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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Hülfe der Kreise von Sachsen und Hessen.
beharrliche Hülfe zu beschließen. Aber um für eine eilende
in jedem Augenblick gerüstet zu seyn, kamen sie überein, sich
mit so viel Geld zu versehn, als ein monatlicher Anschlag
für den letzten Türkenkrieg betragen habe.

Mittlerweile waren auch entferntere Stände wie Sach-
sen und Hessen herbeigezogen worden. Sächsische Räthe ka-
men Anfangs November mit den cölnischen und clevischen
zu Essen, die hessischen bald darauf mit den Räthen von
Pfalz, Mainz, Trier und Würzburg zu Oberwesel zusammen.
Was ihren Berathungen Nachdruck gab, war die Furcht,
daß der Bischof etwa das Haus Burgund zur Hülfe rufen,
und dieß bei dieser Gelegenheit sich Münsters bemächtigen
möchte; wie denn Maria in den Niederlanden von ihren
Landständen schon Hülfe für Münster forderte. Da verpflich-
tete sich Sachsen doch lieber selbst an den Kosten jener Blo-
kade gleichmäßig Antheil zu nehmen. Ehrgeizige Pläne wa-
ren auch hier im Spiel; doch trieb die gegenseitige Eifer-
sucht einen jeden immer wieder in die gesetzlichen Schranken.

Im December kam jene in Mainz beschlossene Zu-
sammenkunft der drei Kreise -- der beiden schon genann-
ten und des oberrheinischen -- in Coblenz zu Stande.
Sie ließen sich bereit finden, die Kosten der ferneren Blo-
kade gemeinschaftlich zu tragen. Es sollten 3000 Mann
vor Münster gehalten, und zu dem Ende 15000 G. mo-
natlich aufgebracht werden. Ein Feldhauptmann, Graf
Whirich von Dhaun ward ernannt, vier Kriegsräthe, von
Cöln, Trier, Cleve und Hessen sollten ihm zur Seite stehn;
das Kriegsvolk sollte den Kreisständen schwören. 1


1 Der Coblenzer Abschied findet sich nur bei Kersenbroik. In
Coblenz und in Düsseldorf suchte ich ihn vergebens.

Huͤlfe der Kreiſe von Sachſen und Heſſen.
beharrliche Hülfe zu beſchließen. Aber um für eine eilende
in jedem Augenblick gerüſtet zu ſeyn, kamen ſie überein, ſich
mit ſo viel Geld zu verſehn, als ein monatlicher Anſchlag
für den letzten Türkenkrieg betragen habe.

Mittlerweile waren auch entferntere Stände wie Sach-
ſen und Heſſen herbeigezogen worden. Sächſiſche Räthe ka-
men Anfangs November mit den cölniſchen und cleviſchen
zu Eſſen, die heſſiſchen bald darauf mit den Räthen von
Pfalz, Mainz, Trier und Würzburg zu Oberweſel zuſammen.
Was ihren Berathungen Nachdruck gab, war die Furcht,
daß der Biſchof etwa das Haus Burgund zur Hülfe rufen,
und dieß bei dieſer Gelegenheit ſich Münſters bemächtigen
möchte; wie denn Maria in den Niederlanden von ihren
Landſtänden ſchon Hülfe für Münſter forderte. Da verpflich-
tete ſich Sachſen doch lieber ſelbſt an den Koſten jener Blo-
kade gleichmäßig Antheil zu nehmen. Ehrgeizige Pläne wa-
ren auch hier im Spiel; doch trieb die gegenſeitige Eifer-
ſucht einen jeden immer wieder in die geſetzlichen Schranken.

Im December kam jene in Mainz beſchloſſene Zu-
ſammenkunft der drei Kreiſe — der beiden ſchon genann-
ten und des oberrheiniſchen — in Coblenz zu Stande.
Sie ließen ſich bereit finden, die Koſten der ferneren Blo-
kade gemeinſchaftlich zu tragen. Es ſollten 3000 Mann
vor Münſter gehalten, und zu dem Ende 15000 G. mo-
natlich aufgebracht werden. Ein Feldhauptmann, Graf
Whirich von Dhaun ward ernannt, vier Kriegsräthe, von
Cöln, Trier, Cleve und Heſſen ſollten ihm zur Seite ſtehn;
das Kriegsvolk ſollte den Kreisſtänden ſchwören. 1


1 Der Coblenzer Abſchied findet ſich nur bei Kerſenbroik. In
Coblenz und in Duͤſſeldorf ſuchte ich ihn vergebens.
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[551/0567] Huͤlfe der Kreiſe von Sachſen und Heſſen. beharrliche Hülfe zu beſchließen. Aber um für eine eilende in jedem Augenblick gerüſtet zu ſeyn, kamen ſie überein, ſich mit ſo viel Geld zu verſehn, als ein monatlicher Anſchlag für den letzten Türkenkrieg betragen habe. Mittlerweile waren auch entferntere Stände wie Sach- ſen und Heſſen herbeigezogen worden. Sächſiſche Räthe ka- men Anfangs November mit den cölniſchen und cleviſchen zu Eſſen, die heſſiſchen bald darauf mit den Räthen von Pfalz, Mainz, Trier und Würzburg zu Oberweſel zuſammen. Was ihren Berathungen Nachdruck gab, war die Furcht, daß der Biſchof etwa das Haus Burgund zur Hülfe rufen, und dieß bei dieſer Gelegenheit ſich Münſters bemächtigen möchte; wie denn Maria in den Niederlanden von ihren Landſtänden ſchon Hülfe für Münſter forderte. Da verpflich- tete ſich Sachſen doch lieber ſelbſt an den Koſten jener Blo- kade gleichmäßig Antheil zu nehmen. Ehrgeizige Pläne wa- ren auch hier im Spiel; doch trieb die gegenſeitige Eifer- ſucht einen jeden immer wieder in die geſetzlichen Schranken. Im December kam jene in Mainz beſchloſſene Zu- ſammenkunft der drei Kreiſe — der beiden ſchon genann- ten und des oberrheiniſchen — in Coblenz zu Stande. Sie ließen ſich bereit finden, die Koſten der ferneren Blo- kade gemeinſchaftlich zu tragen. Es ſollten 3000 Mann vor Münſter gehalten, und zu dem Ende 15000 G. mo- natlich aufgebracht werden. Ein Feldhauptmann, Graf Whirich von Dhaun ward ernannt, vier Kriegsräthe, von Cöln, Trier, Cleve und Heſſen ſollten ihm zur Seite ſtehn; das Kriegsvolk ſollte den Kreisſtänden ſchwören. 1 1 Der Coblenzer Abſchied findet ſich nur bei Kerſenbroik. In Coblenz und in Duͤſſeldorf ſuchte ich ihn vergebens.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/567>, abgerufen am 18.05.2024.