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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Sechstes Buch. Achtes Capitel.

Das war überhaupt der Zustand eines großen Theils
von Niederdeutschland. Dem Herzog Heinrich von Mek-
lenburg, der 1534 das Abendmahl unter beiderlei Gestalt
genommen, stand sein Bruder Albrecht mit dem größten
Theile der Landschaft entgegen. Welche Opposition die
Umwandlung in Holstein noch immer fand, beweist ein
Schreiben Landgraf Philipps an Herzog Christian über die
Mittel, den Adel für dieselbe zu gewinnen. Fast überall
finden wir Capitel und Ritterschaften mit den reformatori-
schen Tendenzen der Städte in Widerstreit. Namentlich in
Westfalen war so eben der heftigste Kampf ausgebrochen.

In den westfälischen Städten setzte sich die Bewegung
fort, wie sie in den niedersächsischen begonnen. Lutheri-
sche Lieder wurden von den Knaben vor den Thüren, von
Männern und Frauen innerhalb der Häuser, erst bei Abend
dann bei Tage gesungen, lutherische Prädicanten erschienen.
Hie und da lösten sich die Klöster von selbst auf, wie in
Hervord; Frater und Süsterhaus, welche bestehen blieben,
nahmen die Reformation an. 1 In Lemgo fand sich der
Pfarrer Pideritz, lange Zeit ein Anhänger von Johann
Eck, endlich durch die Gegenschriften überzeugt, reiste noch
einmal nach Braunschweig, um die Art und Weise der
Veränderung sich anzusehn; als er wiederkam, trat er als
evangelischer Pfarrer auf und reformirte die Stadt. Der
alte Bürgermeister Flörken, der die hierarchischen Ordnun-
gen bewunderte und sie für die einzig zulässige Darstellung

merschen Ritterschaft (25. October 1535) bei Medem Gesch. d. Einf.
der ev. Lehre in Pommern 197, 231.
1 Wolte, sagt Luther, daß die Klöster alle so ernstlich Gottes
Wort wolten beten und halten.
Sechstes Buch. Achtes Capitel.

Das war überhaupt der Zuſtand eines großen Theils
von Niederdeutſchland. Dem Herzog Heinrich von Mek-
lenburg, der 1534 das Abendmahl unter beiderlei Geſtalt
genommen, ſtand ſein Bruder Albrecht mit dem größten
Theile der Landſchaft entgegen. Welche Oppoſition die
Umwandlung in Holſtein noch immer fand, beweiſt ein
Schreiben Landgraf Philipps an Herzog Chriſtian über die
Mittel, den Adel für dieſelbe zu gewinnen. Faſt überall
finden wir Capitel und Ritterſchaften mit den reformatori-
ſchen Tendenzen der Städte in Widerſtreit. Namentlich in
Weſtfalen war ſo eben der heftigſte Kampf ausgebrochen.

In den weſtfäliſchen Städten ſetzte ſich die Bewegung
fort, wie ſie in den niederſächſiſchen begonnen. Lutheri-
ſche Lieder wurden von den Knaben vor den Thüren, von
Männern und Frauen innerhalb der Häuſer, erſt bei Abend
dann bei Tage geſungen, lutheriſche Prädicanten erſchienen.
Hie und da löſten ſich die Klöſter von ſelbſt auf, wie in
Hervord; Frater und Süſterhaus, welche beſtehen blieben,
nahmen die Reformation an. 1 In Lemgo fand ſich der
Pfarrer Pideritz, lange Zeit ein Anhänger von Johann
Eck, endlich durch die Gegenſchriften überzeugt, reiſte noch
einmal nach Braunſchweig, um die Art und Weiſe der
Veränderung ſich anzuſehn; als er wiederkam, trat er als
evangeliſcher Pfarrer auf und reformirte die Stadt. Der
alte Bürgermeiſter Flörken, der die hierarchiſchen Ordnun-
gen bewunderte und ſie für die einzig zuläſſige Darſtellung

merſchen Ritterſchaft (25. October 1535) bei Medem Geſch. d. Einf.
der ev. Lehre in Pommern 197, 231.
1 Wolte, ſagt Luther, daß die Kloͤſter alle ſo ernſtlich Gottes
Wort wolten beten und halten.
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[492/0508] Sechstes Buch. Achtes Capitel. Das war überhaupt der Zuſtand eines großen Theils von Niederdeutſchland. Dem Herzog Heinrich von Mek- lenburg, der 1534 das Abendmahl unter beiderlei Geſtalt genommen, ſtand ſein Bruder Albrecht mit dem größten Theile der Landſchaft entgegen. Welche Oppoſition die Umwandlung in Holſtein noch immer fand, beweiſt ein Schreiben Landgraf Philipps an Herzog Chriſtian über die Mittel, den Adel für dieſelbe zu gewinnen. Faſt überall finden wir Capitel und Ritterſchaften mit den reformatori- ſchen Tendenzen der Städte in Widerſtreit. Namentlich in Weſtfalen war ſo eben der heftigſte Kampf ausgebrochen. In den weſtfäliſchen Städten ſetzte ſich die Bewegung fort, wie ſie in den niederſächſiſchen begonnen. Lutheri- ſche Lieder wurden von den Knaben vor den Thüren, von Männern und Frauen innerhalb der Häuſer, erſt bei Abend dann bei Tage geſungen, lutheriſche Prädicanten erſchienen. Hie und da löſten ſich die Klöſter von ſelbſt auf, wie in Hervord; Frater und Süſterhaus, welche beſtehen blieben, nahmen die Reformation an. 1 In Lemgo fand ſich der Pfarrer Pideritz, lange Zeit ein Anhänger von Johann Eck, endlich durch die Gegenſchriften überzeugt, reiſte noch einmal nach Braunſchweig, um die Art und Weiſe der Veränderung ſich anzuſehn; als er wiederkam, trat er als evangeliſcher Pfarrer auf und reformirte die Stadt. Der alte Bürgermeiſter Flörken, der die hierarchiſchen Ordnun- gen bewunderte und ſie für die einzig zuläſſige Darſtellung 2 1 Wolte, ſagt Luther, daß die Kloͤſter alle ſo ernſtlich Gottes Wort wolten beten und halten. 2 merſchen Ritterſchaft (25. October 1535) bei Medem Geſch. d. Einf. der ev. Lehre in Pommern 197, 231.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/508>, abgerufen am 22.11.2024.