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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Versammlung zu Hagenau.
der Stände friedfertige und verständige Männer in glei-
cher Anzahl versammelt werden sollten um sich freundlich,
christlich und der heiligen Schrift gemäß über alle strei-
tigen Puncte zu besprechen und sie wo möglich zur Ver-
gleichung zu bringen. König Ferdinand schlug vor, da-
bei von den Resultaten der letzten Augsburger Conferenzen
auszugehn; die Protestanten, welche die Erinnerung an die-
sen Reichstag überhaupt flohen, schienen zu glauben, daß
dann vielleicht jeder Stand bei seinen damals geäußerten
Meinungen festgehalten werden solle, was für sie, da seit-
dem so viele Andere auf ihre Seite getreten, ein offenba-
rer Nachtheil gewesen wäre: auf ihren Antrag wurde be-
schlossen, daß ihre Confession und deren Apologie bei dem
neuen Gespräche zu Grunde gelegt werden solle. Man be-
stimmte dieß Mal alles so genau wie möglich: den Termin,
der nach Verlauf von zehn Wochen festgesetzt ward, so wie
die Theilnehmer. Der Hauptunterschied in den Ständen
lag noch immer in dem Gegensatze der Majorität, welche
die Abschiede von [ - 3 Zeichen fehlen]29 und 1530 angenommen, und der
Minorität, welche dieselben zurückgewiesen. Der König er-
nannte sogleich diejenigen elf Mitglieder der Majorität, welche
ihre Gelehrten zu dem Gespräche herbeisenden sollten. Den
Protestanten blieb es überlassen, sich über eine gleiche An-
zahl unter einander zu verständigen. Auf geistliche oder welt-
liche Würde nahm man dabei, wie sich von selbst versteht,
keine Rücksicht.

Seit dem Anfang der reformatorischen Bewegung war
es der allgemeine Wunsch gewesen, die religiösen Streitig-
keiten innerhalb der Nation zu beseitigen. Wir erinnern uns,

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Verſammlung zu Hagenau.
der Stände friedfertige und verſtändige Männer in glei-
cher Anzahl verſammelt werden ſollten um ſich freundlich,
chriſtlich und der heiligen Schrift gemäß über alle ſtrei-
tigen Puncte zu beſprechen und ſie wo möglich zur Ver-
gleichung zu bringen. König Ferdinand ſchlug vor, da-
bei von den Reſultaten der letzten Augsburger Conferenzen
auszugehn; die Proteſtanten, welche die Erinnerung an die-
ſen Reichstag überhaupt flohen, ſchienen zu glauben, daß
dann vielleicht jeder Stand bei ſeinen damals geäußerten
Meinungen feſtgehalten werden ſolle, was für ſie, da ſeit-
dem ſo viele Andere auf ihre Seite getreten, ein offenba-
rer Nachtheil geweſen wäre: auf ihren Antrag wurde be-
ſchloſſen, daß ihre Confeſſion und deren Apologie bei dem
neuen Geſpräche zu Grunde gelegt werden ſolle. Man be-
ſtimmte dieß Mal alles ſo genau wie möglich: den Termin,
der nach Verlauf von zehn Wochen feſtgeſetzt ward, ſo wie
die Theilnehmer. Der Hauptunterſchied in den Ständen
lag noch immer in dem Gegenſatze der Majorität, welche
die Abſchiede von [ – 3 Zeichen fehlen]29 und 1530 angenommen, und der
Minorität, welche dieſelben zurückgewieſen. Der König er-
nannte ſogleich diejenigen elf Mitglieder der Majorität, welche
ihre Gelehrten zu dem Geſpräche herbeiſenden ſollten. Den
Proteſtanten blieb es überlaſſen, ſich über eine gleiche An-
zahl unter einander zu verſtändigen. Auf geiſtliche oder welt-
liche Würde nahm man dabei, wie ſich von ſelbſt verſteht,
keine Rückſicht.

Seit dem Anfang der reformatoriſchen Bewegung war
es der allgemeine Wunſch geweſen, die religiöſen Streitig-
keiten innerhalb der Nation zu beſeitigen. Wir erinnern uns,

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[195/0207] Verſammlung zu Hagenau. der Stände friedfertige und verſtändige Männer in glei- cher Anzahl verſammelt werden ſollten um ſich freundlich, chriſtlich und der heiligen Schrift gemäß über alle ſtrei- tigen Puncte zu beſprechen und ſie wo möglich zur Ver- gleichung zu bringen. König Ferdinand ſchlug vor, da- bei von den Reſultaten der letzten Augsburger Conferenzen auszugehn; die Proteſtanten, welche die Erinnerung an die- ſen Reichstag überhaupt flohen, ſchienen zu glauben, daß dann vielleicht jeder Stand bei ſeinen damals geäußerten Meinungen feſtgehalten werden ſolle, was für ſie, da ſeit- dem ſo viele Andere auf ihre Seite getreten, ein offenba- rer Nachtheil geweſen wäre: auf ihren Antrag wurde be- ſchloſſen, daß ihre Confeſſion und deren Apologie bei dem neuen Geſpräche zu Grunde gelegt werden ſolle. Man be- ſtimmte dieß Mal alles ſo genau wie möglich: den Termin, der nach Verlauf von zehn Wochen feſtgeſetzt ward, ſo wie die Theilnehmer. Der Hauptunterſchied in den Ständen lag noch immer in dem Gegenſatze der Majorität, welche die Abſchiede von ___29 und 1530 angenommen, und der Minorität, welche dieſelben zurückgewieſen. Der König er- nannte ſogleich diejenigen elf Mitglieder der Majorität, welche ihre Gelehrten zu dem Geſpräche herbeiſenden ſollten. Den Proteſtanten blieb es überlaſſen, ſich über eine gleiche An- zahl unter einander zu verſtändigen. Auf geiſtliche oder welt- liche Würde nahm man dabei, wie ſich von ſelbſt verſteht, keine Rückſicht. Seit dem Anfang der reformatoriſchen Bewegung war es der allgemeine Wunſch geweſen, die religiöſen Streitig- keiten innerhalb der Nation zu beſeitigen. Wir erinnern uns, 13*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/207>, abgerufen am 24.11.2024.