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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Reichsregiment, 1522.
Man kann sagen: er regierte in diesem Momente das Reich,
in so fern es überhaupt regiert werden konnte.

Da läßt sich nun denken, daß Luther, der die Gnade
dieses Fürsten in so hohem Grade genoß, von dem Regi-
ment nichts zu befürchten hatte. Herzog Georg fuhr fort,
ihn bei dieser Versammlung zu verfolgen: er beschwerte sich
zu wiederholten Malen über die Heftigkeit des Mönchs,
über die Schmähungen die er gegen Reichsfürsten, Kaiser
und Papst ausstoße. Nichtssagender aber war wohl nie
eine Antwort, als die, welche ihm einst das Regiment auf
eine dieser Klagen zustellte. "Wir ersehen," schreibt es ihm
am 16ten Aug. "daß Ew. Liebden die Schmähungen gegen
päpstliche Heiligkeit und kaiserliche Majestät mißfallen, ge-
ben darauf E. L. zu erkennen, daß wir Ksr Mt Schmach
und Schaden nicht gern gedulden wollten wo wir sie er-
führen und sähen." 1 Kein Wunder, wenn sich der Her-
zog später einmal bei dem Statthalter, Pfalzgraf Friedrich
über diese Antwort beschwerte: der antwortete, es habe
sich damals gegen Dinge dieser Art nichts thun lassen.

Überhaupt bildete sich in dem Regiment eine Luthern
geneigte Partei, die zwar in jedem Vierteljahr durch den
Eintritt neuer Mitglieder unsicher ward, aber kraft der na-
türlichen Consequenz einmal aufgefaßter Grundsätze immer

Er ließ ihm durch die Gesandten sagen: E. Ch. Gn. solten vest hal-
ten, nicht krank werden noch abgehn, denn man hett im Reich E.
Ch. G. nye als wol bedurft als itzund, nachdem E. Ch. G. wußte,
wye es allenthalben im Reiche stünde. Planitz 1 Nov. 1521.
1 Instruction ans Regiment zu Nürnberg -- Antwort dessel-
ben -- Schreiben Herzog Georgs, Dienstag nach Nativ. Mariä
(9 Sept.) Otto Packs an den Herzog, Montag vom XIten Virginum
(20 Oct.) Dresdner Arch.
4*

Reichsregiment, 1522.
Man kann ſagen: er regierte in dieſem Momente das Reich,
in ſo fern es überhaupt regiert werden konnte.

Da läßt ſich nun denken, daß Luther, der die Gnade
dieſes Fürſten in ſo hohem Grade genoß, von dem Regi-
ment nichts zu befürchten hatte. Herzog Georg fuhr fort,
ihn bei dieſer Verſammlung zu verfolgen: er beſchwerte ſich
zu wiederholten Malen über die Heftigkeit des Mönchs,
über die Schmähungen die er gegen Reichsfürſten, Kaiſer
und Papſt ausſtoße. Nichtsſagender aber war wohl nie
eine Antwort, als die, welche ihm einſt das Regiment auf
eine dieſer Klagen zuſtellte. „Wir erſehen,“ ſchreibt es ihm
am 16ten Aug. „daß Ew. Liebden die Schmähungen gegen
päpſtliche Heiligkeit und kaiſerliche Majeſtät mißfallen, ge-
ben darauf E. L. zu erkennen, daß wir Kſr Mt Schmach
und Schaden nicht gern gedulden wollten wo wir ſie er-
führen und ſähen.“ 1 Kein Wunder, wenn ſich der Her-
zog ſpäter einmal bei dem Statthalter, Pfalzgraf Friedrich
über dieſe Antwort beſchwerte: der antwortete, es habe
ſich damals gegen Dinge dieſer Art nichts thun laſſen.

Überhaupt bildete ſich in dem Regiment eine Luthern
geneigte Partei, die zwar in jedem Vierteljahr durch den
Eintritt neuer Mitglieder unſicher ward, aber kraft der na-
türlichen Conſequenz einmal aufgefaßter Grundſätze immer

Er ließ ihm durch die Geſandten ſagen: E. Ch. Gn. ſolten veſt hal-
ten, nicht krank werden noch abgehn, denn man hett im Reich E.
Ch. G. nye als wol bedurft als itzund, nachdem E. Ch. G. wußte,
wye es allenthalben im Reiche ſtuͤnde. Planitz 1 Nov. 1521.
1 Inſtruction ans Regiment zu Nuͤrnberg — Antwort deſſel-
ben — Schreiben Herzog Georgs, Dienſtag nach Nativ. Mariaͤ
(9 Sept.) Otto Packs an den Herzog, Montag vom XIten Virginum
(20 Oct.) Dresdner Arch.
4*
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[51/0061] Reichsregiment, 1522. Man kann ſagen: er regierte in dieſem Momente das Reich, in ſo fern es überhaupt regiert werden konnte. Da läßt ſich nun denken, daß Luther, der die Gnade dieſes Fürſten in ſo hohem Grade genoß, von dem Regi- ment nichts zu befürchten hatte. Herzog Georg fuhr fort, ihn bei dieſer Verſammlung zu verfolgen: er beſchwerte ſich zu wiederholten Malen über die Heftigkeit des Mönchs, über die Schmähungen die er gegen Reichsfürſten, Kaiſer und Papſt ausſtoße. Nichtsſagender aber war wohl nie eine Antwort, als die, welche ihm einſt das Regiment auf eine dieſer Klagen zuſtellte. „Wir erſehen,“ ſchreibt es ihm am 16ten Aug. „daß Ew. Liebden die Schmähungen gegen päpſtliche Heiligkeit und kaiſerliche Majeſtät mißfallen, ge- ben darauf E. L. zu erkennen, daß wir Kſr Mt Schmach und Schaden nicht gern gedulden wollten wo wir ſie er- führen und ſähen.“ 1 Kein Wunder, wenn ſich der Her- zog ſpäter einmal bei dem Statthalter, Pfalzgraf Friedrich über dieſe Antwort beſchwerte: der antwortete, es habe ſich damals gegen Dinge dieſer Art nichts thun laſſen. Überhaupt bildete ſich in dem Regiment eine Luthern geneigte Partei, die zwar in jedem Vierteljahr durch den Eintritt neuer Mitglieder unſicher ward, aber kraft der na- türlichen Conſequenz einmal aufgefaßter Grundſätze immer 1 1 Inſtruction ans Regiment zu Nuͤrnberg — Antwort deſſel- ben — Schreiben Herzog Georgs, Dienſtag nach Nativ. Mariaͤ (9 Sept.) Otto Packs an den Herzog, Montag vom XIten Virginum (20 Oct.) Dresdner Arch. 1 Er ließ ihm durch die Geſandten ſagen: E. Ch. Gn. ſolten veſt hal- ten, nicht krank werden noch abgehn, denn man hett im Reich E. Ch. G. nye als wol bedurft als itzund, nachdem E. Ch. G. wußte, wye es allenthalben im Reiche ſtuͤnde. Planitz 1 Nov. 1521. 4*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/61>, abgerufen am 24.11.2024.