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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Siebentes Buch. Fünftes Capitel.
daß der Beschluß hiezu schon im Jahr 1524 gefaßt war.
Daß er rückgängig wurde, darin lag der nächste Anlaß zu
dem Zerwürfniß der Nation, zu den Provincialeinrichtungen
welche einzelne Stände unternahmen. Aber auch diese waren
so rasch und großartig fortgeschritten, daß man nun obwohl
auf einem ganz andern Standpunct doch jenen Gedanken
nothgedrungen wieder ergriff.

Gespräch zu Worms.

Im November des Jahres 1540 kamen die Abgeord-
neten der verschiedenen Stände in Worms zusammen.

Die Protestanten hegten die Hofnung, in einem freien
Gespräche die Oberhand zu behalten und ihren Meinungen im
Reiche weitere Bahn zu eröffnen. Schon im Voraus zeigten
ihnen die beiden Abgeordneten des Kaisers, welche unmittelbar
von dessen Hoflager anlangten, Naves und Granvella, Gunst
und Geneigtheit. Der erste versicherte, von der Herstellung
der geistlichen Güter solle dießmal nicht die Rede seyn: er
gab zu, daß man erst untersuchen müss[ - 3 Zeichen fehlen]welche Partei die-
selben ihrer ursprünglichen Bestimmung gemäß verwende, und
ergoß sich in Ausrufungen gegen das Kammergericht, von
dessen Händeln der Kaiser nichts wisse. Granvella, der etwas
später eintraf, hob den Gedanken einer Reformation der al-
ten Kirche hervor, und empfahl die Vereinigung auch aus
dem Grunde, weil die Spaltung ja doch nur dem Papste
nützlich sey. Der päpstliche Nuntius genoß sein Vertrauen
mit nichten. Unter anderm legte ihm dieser einst ein angeb-
lich von den Protestanten ausgegangenes sehr anzügliches

Siebentes Buch. Fuͤnftes Capitel.
daß der Beſchluß hiezu ſchon im Jahr 1524 gefaßt war.
Daß er rückgängig wurde, darin lag der nächſte Anlaß zu
dem Zerwürfniß der Nation, zu den Provincialeinrichtungen
welche einzelne Stände unternahmen. Aber auch dieſe waren
ſo raſch und großartig fortgeſchritten, daß man nun obwohl
auf einem ganz andern Standpunct doch jenen Gedanken
nothgedrungen wieder ergriff.

Geſpräch zu Worms.

Im November des Jahres 1540 kamen die Abgeord-
neten der verſchiedenen Stände in Worms zuſammen.

Die Proteſtanten hegten die Hofnung, in einem freien
Geſpräche die Oberhand zu behalten und ihren Meinungen im
Reiche weitere Bahn zu eröffnen. Schon im Voraus zeigten
ihnen die beiden Abgeordneten des Kaiſers, welche unmittelbar
von deſſen Hoflager anlangten, Naves und Granvella, Gunſt
und Geneigtheit. Der erſte verſicherte, von der Herſtellung
der geiſtlichen Güter ſolle dießmal nicht die Rede ſeyn: er
gab zu, daß man erſt unterſuchen müſſ[ – 3 Zeichen fehlen]welche Partei die-
ſelben ihrer urſprünglichen Beſtimmung gemäß verwende, und
ergoß ſich in Ausrufungen gegen das Kammergericht, von
deſſen Händeln der Kaiſer nichts wiſſe. Granvella, der etwas
ſpäter eintraf, hob den Gedanken einer Reformation der al-
ten Kirche hervor, und empfahl die Vereinigung auch aus
dem Grunde, weil die Spaltung ja doch nur dem Papſte
nützlich ſey. Der päpſtliche Nuntius genoß ſein Vertrauen
mit nichten. Unter anderm legte ihm dieſer einſt ein angeb-
lich von den Proteſtanten ausgegangenes ſehr anzügliches

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[196/0208] Siebentes Buch. Fuͤnftes Capitel. daß der Beſchluß hiezu ſchon im Jahr 1524 gefaßt war. Daß er rückgängig wurde, darin lag der nächſte Anlaß zu dem Zerwürfniß der Nation, zu den Provincialeinrichtungen welche einzelne Stände unternahmen. Aber auch dieſe waren ſo raſch und großartig fortgeſchritten, daß man nun obwohl auf einem ganz andern Standpunct doch jenen Gedanken nothgedrungen wieder ergriff. Geſpräch zu Worms. Im November des Jahres 1540 kamen die Abgeord- neten der verſchiedenen Stände in Worms zuſammen. Die Proteſtanten hegten die Hofnung, in einem freien Geſpräche die Oberhand zu behalten und ihren Meinungen im Reiche weitere Bahn zu eröffnen. Schon im Voraus zeigten ihnen die beiden Abgeordneten des Kaiſers, welche unmittelbar von deſſen Hoflager anlangten, Naves und Granvella, Gunſt und Geneigtheit. Der erſte verſicherte, von der Herſtellung der geiſtlichen Güter ſolle dießmal nicht die Rede ſeyn: er gab zu, daß man erſt unterſuchen müſſ___welche Partei die- ſelben ihrer urſprünglichen Beſtimmung gemäß verwende, und ergoß ſich in Ausrufungen gegen das Kammergericht, von deſſen Händeln der Kaiſer nichts wiſſe. Granvella, der etwas ſpäter eintraf, hob den Gedanken einer Reformation der al- ten Kirche hervor, und empfahl die Vereinigung auch aus dem Grunde, weil die Spaltung ja doch nur dem Papſte nützlich ſey. Der päpſtliche Nuntius genoß ſein Vertrauen mit nichten. Unter anderm legte ihm dieſer einſt ein angeb- lich von den Proteſtanten ausgegangenes ſehr anzügliches

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/208>, abgerufen am 24.11.2024.