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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Zusammenkunft in Bologna 1532.

Wirklich hat man darüber unterhandelt; den Bevoll-
mächtigten Ferdinands und wahrscheinlich auch ihm selbst
kam die Sache nicht so ganz unannehmbar vor; aber in-
deß näherte sich der Anfall der Osmanen; alle Aufmerk-
samkeit mußte auf die Abwehr derselben gewendet werden,
und indeß waren die Umstände verändert.

Auf der Stelle erschien auch der Kaiser selber wieder
in Italien.

Es mag wahr seyn, was man behauptet, daß Man-
gel an hinreichenden Geldmitteln ihn bewog, das große
Heer wieder aufzulösen, und seinen Bruder nur mit unzu-
reichenden Kräften zurückzulassen: ein anderes Motiv lag
aber ohne Zweifel darin, daß persönliche Unterhandlungen
mit dem Papst noch einmal sehr dringend geworden wa-
ren. Am 5. Dezember traf er zu einer neuen Zusammen-
kunft mit demselben in Bologna ein.

Vor allem mußte hier die Sache des Conciliums vor-
genommen werden. Der Kaiser täuschte sich darüber nicht,
daß der Papst es zu vermeiden wünsche. 1 Aber er mochte
hoffen, seine persönliche Gegenwart, erneuerte Vorstellun-
gen über die Lage der Dinge in Deutschland, namentlich
die Gefahren einer Nationalversammlung, würden dem
Papst doch etwas abgewinnen. Unverzüglich begannen die
Conferenzen; der Papst bildete eine Congregation dafür,
die aus den Cardinälen Farnese, Cesis, Campeggi, und je-

1 Schon am 29. Juli 1531 schrieb er dieß seinem Bruder.
Plus va l'on avant, plus l'on appercoit que le pape n'y (für das
Concil) a voulente et que le roy de France luy ne veult de-
plaire, pensant par ce moyen le tenir gaigne.
(A. z. Brüssel.)
Zuſammenkunft in Bologna 1532.

Wirklich hat man darüber unterhandelt; den Bevoll-
mächtigten Ferdinands und wahrſcheinlich auch ihm ſelbſt
kam die Sache nicht ſo ganz unannehmbar vor; aber in-
deß näherte ſich der Anfall der Osmanen; alle Aufmerk-
ſamkeit mußte auf die Abwehr derſelben gewendet werden,
und indeß waren die Umſtände verändert.

Auf der Stelle erſchien auch der Kaiſer ſelber wieder
in Italien.

Es mag wahr ſeyn, was man behauptet, daß Man-
gel an hinreichenden Geldmitteln ihn bewog, das große
Heer wieder aufzulöſen, und ſeinen Bruder nur mit unzu-
reichenden Kräften zurückzulaſſen: ein anderes Motiv lag
aber ohne Zweifel darin, daß perſönliche Unterhandlungen
mit dem Papſt noch einmal ſehr dringend geworden wa-
ren. Am 5. Dezember traf er zu einer neuen Zuſammen-
kunft mit demſelben in Bologna ein.

Vor allem mußte hier die Sache des Conciliums vor-
genommen werden. Der Kaiſer täuſchte ſich darüber nicht,
daß der Papſt es zu vermeiden wünſche. 1 Aber er mochte
hoffen, ſeine perſönliche Gegenwart, erneuerte Vorſtellun-
gen über die Lage der Dinge in Deutſchland, namentlich
die Gefahren einer Nationalverſammlung, würden dem
Papſt doch etwas abgewinnen. Unverzüglich begannen die
Conferenzen; der Papſt bildete eine Congregation dafür,
die aus den Cardinälen Farneſe, Ceſis, Campeggi, und je-

1 Schon am 29. Juli 1531 ſchrieb er dieß ſeinem Bruder.
Plus va l’on avant, plus l’on appercoit que le pape n’y (fuͤr das
Concil) a voulenté et que le roy de France luy ne veult de-
plaire, pensant par ce moyen le tenir gaigné.
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[441/0457] Zuſammenkunft in Bologna 1532. Wirklich hat man darüber unterhandelt; den Bevoll- mächtigten Ferdinands und wahrſcheinlich auch ihm ſelbſt kam die Sache nicht ſo ganz unannehmbar vor; aber in- deß näherte ſich der Anfall der Osmanen; alle Aufmerk- ſamkeit mußte auf die Abwehr derſelben gewendet werden, und indeß waren die Umſtände verändert. Auf der Stelle erſchien auch der Kaiſer ſelber wieder in Italien. Es mag wahr ſeyn, was man behauptet, daß Man- gel an hinreichenden Geldmitteln ihn bewog, das große Heer wieder aufzulöſen, und ſeinen Bruder nur mit unzu- reichenden Kräften zurückzulaſſen: ein anderes Motiv lag aber ohne Zweifel darin, daß perſönliche Unterhandlungen mit dem Papſt noch einmal ſehr dringend geworden wa- ren. Am 5. Dezember traf er zu einer neuen Zuſammen- kunft mit demſelben in Bologna ein. Vor allem mußte hier die Sache des Conciliums vor- genommen werden. Der Kaiſer täuſchte ſich darüber nicht, daß der Papſt es zu vermeiden wünſche. 1 Aber er mochte hoffen, ſeine perſönliche Gegenwart, erneuerte Vorſtellun- gen über die Lage der Dinge in Deutſchland, namentlich die Gefahren einer Nationalverſammlung, würden dem Papſt doch etwas abgewinnen. Unverzüglich begannen die Conferenzen; der Papſt bildete eine Congregation dafür, die aus den Cardinälen Farneſe, Ceſis, Campeggi, und je- 1 Schon am 29. Juli 1531 ſchrieb er dieß ſeinem Bruder. Plus va l’on avant, plus l’on appercoit que le pape n’y (fuͤr das Concil) a voulenté et que le roy de France luy ne veult de- plaire, pensant par ce moyen le tenir gaigné. (A. z. Bruͤſſel.)

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/457>, abgerufen am 22.11.2024.