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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Entwürfe der Italiener.
man die Unterhandlungen schon in den Niederlanden. Sie
konnten wenig Schwierigkeiten haben, zumal da der Kai-
ser sich von der Verpflichtung sich mit der Tochter des
Königs zu vermählen immer augenscheinlicher zurückzog,
Franz I dagegen auf kein Abkommen ohne den guten Rath
des Königs von England eingehn zu wollen erklärte. 1
Bereits am 14ten Juni zeigte sich Wolsey, wie Giberti
sagt, nicht sowohl geneigt zu einer Versöhnung mit Frank-
reich, als von Verlangen danach entzündet. 2 Die Nun-
tien versicherten am 30sten Juni daß alle Zweifel geho-
ben seyen.

Ein zweiter Moment war, daß man in Italien wie-
der eine respectable Stellung annahm. Zu dem Ende suchte
der Papst das alte Bündniß mit der Schweiz zu erneuern,
um sobald es nöthig sey, auf den ersten Wink 8 bis 10000
M. kommen lassen zu können. Schon hatte er Einver-
ständniß mit dem Herzog von Mailand und den Venezia-
nern. Die festen Plätze welche jener besaß, das stattliche
Heer welches diese im Stand hielten, -- von 1000 Lanzen,
500 l. Reitern, 16000 M. z. F. -- gaben eine treffliche
Grundlage für die Entwürfe mit denen man umgieng. 3
Man bedurfte und wünschte eine Verbindung mit Frank-
reich: aber die erste Bedingung des Vertrages sollte seyn,

1 Aufträge an Tonstall und Wyngfield bei Herbert 168.
2 In Wolseys eignem Schreiben an seinen König (St. P. nr.
88) werden die Forderungen des Kaisers in Bezug sowohl auf Frank-
reich als auf Mailand für sehr ungemäßigt erklärt: seine Anträge
an England für "lytel or nothing to your commodite proufit or
benefit."
3 Paruta: Storia Venetiana V, 243.

Entwuͤrfe der Italiener.
man die Unterhandlungen ſchon in den Niederlanden. Sie
konnten wenig Schwierigkeiten haben, zumal da der Kai-
ſer ſich von der Verpflichtung ſich mit der Tochter des
Königs zu vermählen immer augenſcheinlicher zurückzog,
Franz I dagegen auf kein Abkommen ohne den guten Rath
des Königs von England eingehn zu wollen erklärte. 1
Bereits am 14ten Juni zeigte ſich Wolſey, wie Giberti
ſagt, nicht ſowohl geneigt zu einer Verſöhnung mit Frank-
reich, als von Verlangen danach entzündet. 2 Die Nun-
tien verſicherten am 30ſten Juni daß alle Zweifel geho-
ben ſeyen.

Ein zweiter Moment war, daß man in Italien wie-
der eine reſpectable Stellung annahm. Zu dem Ende ſuchte
der Papſt das alte Bündniß mit der Schweiz zu erneuern,
um ſobald es nöthig ſey, auf den erſten Wink 8 bis 10000
M. kommen laſſen zu können. Schon hatte er Einver-
ſtändniß mit dem Herzog von Mailand und den Venezia-
nern. Die feſten Plätze welche jener beſaß, das ſtattliche
Heer welches dieſe im Stand hielten, — von 1000 Lanzen,
500 l. Reitern, 16000 M. z. F. — gaben eine treffliche
Grundlage für die Entwürfe mit denen man umgieng. 3
Man bedurfte und wünſchte eine Verbindung mit Frank-
reich: aber die erſte Bedingung des Vertrages ſollte ſeyn,

1 Auftraͤge an Tonſtall und Wyngfield bei Herbert 168.
2 In Wolſeys eignem Schreiben an ſeinen Koͤnig (St. P. nr.
88) werden die Forderungen des Kaiſers in Bezug ſowohl auf Frank-
reich als auf Mailand fuͤr ſehr ungemaͤßigt erklaͤrt: ſeine Antraͤge
an England fuͤr „lytel or nothing to your commodite proufit or
benefit.“
3 Paruta: Storia Venetiana V, 243.
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[327/0337] Entwuͤrfe der Italiener. man die Unterhandlungen ſchon in den Niederlanden. Sie konnten wenig Schwierigkeiten haben, zumal da der Kai- ſer ſich von der Verpflichtung ſich mit der Tochter des Königs zu vermählen immer augenſcheinlicher zurückzog, Franz I dagegen auf kein Abkommen ohne den guten Rath des Königs von England eingehn zu wollen erklärte. 1 Bereits am 14ten Juni zeigte ſich Wolſey, wie Giberti ſagt, nicht ſowohl geneigt zu einer Verſöhnung mit Frank- reich, als von Verlangen danach entzündet. 2 Die Nun- tien verſicherten am 30ſten Juni daß alle Zweifel geho- ben ſeyen. Ein zweiter Moment war, daß man in Italien wie- der eine reſpectable Stellung annahm. Zu dem Ende ſuchte der Papſt das alte Bündniß mit der Schweiz zu erneuern, um ſobald es nöthig ſey, auf den erſten Wink 8 bis 10000 M. kommen laſſen zu können. Schon hatte er Einver- ſtändniß mit dem Herzog von Mailand und den Venezia- nern. Die feſten Plätze welche jener beſaß, das ſtattliche Heer welches dieſe im Stand hielten, — von 1000 Lanzen, 500 l. Reitern, 16000 M. z. F. — gaben eine treffliche Grundlage für die Entwürfe mit denen man umgieng. 3 Man bedurfte und wünſchte eine Verbindung mit Frank- reich: aber die erſte Bedingung des Vertrages ſollte ſeyn, 1 Auftraͤge an Tonſtall und Wyngfield bei Herbert 168. 2 In Wolſeys eignem Schreiben an ſeinen Koͤnig (St. P. nr. 88) werden die Forderungen des Kaiſers in Bezug ſowohl auf Frank- reich als auf Mailand fuͤr ſehr ungemaͤßigt erklaͤrt: ſeine Antraͤge an England fuͤr „lytel or nothing to your commodite proufit or benefit.“ 3 Paruta: Storia Venetiana V, 243.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/337>, abgerufen am 22.11.2024.