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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Fünftes Buch. Siebentes Capitel.

Eine Zeitlang stieß sich alles daran, daß das Vor-
rücken des Großsultans bei den italienischen Mächten die
Hoffnung erweckte, in den Türken den Rückhalt gegen das
Haus Oestreich zu finden, den ihnen Frankreich nicht mehr
gewährte. Da schlossen sich Mailand und Venedig noch
einmal enger an einander. Sie setzten gegenseitige Hülfs-
leistungen fest und versprachen, ein Theil nicht ohne den
andern Frieden zu machen. Der Krieg erneuerte sich in
der Lombardei; Leiva nahm Pavia weg; ein paar tausend
Landsknechte unter Graf Felix von Werdenberg drangen
den Gardasee entlang in das Venezianische ein, und plün-
derten das Gebiet von Brescia. 1

Allein nach dem Abzug Suleimans verlor man in
Oberitalien die Lust, sich länger und zwar im Grunde doch
um eines geringen Vortheils willen zu schlagen. 2

Denn schon zeigte sich der Kaiser zu den billigsten
Bedingungen bereit.

Von allem Anfang hatte ihm dieß der Papst wenig-
stens in Hinsicht auf Venedig und Mailand gerathen. Er
hatte ihm vorgestellt, daß er die festen Plätze der Venezia-
ner nicht ohne große Anstrengung und unverhältnißmäßige
Kosten angreifen könne, und ihn ersucht, den Schadener-
satz, den er von ihnen fordere, fallen zu lassen. Er war
auf die Frage eingegangen, ob es gut sey, Mailand zu
theilen, oder es in seiner Integrität an Sforza zurückzugeben,
und hatte ihm bewiesen, daß das letzte das sicherste sey, indem

1 Leoni Vita di Francesco Maria 419.
2 Jacopo Pitti: tutti calarono le bracche per la fuga Tur-
chescha, altrimente l'imperatore haberebbe havuto che fare molto
piu che non si pensasse.
Fuͤnftes Buch. Siebentes Capitel.

Eine Zeitlang ſtieß ſich alles daran, daß das Vor-
rücken des Großſultans bei den italieniſchen Mächten die
Hoffnung erweckte, in den Türken den Rückhalt gegen das
Haus Oeſtreich zu finden, den ihnen Frankreich nicht mehr
gewährte. Da ſchloſſen ſich Mailand und Venedig noch
einmal enger an einander. Sie ſetzten gegenſeitige Hülfs-
leiſtungen feſt und verſprachen, ein Theil nicht ohne den
andern Frieden zu machen. Der Krieg erneuerte ſich in
der Lombardei; Leiva nahm Pavia weg; ein paar tauſend
Landsknechte unter Graf Felix von Werdenberg drangen
den Gardaſee entlang in das Venezianiſche ein, und plün-
derten das Gebiet von Brescia. 1

Allein nach dem Abzug Suleimans verlor man in
Oberitalien die Luſt, ſich länger und zwar im Grunde doch
um eines geringen Vortheils willen zu ſchlagen. 2

Denn ſchon zeigte ſich der Kaiſer zu den billigſten
Bedingungen bereit.

Von allem Anfang hatte ihm dieß der Papſt wenig-
ſtens in Hinſicht auf Venedig und Mailand gerathen. Er
hatte ihm vorgeſtellt, daß er die feſten Plätze der Venezia-
ner nicht ohne große Anſtrengung und unverhältnißmäßige
Koſten angreifen könne, und ihn erſucht, den Schadener-
ſatz, den er von ihnen fordere, fallen zu laſſen. Er war
auf die Frage eingegangen, ob es gut ſey, Mailand zu
theilen, oder es in ſeiner Integrität an Sforza zurückzugeben,
und hatte ihm bewieſen, daß das letzte das ſicherſte ſey, indem

1 Leoni Vita di Francesco Maria 419.
2 Jacopo Pitti: tutti calarono le bracche per la fuga Tur-
chescha, altrimente l’imperatore haberebbe havuto che fare molto
piu che non si pensasse.
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[214/0230] Fuͤnftes Buch. Siebentes Capitel. Eine Zeitlang ſtieß ſich alles daran, daß das Vor- rücken des Großſultans bei den italieniſchen Mächten die Hoffnung erweckte, in den Türken den Rückhalt gegen das Haus Oeſtreich zu finden, den ihnen Frankreich nicht mehr gewährte. Da ſchloſſen ſich Mailand und Venedig noch einmal enger an einander. Sie ſetzten gegenſeitige Hülfs- leiſtungen feſt und verſprachen, ein Theil nicht ohne den andern Frieden zu machen. Der Krieg erneuerte ſich in der Lombardei; Leiva nahm Pavia weg; ein paar tauſend Landsknechte unter Graf Felix von Werdenberg drangen den Gardaſee entlang in das Venezianiſche ein, und plün- derten das Gebiet von Brescia. 1 Allein nach dem Abzug Suleimans verlor man in Oberitalien die Luſt, ſich länger und zwar im Grunde doch um eines geringen Vortheils willen zu ſchlagen. 2 Denn ſchon zeigte ſich der Kaiſer zu den billigſten Bedingungen bereit. Von allem Anfang hatte ihm dieß der Papſt wenig- ſtens in Hinſicht auf Venedig und Mailand gerathen. Er hatte ihm vorgeſtellt, daß er die feſten Plätze der Venezia- ner nicht ohne große Anſtrengung und unverhältnißmäßige Koſten angreifen könne, und ihn erſucht, den Schadener- ſatz, den er von ihnen fordere, fallen zu laſſen. Er war auf die Frage eingegangen, ob es gut ſey, Mailand zu theilen, oder es in ſeiner Integrität an Sforza zurückzugeben, und hatte ihm bewieſen, daß das letzte das ſicherſte ſey, indem 1 Leoni Vita di Francesco Maria 419. 2 Jacopo Pitti: tutti calarono le bracche per la fuga Tur- chescha, altrimente l’imperatore haberebbe havuto che fare molto piu che non si pensasse.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/230>, abgerufen am 24.11.2024.