jede andre Combination neue Feindseligkeiten erwecken dürfte. 1 Es waren hierauf Unterhandlungen hauptsächlich unter päpst- licher Vermittelung angeknüpft worden.
Der Herzog von Ferrara, der auf ein ähnliches Für- wort des Papstes nicht rechnen durfte, bahnte sich selbst seinen Weg. Andrea Doria soll ihm geschrieben haben, er könne den Kaiser nur dadurch gewinnen, daß er ihm Vertrauen zeige. Der Herzog sah den Kaiser in Modena; er trug ihm selbst die Schlüssel der Stadt entgegen; und in der That fand man von Stund an, daß sich ihm der Kaiser geneigt erweise.
So war alles vorbereitet, als der Kaiser am 5. Novem- ber 1529 in Bologna einzog, wo der Papst seiner wartete.
Aehnlich, wie die beiden Damen in Cambray, wohnten jetzt Kaiser und Papst in zwei an einanderstoßenden Häu- sern, die durch eine innere Thür verbunden waren, zu der beide den Schlüssel hatten. 2
Der Kaiser bereitete sich gleichsam vor, so oft er mit dem alten Politiker, dem Papst, persönlich verhandeln wollte. Er erschien dann mit einem Zettel in der Hand, worauf er sich alle Punkte verzeichnet hatte, welche dieß Mal in Betracht kamen.
Das Erste, worin er den Rathschlägen des Papstes Gehör gab, war, daß sein Rebell, Franz Sforza, den er
1 Schreiben von Rom, doch ohne Zweifel von Sanga, an den ppl. Nuntius, Bischof von Vasona, bei dem Kaiser. Lettere di principi II, 181--185.
2 Romischer keyserlicher Majestat eynreyten gen Bolonia, auch wie sich bebstliche Heyligkeit gegen seyne Keyserliche Majestat gehal- ten habe 1529. Am Schluß: Und liegen der Keyser und der Bebst also nah bei einander, das nit mer dan ein kleyn wand zwyschen inen ist und haben ein Thür zusamengehn und jeder ein schlüssel darzu.
Unterhandlungen in Italien.
jede andre Combination neue Feindſeligkeiten erwecken dürfte. 1 Es waren hierauf Unterhandlungen hauptſächlich unter päpſt- licher Vermittelung angeknüpft worden.
Der Herzog von Ferrara, der auf ein ähnliches Für- wort des Papſtes nicht rechnen durfte, bahnte ſich ſelbſt ſeinen Weg. Andrea Doria ſoll ihm geſchrieben haben, er könne den Kaiſer nur dadurch gewinnen, daß er ihm Vertrauen zeige. Der Herzog ſah den Kaiſer in Modena; er trug ihm ſelbſt die Schlüſſel der Stadt entgegen; und in der That fand man von Stund an, daß ſich ihm der Kaiſer geneigt erweiſe.
So war alles vorbereitet, als der Kaiſer am 5. Novem- ber 1529 in Bologna einzog, wo der Papſt ſeiner wartete.
Aehnlich, wie die beiden Damen in Cambray, wohnten jetzt Kaiſer und Papſt in zwei an einanderſtoßenden Häu- ſern, die durch eine innere Thür verbunden waren, zu der beide den Schlüſſel hatten. 2
Der Kaiſer bereitete ſich gleichſam vor, ſo oft er mit dem alten Politiker, dem Papſt, perſönlich verhandeln wollte. Er erſchien dann mit einem Zettel in der Hand, worauf er ſich alle Punkte verzeichnet hatte, welche dieß Mal in Betracht kamen.
Das Erſte, worin er den Rathſchlägen des Papſtes Gehör gab, war, daß ſein Rebell, Franz Sforza, den er
1 Schreiben von Rom, doch ohne Zweifel von Sanga, an den ppl. Nuntius, Biſchof von Vaſona, bei dem Kaiſer. Lettere di principi II, 181—185.
2 Romiſcher keyſerlicher Majeſtat eynreyten gen Bolonia, auch wie ſich bebſtliche Heyligkeit gegen ſeyne Keyſerliche Majeſtat gehal- ten habe 1529. Am Schluß: Und liegen der Keyſer und der Bebſt alſo nah bei einander, das nit mer dan ein kleyn wand zwyſchen inen iſt und haben ein Thuͤr zuſamengehn und jeder ein ſchluͤſſel darzu.
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Unterhandlungen in Italien.
jede andre Combination neue Feindſeligkeiten erwecken dürfte. 1
Es waren hierauf Unterhandlungen hauptſächlich unter päpſt-
licher Vermittelung angeknüpft worden.
Der Herzog von Ferrara, der auf ein ähnliches Für-
wort des Papſtes nicht rechnen durfte, bahnte ſich ſelbſt
ſeinen Weg. Andrea Doria ſoll ihm geſchrieben haben,
er könne den Kaiſer nur dadurch gewinnen, daß er ihm
Vertrauen zeige. Der Herzog ſah den Kaiſer in Modena;
er trug ihm ſelbſt die Schlüſſel der Stadt entgegen; und
in der That fand man von Stund an, daß ſich ihm der
Kaiſer geneigt erweiſe.
So war alles vorbereitet, als der Kaiſer am 5. Novem-
ber 1529 in Bologna einzog, wo der Papſt ſeiner wartete.
Aehnlich, wie die beiden Damen in Cambray, wohnten
jetzt Kaiſer und Papſt in zwei an einanderſtoßenden Häu-
ſern, die durch eine innere Thür verbunden waren, zu der
beide den Schlüſſel hatten. 2
Der Kaiſer bereitete ſich gleichſam vor, ſo oft er mit
dem alten Politiker, dem Papſt, perſönlich verhandeln wollte.
Er erſchien dann mit einem Zettel in der Hand, worauf
er ſich alle Punkte verzeichnet hatte, welche dieß Mal in
Betracht kamen.
Das Erſte, worin er den Rathſchlägen des Papſtes
Gehör gab, war, daß ſein Rebell, Franz Sforza, den er
1 Schreiben von Rom, doch ohne Zweifel von Sanga, an
den ppl. Nuntius, Biſchof von Vaſona, bei dem Kaiſer. Lettere
di principi II, 181—185.
2 Romiſcher keyſerlicher Majeſtat eynreyten gen Bolonia, auch
wie ſich bebſtliche Heyligkeit gegen ſeyne Keyſerliche Majeſtat gehal-
ten habe 1529. Am Schluß: Und liegen der Keyſer und der Bebſt
alſo nah bei einander, das nit mer dan ein kleyn wand zwyſchen inen
iſt und haben ein Thuͤr zuſamengehn und jeder ein ſchluͤſſel darzu.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/231>, abgerufen am 22.06.2024.
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