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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Sechstes Buch. Zehntes Capitel.

Dagegen nahmen auch die Lübecker nochmals alle
ihre Kräfte zusammen.

Es gelang ihnen, einen benachbarten Fürsten, Herzog
Albrecht von Mecklenburg, für ihre Sache zu gewinnen.

Herzog Albrecht, der die Partei des abgesetzten und
gefangenen Christiern mit großer Anhänglichkeit gehalten,
hat später erklärt, er habe keine Bestallung von Lübeck
dazu angenommen, sein Beweggrund sey nur gewesen, daß
er es löblich und gut gefunden, einen christgesalbten Kö-
nig zu erledigen, der wider Brief und Siegel im Ge-
fängniß gehalten werde. 1 Man hat gesagt, es sey ihm
dafür die Krone von Dänemark, oder sogar von Schwe-
den versprochen worden. So ganz unbedingt war dieß
wohl nicht der Fall. Nach den Aussagen Wullenwebers
versprach man ihm nur, ihn dabei zu schützen, was er
von König Christiern sich verschaffe. 2 Doch mögen wohl
auch bestimmtere Aussichten aufgestellt worden seyn; nach
Hopfensteiner wäre 3 die Meinung der Lübecker gewesen,
wenn König Christiern befreit werde, solle Herzog Al-
brecht gleichwohl Regent in Dänemark bleiben, der König
vielleicht in Lübeck nach seinem Range unterhalten werden,
und sie alle die Vortheile genießen lassen, die sie schon

1 Erklärung Albrechts Montag nach Reminiscere 1537 (A.
z. Br.).
2 Interrogat.
3 Hopfensteiner 26. Nov. 1534, wo die Unterhandlungen schon
im Gange waren. Die Aussicht, Mecklenburg zu gewinnen, trug
wohl das meiste dazu bei, daß man die Erbietungen Christians von
sich wies. Wullenweber versichert, daß er weder jenen Frieden ge-
hindert, noch auch Herzog Albrecht geworben, sondern daß dieß durch
Andere geschehen sey, so hängt es sehr gut zusammen.
Sechstes Buch. Zehntes Capitel.

Dagegen nahmen auch die Lübecker nochmals alle
ihre Kräfte zuſammen.

Es gelang ihnen, einen benachbarten Fürſten, Herzog
Albrecht von Mecklenburg, für ihre Sache zu gewinnen.

Herzog Albrecht, der die Partei des abgeſetzten und
gefangenen Chriſtiern mit großer Anhänglichkeit gehalten,
hat ſpäter erklärt, er habe keine Beſtallung von Lübeck
dazu angenommen, ſein Beweggrund ſey nur geweſen, daß
er es löblich und gut gefunden, einen chriſtgeſalbten Kö-
nig zu erledigen, der wider Brief und Siegel im Ge-
fängniß gehalten werde. 1 Man hat geſagt, es ſey ihm
dafür die Krone von Dänemark, oder ſogar von Schwe-
den verſprochen worden. So ganz unbedingt war dieß
wohl nicht der Fall. Nach den Ausſagen Wullenwebers
verſprach man ihm nur, ihn dabei zu ſchützen, was er
von König Chriſtiern ſich verſchaffe. 2 Doch mögen wohl
auch beſtimmtere Ausſichten aufgeſtellt worden ſeyn; nach
Hopfenſteiner wäre 3 die Meinung der Lübecker geweſen,
wenn König Chriſtiern befreit werde, ſolle Herzog Al-
brecht gleichwohl Regent in Dänemark bleiben, der König
vielleicht in Lübeck nach ſeinem Range unterhalten werden,
und ſie alle die Vortheile genießen laſſen, die ſie ſchon

1 Erklaͤrung Albrechts Montag nach Reminiscere 1537 (A.
z. Br.).
2 Interrogat.
3 Hopfenſteiner 26. Nov. 1534, wo die Unterhandlungen ſchon
im Gange waren. Die Ausſicht, Mecklenburg zu gewinnen, trug
wohl das meiſte dazu bei, daß man die Erbietungen Chriſtians von
ſich wies. Wullenweber verſichert, daß er weder jenen Frieden ge-
hindert, noch auch Herzog Albrecht geworben, ſondern daß dieß durch
Andere geſchehen ſey, ſo haͤngt es ſehr gut zuſammen.
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[590/0606] Sechstes Buch. Zehntes Capitel. Dagegen nahmen auch die Lübecker nochmals alle ihre Kräfte zuſammen. Es gelang ihnen, einen benachbarten Fürſten, Herzog Albrecht von Mecklenburg, für ihre Sache zu gewinnen. Herzog Albrecht, der die Partei des abgeſetzten und gefangenen Chriſtiern mit großer Anhänglichkeit gehalten, hat ſpäter erklärt, er habe keine Beſtallung von Lübeck dazu angenommen, ſein Beweggrund ſey nur geweſen, daß er es löblich und gut gefunden, einen chriſtgeſalbten Kö- nig zu erledigen, der wider Brief und Siegel im Ge- fängniß gehalten werde. 1 Man hat geſagt, es ſey ihm dafür die Krone von Dänemark, oder ſogar von Schwe- den verſprochen worden. So ganz unbedingt war dieß wohl nicht der Fall. Nach den Ausſagen Wullenwebers verſprach man ihm nur, ihn dabei zu ſchützen, was er von König Chriſtiern ſich verſchaffe. 2 Doch mögen wohl auch beſtimmtere Ausſichten aufgeſtellt worden ſeyn; nach Hopfenſteiner wäre 3 die Meinung der Lübecker geweſen, wenn König Chriſtiern befreit werde, ſolle Herzog Al- brecht gleichwohl Regent in Dänemark bleiben, der König vielleicht in Lübeck nach ſeinem Range unterhalten werden, und ſie alle die Vortheile genießen laſſen, die ſie ſchon 1 Erklaͤrung Albrechts Montag nach Reminiscere 1537 (A. z. Br.). 2 Interrogat. 3 Hopfenſteiner 26. Nov. 1534, wo die Unterhandlungen ſchon im Gange waren. Die Ausſicht, Mecklenburg zu gewinnen, trug wohl das meiſte dazu bei, daß man die Erbietungen Chriſtians von ſich wies. Wullenweber verſichert, daß er weder jenen Frieden ge- hindert, noch auch Herzog Albrecht geworben, ſondern daß dieß durch Andere geſchehen ſey, ſo haͤngt es ſehr gut zuſammen.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/606>, abgerufen am 04.05.2024.