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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Feldzug von 1521.
bung gestattet, von 2700 Mann, obwohl mit der ausdrück-
lichen Bedingung daß sie nur zur Vertheidigung der päpst-
lichen Besitzungen, keineswegs zum Angriff auf Mailand
gebraucht werden dürfe; dieß war aber nur der Kern, um
den sich fast aus allen Orten päpstlich-kaiserliche Partei-
gänger sammelten: der Cardinal bewilligte einen noch reich-
lichern Sold als die französischen Bevollmächtigten: wir
finden wohl, daß ein Fähnlein, das für Frankreich gewor-
ben worden, wie es war, nur ohne den Hauptmann, in
päpstliche Dienste trat: bei der Musterung in Chur in der
zweiten Hälfte des September fanden sich über 6000 Mann,
zu denen sich dann noch graubündner und walliser Mann-
schaften gesellten. 1

Indem der Papst über den schlechten Erfolg seiner
Unternehmung höchlich betreten war, empfieng er diese Nach-
richten. Sein Nuncius Ennio versicherte ihn, die Clausel
der zürcherischen Bewilligung werde die Truppen nicht ab-
halten, Parma, Piacenza, selbst Ferrara anzugreifen, da
das kirchliche Besitzungen seyen, ja er getraue sich, wenn
er nur bei einigen Hauptleuten Geld anwende, sie auch zu
jedem andern Unternehmen zu vermögen. 2

Hiedurch erneuerte sich in den Verbündeten die fast
schon aufgegebene Hofnung. Es lag am Tage, daß das

1 Die kaiserlichen und päpstlichen Anbringen finden sich bei Ans-
helm: die zürcherischen Angelegenheiten hat Bullinger deutlicher c.
24 -- 26. Vgl. Hottinger: Geschichte der Eidgenossen: (Fortsetzung
Müllers) I, p. 55, 63.
2 Galeacius Capella giebt p. 180 einen Auszug des Brie-
fes: Demum pecunia facile esse duces corrumpere, qui milites
quo res postularet technis suasionibusque impellerent.

Feldzug von 1521.
bung geſtattet, von 2700 Mann, obwohl mit der ausdrück-
lichen Bedingung daß ſie nur zur Vertheidigung der päpſt-
lichen Beſitzungen, keineswegs zum Angriff auf Mailand
gebraucht werden dürfe; dieß war aber nur der Kern, um
den ſich faſt aus allen Orten päpſtlich-kaiſerliche Partei-
gänger ſammelten: der Cardinal bewilligte einen noch reich-
lichern Sold als die franzöſiſchen Bevollmächtigten: wir
finden wohl, daß ein Fähnlein, das für Frankreich gewor-
ben worden, wie es war, nur ohne den Hauptmann, in
päpſtliche Dienſte trat: bei der Muſterung in Chur in der
zweiten Hälfte des September fanden ſich über 6000 Mann,
zu denen ſich dann noch graubündner und walliſer Mann-
ſchaften geſellten. 1

Indem der Papſt über den ſchlechten Erfolg ſeiner
Unternehmung höchlich betreten war, empfieng er dieſe Nach-
richten. Sein Nuncius Ennio verſicherte ihn, die Clauſel
der zürcheriſchen Bewilligung werde die Truppen nicht ab-
halten, Parma, Piacenza, ſelbſt Ferrara anzugreifen, da
das kirchliche Beſitzungen ſeyen, ja er getraue ſich, wenn
er nur bei einigen Hauptleuten Geld anwende, ſie auch zu
jedem andern Unternehmen zu vermögen. 2

Hiedurch erneuerte ſich in den Verbündeten die faſt
ſchon aufgegebene Hofnung. Es lag am Tage, daß das

1 Die kaiſerlichen und paͤpſtlichen Anbringen finden ſich bei Ans-
helm: die zuͤrcheriſchen Angelegenheiten hat Bullinger deutlicher c.
24 — 26. Vgl. Hottinger: Geſchichte der Eidgenoſſen: (Fortſetzung
Muͤllers) I, p. 55, 63.
2 Galeacius Capella giebt p. 180 einen Auszug des Brie-
fes: Demum pecunia facile esse duces corrumpere, qui milites
quo res postularet technis suasionibusque impellerent.
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[267/0277] Feldzug von 1521. bung geſtattet, von 2700 Mann, obwohl mit der ausdrück- lichen Bedingung daß ſie nur zur Vertheidigung der päpſt- lichen Beſitzungen, keineswegs zum Angriff auf Mailand gebraucht werden dürfe; dieß war aber nur der Kern, um den ſich faſt aus allen Orten päpſtlich-kaiſerliche Partei- gänger ſammelten: der Cardinal bewilligte einen noch reich- lichern Sold als die franzöſiſchen Bevollmächtigten: wir finden wohl, daß ein Fähnlein, das für Frankreich gewor- ben worden, wie es war, nur ohne den Hauptmann, in päpſtliche Dienſte trat: bei der Muſterung in Chur in der zweiten Hälfte des September fanden ſich über 6000 Mann, zu denen ſich dann noch graubündner und walliſer Mann- ſchaften geſellten. 1 Indem der Papſt über den ſchlechten Erfolg ſeiner Unternehmung höchlich betreten war, empfieng er dieſe Nach- richten. Sein Nuncius Ennio verſicherte ihn, die Clauſel der zürcheriſchen Bewilligung werde die Truppen nicht ab- halten, Parma, Piacenza, ſelbſt Ferrara anzugreifen, da das kirchliche Beſitzungen ſeyen, ja er getraue ſich, wenn er nur bei einigen Hauptleuten Geld anwende, ſie auch zu jedem andern Unternehmen zu vermögen. 2 Hiedurch erneuerte ſich in den Verbündeten die faſt ſchon aufgegebene Hofnung. Es lag am Tage, daß das 1 Die kaiſerlichen und paͤpſtlichen Anbringen finden ſich bei Ans- helm: die zuͤrcheriſchen Angelegenheiten hat Bullinger deutlicher c. 24 — 26. Vgl. Hottinger: Geſchichte der Eidgenoſſen: (Fortſetzung Muͤllers) I, p. 55, 63. 2 Galeacius Capella giebt p. 180 einen Auszug des Brie- fes: Demum pecunia facile esse duces corrumpere, qui milites quo res postularet technis suasionibusque impellerent.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/277>, abgerufen am 18.05.2024.