Endlich das Reich war sehr hierarchischer Natur; alle die Jahrhunderte daher hatte es sich unter dem vorherrschen- den Einfluß des römischen Stuhles entwickelt. Da es mit dem Versuch, eine Regierung zu gründen, welche die Oppo- sition gegen Rom selber durchgeführt hätte, nicht gelungen war, so mußten die hierarchischen Sympathien sich noch ein- mal regen. Schon waren, wie berührt, neue Verbindungen mit dem Papst geschlossen, die Bischöfe waren entrüstet, daß sie ihre geistliche Gerichtsbarkeit verlieren sollten.
Es war wohl nicht zu vermeiden, daß Kaiser und Reich noch einmal die Sache der Hierarchie ergriffen; dann mußte die bittersten und gefährlichsten Kämpfe eintreten.
In der That sind Zeiten gekommen, wo es der unter- nommenen evangelischen Organisation nicht anders ergehn zu können schien, als alle den früheren Bildungen, welche den Versuch gemacht, sich von Rom getrennt zu behaup- ten, aber entweder vernichtet, oder doch auf sehr enge Gren- zen beschränkt worden waren.
Diese Zeiten haben wir nunmehr zu betrachten: die Schwankungen in denen die Dinge sich bewegten, den An- griff welcher geschah, den Widerstand welcher geleistet wor- den ist.
Die Gründung haben wir wahrgenommen: sehen wir nun, ob sie fähig seyn wird sich zu behaupten, nachhalti- gen Einfluß in der Welt zu gewinnen.
Wir gehen aus von den auswärtigen Verhältnissen, von denen die allgemeine Stellung des Kaisers bestimmt ward, und die deshalb, so wie er sich den deutschen Dingen wid- mete, die größte Rückwirkung auf diese ausüben mußten.
Lage der Dinge.
Endlich das Reich war ſehr hierarchiſcher Natur; alle die Jahrhunderte daher hatte es ſich unter dem vorherrſchen- den Einfluß des römiſchen Stuhles entwickelt. Da es mit dem Verſuch, eine Regierung zu gründen, welche die Oppo- ſition gegen Rom ſelber durchgeführt hätte, nicht gelungen war, ſo mußten die hierarchiſchen Sympathien ſich noch ein- mal regen. Schon waren, wie berührt, neue Verbindungen mit dem Papſt geſchloſſen, die Biſchöfe waren entrüſtet, daß ſie ihre geiſtliche Gerichtsbarkeit verlieren ſollten.
Es war wohl nicht zu vermeiden, daß Kaiſer und Reich noch einmal die Sache der Hierarchie ergriffen; dann mußte die bitterſten und gefährlichſten Kämpfe eintreten.
In der That ſind Zeiten gekommen, wo es der unter- nommenen evangeliſchen Organiſation nicht anders ergehn zu können ſchien, als alle den früheren Bildungen, welche den Verſuch gemacht, ſich von Rom getrennt zu behaup- ten, aber entweder vernichtet, oder doch auf ſehr enge Gren- zen beſchränkt worden waren.
Dieſe Zeiten haben wir nunmehr zu betrachten: die Schwankungen in denen die Dinge ſich bewegten, den An- griff welcher geſchah, den Widerſtand welcher geleiſtet wor- den iſt.
Die Gründung haben wir wahrgenommen: ſehen wir nun, ob ſie fähig ſeyn wird ſich zu behaupten, nachhalti- gen Einfluß in der Welt zu gewinnen.
Wir gehen aus von den auswärtigen Verhältniſſen, von denen die allgemeine Stellung des Kaiſers beſtimmt ward, und die deshalb, ſo wie er ſich den deutſchen Dingen wid- mete, die größte Rückwirkung auf dieſe ausüben mußten.
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Lage der Dinge.
Endlich das Reich war ſehr hierarchiſcher Natur; alle
die Jahrhunderte daher hatte es ſich unter dem vorherrſchen-
den Einfluß des römiſchen Stuhles entwickelt. Da es mit
dem Verſuch, eine Regierung zu gründen, welche die Oppo-
ſition gegen Rom ſelber durchgeführt hätte, nicht gelungen
war, ſo mußten die hierarchiſchen Sympathien ſich noch ein-
mal regen. Schon waren, wie berührt, neue Verbindungen
mit dem Papſt geſchloſſen, die Biſchöfe waren entrüſtet, daß
ſie ihre geiſtliche Gerichtsbarkeit verlieren ſollten.
Es war wohl nicht zu vermeiden, daß Kaiſer und Reich
noch einmal die Sache der Hierarchie ergriffen; dann mußte
die bitterſten und gefährlichſten Kämpfe eintreten.
In der That ſind Zeiten gekommen, wo es der unter-
nommenen evangeliſchen Organiſation nicht anders ergehn
zu können ſchien, als alle den früheren Bildungen, welche
den Verſuch gemacht, ſich von Rom getrennt zu behaup-
ten, aber entweder vernichtet, oder doch auf ſehr enge Gren-
zen beſchränkt worden waren.
Dieſe Zeiten haben wir nunmehr zu betrachten: die
Schwankungen in denen die Dinge ſich bewegten, den An-
griff welcher geſchah, den Widerſtand welcher geleiſtet wor-
den iſt.
Die Gründung haben wir wahrgenommen: ſehen wir
nun, ob ſie fähig ſeyn wird ſich zu behaupten, nachhalti-
gen Einfluß in der Welt zu gewinnen.
Wir gehen aus von den auswärtigen Verhältniſſen, von
denen die allgemeine Stellung des Kaiſers beſtimmt ward,
und die deshalb, ſo wie er ſich den deutſchen Dingen wid-
mete, die größte Rückwirkung auf dieſe ausüben mußten.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/25>, abgerufen am 23.11.2024.
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