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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Unterhandlungen in Italien.

Jetzt kam dieser junge Kaiser an, der noch keinen recht
ernstlichen Krieg gesehen, der sich auch mit seinem bleichen
Antlitz, seinem wohlgehaltenen und noch gesunden, aber kei-
neswegs kräftigen Körper, mit seiner schwachen Stimme,
mehr wie ein Hofmann als wie ein Krieger ausnahm;
der von nichts als von Frieden sprach: der setzte es durch.

Er hatte für sich, daß er durch die florentinische Sache
mit dem Papst auf das engste vereinigt war. Die Flo-
rentiner schickten, so wie er nach Genua gekommen, eine
Gesandtschaft an ihn, aber natürlich mit einer beschränkten
Vollmacht; ihre jetzige Verfassung wollten sie auf keine
Weise gefährden: der Kaiser antwortete ihnen, sie möchten
vor allen Dingen die Medici zurückrufen und in den Rang
einsetzen, den dieselben vor ihrer letzten Verjagung einge-
nommen[.] 1 Schon befand sich der junge Alessandro, den
er zu seinem Schwiegersohn und zum Herrn in Florenz be-
stimmt hatte, in seiner Umgebung. 2 Auch ohnehin konnte
er eine Regierung nicht dulden, die sich von jeher guelfisch,
französisch gezeigt. -- So lange nun bis diese Sache ge-
schlichtet wurde, war der Kaiser des Papstes, der die Geg-
ner seines Hauses in Florenz leidenschaftlich haßte, voll-
kommen sicher.


1 Nach Jacopo Pitti: Apologia de capucci, einem MS voll
trefflicher Nachrichten hatten die Gesandten die "segreta commis-
sione, di non pregiudicare ne alla liberta ne al dominio; il che
notificato con piu segretezza a Cesare hebbono per ultima rispo-
sta che se volevano levarsi da dosso la guerra, rimettessero i
Medici nello stato che erano avanti si partissero dalla citta;
onde li oratori se ne partirono subito.
Vgl. Varchi IX, 234.
2 Carlo V a Clemente VII 29 d'Agosto. Similmente dico,
ch'io sto molto contento della persona del Duca Alessandro.
Lettere di principi II, p.
185.
Unterhandlungen in Italien.

Jetzt kam dieſer junge Kaiſer an, der noch keinen recht
ernſtlichen Krieg geſehen, der ſich auch mit ſeinem bleichen
Antlitz, ſeinem wohlgehaltenen und noch geſunden, aber kei-
neswegs kräftigen Körper, mit ſeiner ſchwachen Stimme,
mehr wie ein Hofmann als wie ein Krieger ausnahm;
der von nichts als von Frieden ſprach: der ſetzte es durch.

Er hatte für ſich, daß er durch die florentiniſche Sache
mit dem Papſt auf das engſte vereinigt war. Die Flo-
rentiner ſchickten, ſo wie er nach Genua gekommen, eine
Geſandtſchaft an ihn, aber natürlich mit einer beſchränkten
Vollmacht; ihre jetzige Verfaſſung wollten ſie auf keine
Weiſe gefährden: der Kaiſer antwortete ihnen, ſie möchten
vor allen Dingen die Medici zurückrufen und in den Rang
einſetzen, den dieſelben vor ihrer letzten Verjagung einge-
nommen[.] 1 Schon befand ſich der junge Aleſſandro, den
er zu ſeinem Schwiegerſohn und zum Herrn in Florenz be-
ſtimmt hatte, in ſeiner Umgebung. 2 Auch ohnehin konnte
er eine Regierung nicht dulden, die ſich von jeher guelfiſch,
franzöſiſch gezeigt. — So lange nun bis dieſe Sache ge-
ſchlichtet wurde, war der Kaiſer des Papſtes, der die Geg-
ner ſeines Hauſes in Florenz leidenſchaftlich haßte, voll-
kommen ſicher.


1 Nach Jacopo Pitti: Apologia de capucci, einem MS voll
trefflicher Nachrichten hatten die Geſandten die „segreta commis-
sione, di non pregiudicare ne alla libertà ne al dominio; il che
notificato con piu segretezza a Cesare hebbono per ultima rispo-
sta che se volevano levarsi da dosso la guerra, rimettessero i
Medici nello stato che erano avanti si partissero dalla città;
onde li oratori se ne partirono subito.
Vgl. Varchi IX, 234.
2 Carlo V a Clemente VII 29 d’Agosto. Similmente dico,
ch’io sto molto contento della persona del Duca Alessandro.
Lettere di principi II, p.
185.
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[213/0229] Unterhandlungen in Italien. Jetzt kam dieſer junge Kaiſer an, der noch keinen recht ernſtlichen Krieg geſehen, der ſich auch mit ſeinem bleichen Antlitz, ſeinem wohlgehaltenen und noch geſunden, aber kei- neswegs kräftigen Körper, mit ſeiner ſchwachen Stimme, mehr wie ein Hofmann als wie ein Krieger ausnahm; der von nichts als von Frieden ſprach: der ſetzte es durch. Er hatte für ſich, daß er durch die florentiniſche Sache mit dem Papſt auf das engſte vereinigt war. Die Flo- rentiner ſchickten, ſo wie er nach Genua gekommen, eine Geſandtſchaft an ihn, aber natürlich mit einer beſchränkten Vollmacht; ihre jetzige Verfaſſung wollten ſie auf keine Weiſe gefährden: der Kaiſer antwortete ihnen, ſie möchten vor allen Dingen die Medici zurückrufen und in den Rang einſetzen, den dieſelben vor ihrer letzten Verjagung einge- nommen. 1 Schon befand ſich der junge Aleſſandro, den er zu ſeinem Schwiegerſohn und zum Herrn in Florenz be- ſtimmt hatte, in ſeiner Umgebung. 2 Auch ohnehin konnte er eine Regierung nicht dulden, die ſich von jeher guelfiſch, franzöſiſch gezeigt. — So lange nun bis dieſe Sache ge- ſchlichtet wurde, war der Kaiſer des Papſtes, der die Geg- ner ſeines Hauſes in Florenz leidenſchaftlich haßte, voll- kommen ſicher. 1 Nach Jacopo Pitti: Apologia de capucci, einem MS voll trefflicher Nachrichten hatten die Geſandten die „segreta commis- sione, di non pregiudicare ne alla libertà ne al dominio; il che notificato con piu segretezza a Cesare hebbono per ultima rispo- sta che se volevano levarsi da dosso la guerra, rimettessero i Medici nello stato che erano avanti si partissero dalla città; onde li oratori se ne partirono subito. Vgl. Varchi IX, 234. 2 Carlo V a Clemente VII 29 d’Agosto. Similmente dico, ch’io sto molto contento della persona del Duca Alessandro. Lettere di principi II, p. 185.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/229>, abgerufen am 24.11.2024.