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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Erster Friede von Cappel.
Dann werden wir einen Krieg geführt haben, vortheilhaf-
ter als je ein anderer gewesen ist; Dinge ausgerichtet ha-
ben, die Gottes und der Städte Ehre nach viel hundert
Jahren noch verkündigen werden." 1

Wäre es auf Zwingli und auf Zürich allein ange-
kommen, so würden sie alles daran gewagt, und ihren
Vortheil bis zum äußersten Ziele verfolgt haben.

Allein, Krieg zu beginnen, Blut zu vergießen hat man
natürlich immer eine gerechte Scheu. Indem die Züricher
schon im Anzug waren, erschien der Ammann Ebli von
Glarus bei ihnen, und stellte ihnen vor, wie oft sie Liebes
und Leides mit denen erfahren, denen sie jetzt abgesagt. Er
machte um so mehr Eindruck, da er als ein braver Mann
bekannt war, der im Grunde dieselben Ansichten hegte, wie
in Zürich herrschten. Man bewilligte ihm einen Stillstand.
Nur Zwingli, der weiter in die Zukunft sah als die Andern,
war mit einer Nachgiebigkeit nicht zufrieden, die ihm sehr
unzeitig erschien. "Gevatter Ammann," sagte er zu Ebli,
"du wirst Gott müssen Rechenschaft geben." 2

Und indessen sprach sich auch Bern aus. Das ge-
waltige Umsichgreifen Zürichs war ihm nicht angenehm.
Bern erklärte, es werde seine Hülfe leisten, aber nur wenn
Zürich angegriffen werde, nicht wenn es angreife.

Auch in der Schweiz machte sich der Gedanke der
Standesabgeschlossenheit geltend, der in Deutschland herr-
schend geworden. Bern hielt die Bedingungen, welche Zwingli

1 Gutachten und Schreiben im Anhang zu Hottinger: Ge-
schichte der Eidgenossen II, 482.
2 Bullinger II, 170.

Erſter Friede von Cappel.
Dann werden wir einen Krieg geführt haben, vortheilhaf-
ter als je ein anderer geweſen iſt; Dinge ausgerichtet ha-
ben, die Gottes und der Städte Ehre nach viel hundert
Jahren noch verkündigen werden.“ 1

Wäre es auf Zwingli und auf Zürich allein ange-
kommen, ſo würden ſie alles daran gewagt, und ihren
Vortheil bis zum äußerſten Ziele verfolgt haben.

Allein, Krieg zu beginnen, Blut zu vergießen hat man
natürlich immer eine gerechte Scheu. Indem die Züricher
ſchon im Anzug waren, erſchien der Ammann Ebli von
Glarus bei ihnen, und ſtellte ihnen vor, wie oft ſie Liebes
und Leides mit denen erfahren, denen ſie jetzt abgeſagt. Er
machte um ſo mehr Eindruck, da er als ein braver Mann
bekannt war, der im Grunde dieſelben Anſichten hegte, wie
in Zürich herrſchten. Man bewilligte ihm einen Stillſtand.
Nur Zwingli, der weiter in die Zukunft ſah als die Andern,
war mit einer Nachgiebigkeit nicht zufrieden, die ihm ſehr
unzeitig erſchien. „Gevatter Ammann,“ ſagte er zu Ebli,
„du wirſt Gott müſſen Rechenſchaft geben.“ 2

Und indeſſen ſprach ſich auch Bern aus. Das ge-
waltige Umſichgreifen Zürichs war ihm nicht angenehm.
Bern erklärte, es werde ſeine Hülfe leiſten, aber nur wenn
Zürich angegriffen werde, nicht wenn es angreife.

Auch in der Schweiz machte ſich der Gedanke der
Standesabgeſchloſſenheit geltend, der in Deutſchland herr-
ſchend geworden. Bern hielt die Bedingungen, welche Zwingli

1 Gutachten und Schreiben im Anhang zu Hottinger: Ge-
ſchichte der Eidgenoſſen II, 482.
2 Bullinger II, 170.
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[331/0347] Erſter Friede von Cappel. Dann werden wir einen Krieg geführt haben, vortheilhaf- ter als je ein anderer geweſen iſt; Dinge ausgerichtet ha- ben, die Gottes und der Städte Ehre nach viel hundert Jahren noch verkündigen werden.“ 1 Wäre es auf Zwingli und auf Zürich allein ange- kommen, ſo würden ſie alles daran gewagt, und ihren Vortheil bis zum äußerſten Ziele verfolgt haben. Allein, Krieg zu beginnen, Blut zu vergießen hat man natürlich immer eine gerechte Scheu. Indem die Züricher ſchon im Anzug waren, erſchien der Ammann Ebli von Glarus bei ihnen, und ſtellte ihnen vor, wie oft ſie Liebes und Leides mit denen erfahren, denen ſie jetzt abgeſagt. Er machte um ſo mehr Eindruck, da er als ein braver Mann bekannt war, der im Grunde dieſelben Anſichten hegte, wie in Zürich herrſchten. Man bewilligte ihm einen Stillſtand. Nur Zwingli, der weiter in die Zukunft ſah als die Andern, war mit einer Nachgiebigkeit nicht zufrieden, die ihm ſehr unzeitig erſchien. „Gevatter Ammann,“ ſagte er zu Ebli, „du wirſt Gott müſſen Rechenſchaft geben.“ 2 Und indeſſen ſprach ſich auch Bern aus. Das ge- waltige Umſichgreifen Zürichs war ihm nicht angenehm. Bern erklärte, es werde ſeine Hülfe leiſten, aber nur wenn Zürich angegriffen werde, nicht wenn es angreife. Auch in der Schweiz machte ſich der Gedanke der Standesabgeſchloſſenheit geltend, der in Deutſchland herr- ſchend geworden. Bern hielt die Bedingungen, welche Zwingli 1 Gutachten und Schreiben im Anhang zu Hottinger: Ge- ſchichte der Eidgenoſſen II, 482. 2 Bullinger II, 170.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/347>, abgerufen am 22.11.2024.