liren, sich endlich in die Gewalt seines Feindes zu ergeben. So viel ich finde, war es der Abgeordnete von Lübeck, welcher den Rath gab, Christiern auf immer festzuhalten.
Und wie das nun eine Niederlage zugleich der Hol- länder war, so bekamen diese auf der Stelle die Folgen davon zu empfinden. Im Sommer des Jahres 1532 la- gen über 400 Kauffahrer in Holland still; 10000 Boots- leute waren unbeschäftigt; die Last des Getraides stieg auf das Doppelte ihres gewöhnlichen Preises. 1 König Frie- drich hatte sich, als Christiern noch in Norwegen stand, zu einem glimpflichen Vertrage bewegen lassen; aber eben kraft desselben machte er nun auf einen Schadenersatz An- spruch, den er sehr hoch anschlug, und den man in den Niederlanden sich zu zahlen weigerte. Der König entließ die Gesandten der Statthalterin mit einem schlechten Be- scheide; die Lübecker nahmen die Kirchenschätze die sie ein- gezogen aus ihrer Tresekammer und rüsteten damit ein Ge- schwader aus, welches sich im Jahr 1533 in den Sund legte.
Hierauf rüsteten auch die großen Städte in Holland eine Flotte zur Bestrafung derer von Lübeck, "Seiner Ma- jestät Aufrührer und Feinde."
Sie erinnerten an die hohe Würde, die ihr Fürst be- kleidete, gleich als erwachse ihnen daraus eine größere Be- rechtigung.
Zwischen den beiden Theilen der alten Hanse schien es zu einer Entscheidung mit den Waffen und auf immer kommen zu müssen: zumal da jene demokratische Faction
1 Wagenaar niederländische Geschichte II, 423.
Sechstes Buch. Zehntes Capitel.
liren, ſich endlich in die Gewalt ſeines Feindes zu ergeben. So viel ich finde, war es der Abgeordnete von Lübeck, welcher den Rath gab, Chriſtiern auf immer feſtzuhalten.
Und wie das nun eine Niederlage zugleich der Hol- länder war, ſo bekamen dieſe auf der Stelle die Folgen davon zu empfinden. Im Sommer des Jahres 1532 la- gen über 400 Kauffahrer in Holland ſtill; 10000 Boots- leute waren unbeſchäftigt; die Laſt des Getraides ſtieg auf das Doppelte ihres gewöhnlichen Preiſes. 1 König Frie- drich hatte ſich, als Chriſtiern noch in Norwegen ſtand, zu einem glimpflichen Vertrage bewegen laſſen; aber eben kraft deſſelben machte er nun auf einen Schadenerſatz An- ſpruch, den er ſehr hoch anſchlug, und den man in den Niederlanden ſich zu zahlen weigerte. Der König entließ die Geſandten der Statthalterin mit einem ſchlechten Be- ſcheide; die Lübecker nahmen die Kirchenſchätze die ſie ein- gezogen aus ihrer Treſekammer und rüſteten damit ein Ge- ſchwader aus, welches ſich im Jahr 1533 in den Sund legte.
Hierauf rüſteten auch die großen Städte in Holland eine Flotte zur Beſtrafung derer von Lübeck, „Seiner Ma- jeſtät Aufrührer und Feinde.“
Sie erinnerten an die hohe Würde, die ihr Fürſt be- kleidete, gleich als erwachſe ihnen daraus eine größere Be- rechtigung.
Zwiſchen den beiden Theilen der alten Hanſe ſchien es zu einer Entſcheidung mit den Waffen und auf immer kommen zu müſſen: zumal da jene demokratiſche Faction
1 Wagenaar niederlaͤndiſche Geſchichte II, 423.
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[572/0588]
Sechstes Buch. Zehntes Capitel.
liren, ſich endlich in die Gewalt ſeines Feindes zu ergeben.
So viel ich finde, war es der Abgeordnete von Lübeck,
welcher den Rath gab, Chriſtiern auf immer feſtzuhalten.
Und wie das nun eine Niederlage zugleich der Hol-
länder war, ſo bekamen dieſe auf der Stelle die Folgen
davon zu empfinden. Im Sommer des Jahres 1532 la-
gen über 400 Kauffahrer in Holland ſtill; 10000 Boots-
leute waren unbeſchäftigt; die Laſt des Getraides ſtieg auf
das Doppelte ihres gewöhnlichen Preiſes. 1 König Frie-
drich hatte ſich, als Chriſtiern noch in Norwegen ſtand,
zu einem glimpflichen Vertrage bewegen laſſen; aber eben
kraft deſſelben machte er nun auf einen Schadenerſatz An-
ſpruch, den er ſehr hoch anſchlug, und den man in den
Niederlanden ſich zu zahlen weigerte. Der König entließ
die Geſandten der Statthalterin mit einem ſchlechten Be-
ſcheide; die Lübecker nahmen die Kirchenſchätze die ſie ein-
gezogen aus ihrer Treſekammer und rüſteten damit ein Ge-
ſchwader aus, welches ſich im Jahr 1533 in den Sund
legte.
Hierauf rüſteten auch die großen Städte in Holland
eine Flotte zur Beſtrafung derer von Lübeck, „Seiner Ma-
jeſtät Aufrührer und Feinde.“
Sie erinnerten an die hohe Würde, die ihr Fürſt be-
kleidete, gleich als erwachſe ihnen daraus eine größere Be-
rechtigung.
Zwiſchen den beiden Theilen der alten Hanſe ſchien
es zu einer Entſcheidung mit den Waffen und auf immer
kommen zu müſſen: zumal da jene demokratiſche Faction
1 Wagenaar niederlaͤndiſche Geſchichte II, 423.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/588>, abgerufen am 22.11.2024.
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