhang mittheilen.
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Siebentes Buch. Fuͤnftes Capitel.
verließ, eilte ihm von den beiden franzöſiſchen Geſandten der-
jenige, der ſich zu den Proteſtanten hielt, nach, und verſuchte
alles um ihn auf die Seite ſeines Königs zu ziehen: man
kann denken daß es ganz vergeblich war.
Auch mit Johann Friedrich ward in Worms und Re-
gensburg eifrig unterhandelt. Mehr als einmal erklärte Gran-
vella, wie leicht es demſelben ſeyn werde einen gnädigſten
Kaiſer zu erlangen: wie das Haus Öſtreich nichts mehr wün-
ſche als die alte Freundſchaft mit Sachſen zu erneuern. Jo-
hann Friedrich gieng jedoch dießmal nicht darauf ein: er be-
merkte, der Zweck der Kaiſerlichen ſey doch nur, ihn von
ſeinem Schwager dem Herzog von Cleve zu trennen. Wäre
die Declaration nicht ſo höchſt zufriedenſtellend ausgefallen,
ſo würde Johann Friedrich und vielleicht mit ihm der ſchmal-
kaldiſche Bund trotz des heſſiſchen Widerſpruches ſich doch
wohl mit Cleve vereinigt haben.
Überhaupt machte dieß Verhältniß zu Cleve jetzt den
vornehmſten Geſichtspunct der kaiſerlichen Politik aus.
Darauf vor allem war auch der Vertrag berechnet den
der Kaiſer am 24 Juli 1541 mit Joachim von Branden-
burg ſchloß. 1 Joachim ſagte zu, in der cleviſch-geldriſchen
Angelegenheit auf der Seite des Kaiſers und von ſeinem
Rathe zu ſeyn, ihm zur Erwerbung der ſtreitigen Lande durch
ſeine Freunde und Unterthanen, oder auch in Perſon, Förde-
rung und Beiſtand zu leiſten; in der Sache der Wahl, die
aufs neue in Anregung gebracht ward, oder wenn Werbun-
gen zu Gunſten von Frankreich verſucht werden ſollten, ver-
ſprach er die Partei des Kaiſers zu halten: er ſicherte ihm
1 Ich werde den Vertrag (aus dem Archiv zu Berlin) im
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/238>, abgerufen am 23.11.2024.
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