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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Fünftes Buch. Siebentes Capitel.

Waren aber die Befestigungen untüchtig, so kam da-
gegen die Liebhaberei Maximilians für das Geschützwesen
jetzt nach seinem Tode seiner Hauptstadt zu Gute. Auf
allen Thürmen an den Thoren, auf den Häusern an den
Mauern, von denen man die Schindeln abgerissen, unter
den Dächern, ja in den Schlafhäusern der Klöster, wie
sich versteht in der Burg und hinter den Schießlöchern, die
man in die Mauern gebrochen, erwarteten Falkonete, Halb-
schlangen, Carthaunen, Mörser, Singerinnen, den Anlauf
des Feindes.

Die Besatzung bestand aus 5 Regimentern: vier deut-
schen, von denen zwei auf Kosten des Reiches, zwei von
Ferdinand selbst angeworben waren, und einem böhmischen.
Die Reichstruppen, unter dem Pfalzgrafen Philipp, dem
Stellvertreter Friedrichs, besetzten die Mauer vom rothen
Thurm bis gegen das Kärnthnerthor, von da dehnten
sich die königlichen Haufen unter Eck von Reischach und
Leonhard von Fels gegen das Schottenthor hin aus. Es
waren Leute von allen deutschen Landesarten, viele nahm-
hafte Oestreicher, aber auch Brabanter, Rheinländer, Meiß-
ner, Hamburger, besonders Franken und Schwaben; wir
finden Hauptleute von Memmingen, Nürnberg, Anspach,
Bamberg, einen Wachtmeister von Gelnhausen; der Schult-
heiß über den ganzen Haufen war aus dem frundsbergi-
schen Mindelheim, der oberste Profoß von Ingolstadt. Vom
Schottenthor bis zum rothen Thurm standen die Böhmen.
Auf den Plätzen im Innern war einige Reiterei vertheilt,
unter den trefflichen Hauptleuten, Niclaus von Salm, Wil-
helm von Rogendorf, Hans Katzianer. Es mochten 16
bis 17000 Mann seyn.


Fuͤnftes Buch. Siebentes Capitel.

Waren aber die Befeſtigungen untüchtig, ſo kam da-
gegen die Liebhaberei Maximilians für das Geſchützweſen
jetzt nach ſeinem Tode ſeiner Hauptſtadt zu Gute. Auf
allen Thürmen an den Thoren, auf den Häuſern an den
Mauern, von denen man die Schindeln abgeriſſen, unter
den Dächern, ja in den Schlafhäuſern der Klöſter, wie
ſich verſteht in der Burg und hinter den Schießlöchern, die
man in die Mauern gebrochen, erwarteten Falkonete, Halb-
ſchlangen, Carthaunen, Mörſer, Singerinnen, den Anlauf
des Feindes.

Die Beſatzung beſtand aus 5 Regimentern: vier deut-
ſchen, von denen zwei auf Koſten des Reiches, zwei von
Ferdinand ſelbſt angeworben waren, und einem böhmiſchen.
Die Reichstruppen, unter dem Pfalzgrafen Philipp, dem
Stellvertreter Friedrichs, beſetzten die Mauer vom rothen
Thurm bis gegen das Kärnthnerthor, von da dehnten
ſich die königlichen Haufen unter Eck von Reiſchach und
Leonhard von Fels gegen das Schottenthor hin aus. Es
waren Leute von allen deutſchen Landesarten, viele nahm-
hafte Oeſtreicher, aber auch Brabanter, Rheinländer, Meiß-
ner, Hamburger, beſonders Franken und Schwaben; wir
finden Hauptleute von Memmingen, Nürnberg, Anſpach,
Bamberg, einen Wachtmeiſter von Gelnhauſen; der Schult-
heiß über den ganzen Haufen war aus dem frundsbergi-
ſchen Mindelheim, der oberſte Profoß von Ingolſtadt. Vom
Schottenthor bis zum rothen Thurm ſtanden die Böhmen.
Auf den Plätzen im Innern war einige Reiterei vertheilt,
unter den trefflichen Hauptleuten, Niclaus von Salm, Wil-
helm von Rogendorf, Hans Katzianer. Es mochten 16
bis 17000 Mann ſeyn.


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[202/0218] Fuͤnftes Buch. Siebentes Capitel. Waren aber die Befeſtigungen untüchtig, ſo kam da- gegen die Liebhaberei Maximilians für das Geſchützweſen jetzt nach ſeinem Tode ſeiner Hauptſtadt zu Gute. Auf allen Thürmen an den Thoren, auf den Häuſern an den Mauern, von denen man die Schindeln abgeriſſen, unter den Dächern, ja in den Schlafhäuſern der Klöſter, wie ſich verſteht in der Burg und hinter den Schießlöchern, die man in die Mauern gebrochen, erwarteten Falkonete, Halb- ſchlangen, Carthaunen, Mörſer, Singerinnen, den Anlauf des Feindes. Die Beſatzung beſtand aus 5 Regimentern: vier deut- ſchen, von denen zwei auf Koſten des Reiches, zwei von Ferdinand ſelbſt angeworben waren, und einem böhmiſchen. Die Reichstruppen, unter dem Pfalzgrafen Philipp, dem Stellvertreter Friedrichs, beſetzten die Mauer vom rothen Thurm bis gegen das Kärnthnerthor, von da dehnten ſich die königlichen Haufen unter Eck von Reiſchach und Leonhard von Fels gegen das Schottenthor hin aus. Es waren Leute von allen deutſchen Landesarten, viele nahm- hafte Oeſtreicher, aber auch Brabanter, Rheinländer, Meiß- ner, Hamburger, beſonders Franken und Schwaben; wir finden Hauptleute von Memmingen, Nürnberg, Anſpach, Bamberg, einen Wachtmeiſter von Gelnhauſen; der Schult- heiß über den ganzen Haufen war aus dem frundsbergi- ſchen Mindelheim, der oberſte Profoß von Ingolſtadt. Vom Schottenthor bis zum rothen Thurm ſtanden die Böhmen. Auf den Plätzen im Innern war einige Reiterei vertheilt, unter den trefflichen Hauptleuten, Niclaus von Salm, Wil- helm von Rogendorf, Hans Katzianer. Es mochten 16 bis 17000 Mann ſeyn.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/218>, abgerufen am 03.05.2024.