Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Viertes Buch. Erstes Capitel. Geld und Wechseln versehen in die Schweiz gekommen, undhatten doch auch wieder für ihre Anträge einen sehr gün- stigen Boden gefunden. Indem sie auf die ältern Verpflich- tungen drangen, wie gegen den Kaiser und Östreich, so namentlich gegen den Papst, brachten sie erst zu vollkom- mener Anschauung in welche Gefahr man sich gestürzt hatte. Durch alte Bündnisse war man verpflichtet, einige östrei- chische Gebiete, z. B. die freie Grafschaft, alle Besitzthümer der römischen Kirche zu beschirmen: jetzt hatte man dage- gen einen Bund eingegangen, in welchem eine ausdrück- liche Clausel besagte, man werde auch gegen die Vorbehalte- nen -- hauptsächlich eben Östreich und den Papst -- zu Felde ziehen, wenn sie den König in seinem Gebiete angreifen würden. Noch dienten eine Anzahl Eidgenossen in dem päpstlichen Heere, sie waren bei der Unternehmung auf Parma, während andre unter Lautrec zu dem Entsatz die- ses Platzes mitwirkten. Was sollte daraus werden, wenn beide irgendwo auf einander stießen. Der französische Bund war das Werk einer Partei: nichts war natürlicher als daß sich ihr aller Orten eine andre entgegensetzte. Auch die Unordnung des Aufbruches, zur ungelegensten Zeit, machte man ihr zum Vorwurf: hie und da waren die Wei- ber genöthigt gewesen die Ernte einzubringen. Zürich, das den französischen Bund, kraft eines gleichlautenden Beschlus- ses des Rathes in der Stadt und der Gemeinde auf dem Lande, zurückgewiesen, war ohnehin entschlossen, den päpst- lichen aufrecht zu halten. Aller dieser Regungen bediente sich nun der alte Meister schweizerischer Umtriebe, der Car- dinal von Sitten. In Zürich ward ihm eine große Wer- Viertes Buch. Erſtes Capitel. Geld und Wechſeln verſehen in die Schweiz gekommen, undhatten doch auch wieder für ihre Anträge einen ſehr gün- ſtigen Boden gefunden. Indem ſie auf die ältern Verpflich- tungen drangen, wie gegen den Kaiſer und Öſtreich, ſo namentlich gegen den Papſt, brachten ſie erſt zu vollkom- mener Anſchauung in welche Gefahr man ſich geſtürzt hatte. Durch alte Bündniſſe war man verpflichtet, einige öſtrei- chiſche Gebiete, z. B. die freie Grafſchaft, alle Beſitzthümer der römiſchen Kirche zu beſchirmen: jetzt hatte man dage- gen einen Bund eingegangen, in welchem eine ausdrück- liche Clauſel beſagte, man werde auch gegen die Vorbehalte- nen — hauptſächlich eben Öſtreich und den Papſt — zu Felde ziehen, wenn ſie den König in ſeinem Gebiete angreifen würden. Noch dienten eine Anzahl Eidgenoſſen in dem päpſtlichen Heere, ſie waren bei der Unternehmung auf Parma, während andre unter Lautrec zu dem Entſatz die- ſes Platzes mitwirkten. Was ſollte daraus werden, wenn beide irgendwo auf einander ſtießen. Der franzöſiſche Bund war das Werk einer Partei: nichts war natürlicher als daß ſich ihr aller Orten eine andre entgegenſetzte. Auch die Unordnung des Aufbruches, zur ungelegenſten Zeit, machte man ihr zum Vorwurf: hie und da waren die Wei- ber genöthigt geweſen die Ernte einzubringen. Zürich, das den franzöſiſchen Bund, kraft eines gleichlautenden Beſchluſ- ſes des Rathes in der Stadt und der Gemeinde auf dem Lande, zurückgewieſen, war ohnehin entſchloſſen, den päpſt- lichen aufrecht zu halten. Aller dieſer Regungen bediente ſich nun der alte Meiſter ſchweizeriſcher Umtriebe, der Car- dinal von Sitten. In Zürich ward ihm eine große Wer- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0276" n="266"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Viertes Buch. 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Viertes Buch. Erſtes Capitel.
Geld und Wechſeln verſehen in die Schweiz gekommen, und
hatten doch auch wieder für ihre Anträge einen ſehr gün-
ſtigen Boden gefunden. Indem ſie auf die ältern Verpflich-
tungen drangen, wie gegen den Kaiſer und Öſtreich, ſo
namentlich gegen den Papſt, brachten ſie erſt zu vollkom-
mener Anſchauung in welche Gefahr man ſich geſtürzt hatte.
Durch alte Bündniſſe war man verpflichtet, einige öſtrei-
chiſche Gebiete, z. B. die freie Grafſchaft, alle Beſitzthümer
der römiſchen Kirche zu beſchirmen: jetzt hatte man dage-
gen einen Bund eingegangen, in welchem eine ausdrück-
liche Clauſel beſagte, man werde auch gegen die Vorbehalte-
nen — hauptſächlich eben Öſtreich und den Papſt — zu Felde
ziehen, wenn ſie den König in ſeinem Gebiete angreifen
würden. Noch dienten eine Anzahl Eidgenoſſen in dem
päpſtlichen Heere, ſie waren bei der Unternehmung auf
Parma, während andre unter Lautrec zu dem Entſatz die-
ſes Platzes mitwirkten. Was ſollte daraus werden, wenn
beide irgendwo auf einander ſtießen. Der franzöſiſche Bund
war das Werk einer Partei: nichts war natürlicher als
daß ſich ihr aller Orten eine andre entgegenſetzte. Auch
die Unordnung des Aufbruches, zur ungelegenſten Zeit,
machte man ihr zum Vorwurf: hie und da waren die Wei-
ber genöthigt geweſen die Ernte einzubringen. Zürich, das
den franzöſiſchen Bund, kraft eines gleichlautenden Beſchluſ-
ſes des Rathes in der Stadt und der Gemeinde auf dem
Lande, zurückgewieſen, war ohnehin entſchloſſen, den päpſt-
lichen aufrecht zu halten. Aller dieſer Regungen bediente
ſich nun der alte Meiſter ſchweizeriſcher Umtriebe, der Car-
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