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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Grundlegung des schmalkaldischen Bundes.
hatte. 1 Wirklich sind im Anfange des Jahres 1531 zwi-
schen Ferdinand und dem päpstlichen Hofe Verhandlungen
über die Nothwendigkeit einer Kriegsrüstung gepflogen wor-
den.2 Man wollte Heinrich von Braunschweig haben sa-
gen hören, er und Eck von Reischach würden die Heer-
führung übernehmen.

Vor allen Dingen mußte nun die Frage erwogen wer-
den, ob es erlaubt sey dem Kaiser Widerstand zu leisten.

Die Meinung der Theologen, welche ihre Begriffe vom
Kaiserthum aus dem neuen Testament nahmen, war, wie
wir wissen, dagegen.

Allein in einer Zeit so großer Umwandlung, bei dieser
allgemeinen Emancipation der weltlichen Elemente von der
Hierarchie, mußten nun auch die staatsrechtlichen Begriffe
sich von der theologischen Auffassung losreißen.

Die Juristen führten einige Gründe privatrechtlicher
Natur auf, betreffend den Widerstand, der einem auf ge-
setzmäßige Appellation nicht Rücksicht nehmenden Richter
geleistet werden könne; hauptsächlich aber zogen sie in Frage,
ob dem Kaiserthum wirklich jene Gewalt von Rechtswegen
zukomme, welche die Theologen voraussetzten. 3


1 Schreiben der sächsischen Gesandten bei Förstemann II, 711.
Die Nürnberger meldeten schon am 21. October, alles sey "dahin
gericht, wie man die thatliche Handlung wider die Anhenger des
Evangeliums zum tapfersten anfange."
2 A. de Burgo an Ferdinand 2 März 1531. Dixi quod es-
set providendum de viribus et remediis in re Lutherana, quod
solum concilium non futurum esset sufficiens, sed paratae vires
facerent bonum concilium et quod paratis viribus possint illi (ae?)
converti, ubi etc. etc.
3 Etlicher fürtrefflicher Rechtsgelehrten in Wittenberg Sentenz.
Hortleder Buch II, cp. VI.

Grundlegung des ſchmalkaldiſchen Bundes.
hatte. 1 Wirklich ſind im Anfange des Jahres 1531 zwi-
ſchen Ferdinand und dem päpſtlichen Hofe Verhandlungen
über die Nothwendigkeit einer Kriegsrüſtung gepflogen wor-
den.2 Man wollte Heinrich von Braunſchweig haben ſa-
gen hören, er und Eck von Reiſchach würden die Heer-
führung übernehmen.

Vor allen Dingen mußte nun die Frage erwogen wer-
den, ob es erlaubt ſey dem Kaiſer Widerſtand zu leiſten.

Die Meinung der Theologen, welche ihre Begriffe vom
Kaiſerthum aus dem neuen Teſtament nahmen, war, wie
wir wiſſen, dagegen.

Allein in einer Zeit ſo großer Umwandlung, bei dieſer
allgemeinen Emancipation der weltlichen Elemente von der
Hierarchie, mußten nun auch die ſtaatsrechtlichen Begriffe
ſich von der theologiſchen Auffaſſung losreißen.

Die Juriſten führten einige Gründe privatrechtlicher
Natur auf, betreffend den Widerſtand, der einem auf ge-
ſetzmäßige Appellation nicht Rückſicht nehmenden Richter
geleiſtet werden könne; hauptſächlich aber zogen ſie in Frage,
ob dem Kaiſerthum wirklich jene Gewalt von Rechtswegen
zukomme, welche die Theologen vorausſetzten. 3


1 Schreiben der ſaͤchſiſchen Geſandten bei Foͤrſtemann II, 711.
Die Nuͤrnberger meldeten ſchon am 21. October, alles ſey „dahin
gericht, wie man die thatliche Handlung wider die Anhenger des
Evangeliums zum tapferſten anfange.“
2 A. de Burgo an Ferdinand 2 Maͤrz 1531. Dixi quod es-
set providendum de viribus et remediis in re Lutherana, quod
solum concilium non futurum esset sufficiens, sed paratae vires
facerent bonum concilium et quod paratis viribus possint illi (ae?)
converti, ubi etc. etc.
3 Etlicher fuͤrtrefflicher Rechtsgelehrten in Wittenberg Sentenz.
Hortleder Buch II, cp. VI.
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[311/0327] Grundlegung des ſchmalkaldiſchen Bundes. hatte. 1 Wirklich ſind im Anfange des Jahres 1531 zwi- ſchen Ferdinand und dem päpſtlichen Hofe Verhandlungen über die Nothwendigkeit einer Kriegsrüſtung gepflogen wor- den. 2 Man wollte Heinrich von Braunſchweig haben ſa- gen hören, er und Eck von Reiſchach würden die Heer- führung übernehmen. Vor allen Dingen mußte nun die Frage erwogen wer- den, ob es erlaubt ſey dem Kaiſer Widerſtand zu leiſten. Die Meinung der Theologen, welche ihre Begriffe vom Kaiſerthum aus dem neuen Teſtament nahmen, war, wie wir wiſſen, dagegen. Allein in einer Zeit ſo großer Umwandlung, bei dieſer allgemeinen Emancipation der weltlichen Elemente von der Hierarchie, mußten nun auch die ſtaatsrechtlichen Begriffe ſich von der theologiſchen Auffaſſung losreißen. Die Juriſten führten einige Gründe privatrechtlicher Natur auf, betreffend den Widerſtand, der einem auf ge- ſetzmäßige Appellation nicht Rückſicht nehmenden Richter geleiſtet werden könne; hauptſächlich aber zogen ſie in Frage, ob dem Kaiſerthum wirklich jene Gewalt von Rechtswegen zukomme, welche die Theologen vorausſetzten. 3 1 Schreiben der ſaͤchſiſchen Geſandten bei Foͤrſtemann II, 711. Die Nuͤrnberger meldeten ſchon am 21. October, alles ſey „dahin gericht, wie man die thatliche Handlung wider die Anhenger des Evangeliums zum tapferſten anfange.“ 2 A. de Burgo an Ferdinand 2 Maͤrz 1531. Dixi quod es- set providendum de viribus et remediis in re Lutherana, quod solum concilium non futurum esset sufficiens, sed paratae vires facerent bonum concilium et quod paratis viribus possint illi (ae?) converti, ubi etc. etc. 3 Etlicher fuͤrtrefflicher Rechtsgelehrten in Wittenberg Sentenz. Hortleder Buch II, cp. VI.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/327>, abgerufen am 25.11.2024.