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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Sechstes Buch. Siebentes Capitel.
nem Erzbischof von Brindisi, Aleander bestand; Consisto-
rien wurden darüber gehalten. Die Frage war, ob man
das Concilium definitiv berufen, oder erst den Versuch ma-
chen wolle, die noch obschwebenden Feindseligkeiten zwi-
schen den christlichen Fürsten beizulegen. Denn mit die-
sen Zwistigkeiten pflegte der Papst seine Verzögerung zu
entschuldigen. In dem ersten Consistorium erklärten sich
in der That die Cardinäle für unverzügliche Berufung;
denn zu weit aussehend sey der Versuch jener Versöhnung.
Der Papst verschob die Beschlußnahme bis auf die nächste
Sitzung. In dieser, am 20. Dezember, fiel dann die Ent-
scheidung im Sinne des Papstes aus. Die Stimmenmehr-
heit erklärte, daß vor der Versöhnung das Concilium nicht
gehalten, ja sogar keine gemeinschaftliche Maaßregel ge-
gen die Türken oder gegen die Lutheraner genommen wer-
den könne. 1 Es läßt sich denken, wie mißvergnügt der
Kaiser hierüber war. Man suchte nur den Schein zu
retten, erließ Erklärungen, daß das Concilium auf jeden
Fall gehalten werden solle, schickte Abgeordnete, um es
scheinbar vorzubereiten, nach Deutschland; das war aber,

1 Diese Nachrichten finden sich freilich nicht bei Pallavicini,
allein sie sind authentisch. Ich entnahm sie aus dem Schreiben des
französischen Gesandten, Bischof von Auxerre, 24. Dez. 1532. Sire,
au premier consistoire, on partie des Cardinaux opina, qu'il fal-
loit pourvoir de faire ung concille tant pour obvier aux Luthe-
riens que au Turc, disans que la chose seroit trop longue de
vouloir a cette heure appoincter les princes chretiens, fut par
notre st. pere la chose remise a correcture jusqu'au pronchain
consistoire qui fut vendredi dernier, auquel fut conclu par sez
Ste et a la pluralite des voix que sans accorder lad. princes
chretiens ne se pouvoit faire ny concille ny pourvoir au Turc
ny auxd. Lutheriens.

Sechstes Buch. Siebentes Capitel.
nem Erzbiſchof von Brindiſi, Aleander beſtand; Conſiſto-
rien wurden darüber gehalten. Die Frage war, ob man
das Concilium definitiv berufen, oder erſt den Verſuch ma-
chen wolle, die noch obſchwebenden Feindſeligkeiten zwi-
ſchen den chriſtlichen Fürſten beizulegen. Denn mit die-
ſen Zwiſtigkeiten pflegte der Papſt ſeine Verzögerung zu
entſchuldigen. In dem erſten Conſiſtorium erklärten ſich
in der That die Cardinäle für unverzügliche Berufung;
denn zu weit ausſehend ſey der Verſuch jener Verſöhnung.
Der Papſt verſchob die Beſchlußnahme bis auf die nächſte
Sitzung. In dieſer, am 20. Dezember, fiel dann die Ent-
ſcheidung im Sinne des Papſtes aus. Die Stimmenmehr-
heit erklärte, daß vor der Verſöhnung das Concilium nicht
gehalten, ja ſogar keine gemeinſchaftliche Maaßregel ge-
gen die Türken oder gegen die Lutheraner genommen wer-
den könne. 1 Es läßt ſich denken, wie mißvergnügt der
Kaiſer hierüber war. Man ſuchte nur den Schein zu
retten, erließ Erklärungen, daß das Concilium auf jeden
Fall gehalten werden ſolle, ſchickte Abgeordnete, um es
ſcheinbar vorzubereiten, nach Deutſchland; das war aber,

1 Dieſe Nachrichten finden ſich freilich nicht bei Pallavicini,
allein ſie ſind authentiſch. Ich entnahm ſie aus dem Schreiben des
franzoͤſiſchen Geſandten, Biſchof von Auxerre, 24. Dez. 1532. Sire,
au premier consistoire, on partie des Cardinaux opina, qu’il fal-
loit pourvoir de faire ung concille tant pour obvier aux Luthe-
riens que au Turc, disans que la chose seroit trop longue de
vouloir à cette heure appoincter les princes chretiens, fut par
notre st. père la chose remise a correcture jusqu’au pronchain
consistoire qui fut vendredi dernier, auquel fut conclu par sez
S et à la pluralité des voix que sans accorder lad. princes
chretiens ne se pouvoit faire ny concille ny pourvoir au Turc
ny auxd. Lutheriens.
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[442/0458] Sechstes Buch. Siebentes Capitel. nem Erzbiſchof von Brindiſi, Aleander beſtand; Conſiſto- rien wurden darüber gehalten. Die Frage war, ob man das Concilium definitiv berufen, oder erſt den Verſuch ma- chen wolle, die noch obſchwebenden Feindſeligkeiten zwi- ſchen den chriſtlichen Fürſten beizulegen. Denn mit die- ſen Zwiſtigkeiten pflegte der Papſt ſeine Verzögerung zu entſchuldigen. In dem erſten Conſiſtorium erklärten ſich in der That die Cardinäle für unverzügliche Berufung; denn zu weit ausſehend ſey der Verſuch jener Verſöhnung. Der Papſt verſchob die Beſchlußnahme bis auf die nächſte Sitzung. In dieſer, am 20. Dezember, fiel dann die Ent- ſcheidung im Sinne des Papſtes aus. Die Stimmenmehr- heit erklärte, daß vor der Verſöhnung das Concilium nicht gehalten, ja ſogar keine gemeinſchaftliche Maaßregel ge- gen die Türken oder gegen die Lutheraner genommen wer- den könne. 1 Es läßt ſich denken, wie mißvergnügt der Kaiſer hierüber war. Man ſuchte nur den Schein zu retten, erließ Erklärungen, daß das Concilium auf jeden Fall gehalten werden ſolle, ſchickte Abgeordnete, um es ſcheinbar vorzubereiten, nach Deutſchland; das war aber, 1 Dieſe Nachrichten finden ſich freilich nicht bei Pallavicini, allein ſie ſind authentiſch. Ich entnahm ſie aus dem Schreiben des franzoͤſiſchen Geſandten, Biſchof von Auxerre, 24. Dez. 1532. Sire, au premier consistoire, on partie des Cardinaux opina, qu’il fal- loit pourvoir de faire ung concille tant pour obvier aux Luthe- riens que au Turc, disans que la chose seroit trop longue de vouloir à cette heure appoincter les princes chretiens, fut par notre st. père la chose remise a correcture jusqu’au pronchain consistoire qui fut vendredi dernier, auquel fut conclu par sez Sté et à la pluralité des voix que sans accorder lad. princes chretiens ne se pouvoit faire ny concille ny pourvoir au Turc ny auxd. Lutheriens.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/458>, abgerufen am 22.11.2024.