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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Erste Säcularisationsversuche.
waltung der Weltlichkeit einem seiner Räthe, "bis auf ein
künftiges Concilium oder die Reformation des Reiches;"
von allen Unterthanen und Amtleuten empfieng er die Hul-
digung. 1 Nicht eher kam der Hauptmann von Ehren-
berg, das mit Tiroler Volke besetzt war, der Stadt Füßen
zu Hülfe, als bis die Stadt sich erblich an das Haus Öst-
reich ergab und dem Erzherzog huldigte. 2 So wurden
auch die Zillerthaler vermocht sich von Salzburg zu tren-
nen, sich an Tirol anzuschließen, und den Erzherzog, der
schon ohnehin die hohe Obrigkeit über sie habe, als ihren
Herrn und Landesfürsten anzunehmen. 3 Ja schon faßte
man selbst in Baiern ähnliche Gedanken. Als der Erz-
bischof Matthäus von Salzburg auf seiner Feste von den
Bauern belagert ward und sich in der bedrängtesten Lage
befand, erschien Doctor Lesch, bairischer Canzler, bei dem
Erzherzog, und schlug ihm eine gemeinschaftliche Sequestra-
tion des Erzstiftes vor, so daß was an den Grenzen von
Baiern liege, von den Herzogen, was an den östreichischen

1 Occupationspatent 21 Juli. "auf Beger und mit R[at] ai-
ner ersamen Landschaft dieser unsrer f. G. Tirol, -- zu furkumung
nachtail schadens und geferlichait, so dieselben unser Grafschaft und
dem Stift zu Brichsen, des Vogt Schirm und Schutzherr wir dann
sein, entstehen mechten." Bucholtz 642.
2 Martin Furtenbach, Stadtschreiber in Füßen: Bericht we-
gen der Bauern Empörung, bei Öchsle Beiträge p. 478. Das Volk
schrie Hei Östreich damit wir nicht gar verderbt werden, der Haupt-
mann nahm die Erbhuldigung auf ein Hintersichbringen an. Ab-
geordnete der Stadt giengen nach Insbruck, die daselbst "wohl be-
grüßt" wurden. Ferdinand erklärte, er werde bald kommen und die
Huldigung persönlich einnehmen.
3 Instruction an Liechtenstein und Stöckel, was Sy mit dem
Pfleger zu Kropfsberg, mit der Nachparschaft im Zillerthal reden
sollen. Bucholtz IX, 630.

Erſte Saͤculariſationsverſuche.
waltung der Weltlichkeit einem ſeiner Räthe, „bis auf ein
künftiges Concilium oder die Reformation des Reiches;“
von allen Unterthanen und Amtleuten empfieng er die Hul-
digung. 1 Nicht eher kam der Hauptmann von Ehren-
berg, das mit Tiroler Volke beſetzt war, der Stadt Füßen
zu Hülfe, als bis die Stadt ſich erblich an das Haus Öſt-
reich ergab und dem Erzherzog huldigte. 2 So wurden
auch die Zillerthaler vermocht ſich von Salzburg zu tren-
nen, ſich an Tirol anzuſchließen, und den Erzherzog, der
ſchon ohnehin die hohe Obrigkeit über ſie habe, als ihren
Herrn und Landesfürſten anzunehmen. 3 Ja ſchon faßte
man ſelbſt in Baiern ähnliche Gedanken. Als der Erz-
biſchof Matthäus von Salzburg auf ſeiner Feſte von den
Bauern belagert ward und ſich in der bedrängteſten Lage
befand, erſchien Doctor Leſch, bairiſcher Canzler, bei dem
Erzherzog, und ſchlug ihm eine gemeinſchaftliche Sequeſtra-
tion des Erzſtiftes vor, ſo daß was an den Grenzen von
Baiern liege, von den Herzogen, was an den öſtreichiſchen

1 Occupationspatent 21 Juli. „auf Beger und mit R[at] ai-
ner erſamen Landſchaft dieſer unſrer f. G. Tirol, — zu furkumung
nachtail ſchadens und geferlichait, ſo dieſelben unſer Grafſchaft und
dem Stift zu Brichſen, des Vogt Schirm und Schutzherr wir dann
ſein, entſtehen mechten.“ Bucholtz 642.
2 Martin Furtenbach, Stadtſchreiber in Fuͤßen: Bericht we-
gen der Bauern Empoͤrung, bei Oͤchsle Beitraͤge p. 478. Das Volk
ſchrie Hei Oͤſtreich damit wir nicht gar verderbt werden, der Haupt-
mann nahm die Erbhuldigung auf ein Hinterſichbringen an. Ab-
geordnete der Stadt giengen nach Insbruck, die daſelbſt „wohl be-
gruͤßt“ wurden. Ferdinand erklaͤrte, er werde bald kommen und die
Huldigung perſoͤnlich einnehmen.
3 Inſtruction an Liechtenſtein und Stoͤckel, was Sy mit dem
Pfleger zu Kropfsberg, mit der Nachparſchaft im Zillerthal reden
ſollen. Bucholtz IX, 630.
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[233/0243] Erſte Saͤculariſationsverſuche. waltung der Weltlichkeit einem ſeiner Räthe, „bis auf ein künftiges Concilium oder die Reformation des Reiches;“ von allen Unterthanen und Amtleuten empfieng er die Hul- digung. 1 Nicht eher kam der Hauptmann von Ehren- berg, das mit Tiroler Volke beſetzt war, der Stadt Füßen zu Hülfe, als bis die Stadt ſich erblich an das Haus Öſt- reich ergab und dem Erzherzog huldigte. 2 So wurden auch die Zillerthaler vermocht ſich von Salzburg zu tren- nen, ſich an Tirol anzuſchließen, und den Erzherzog, der ſchon ohnehin die hohe Obrigkeit über ſie habe, als ihren Herrn und Landesfürſten anzunehmen. 3 Ja ſchon faßte man ſelbſt in Baiern ähnliche Gedanken. Als der Erz- biſchof Matthäus von Salzburg auf ſeiner Feſte von den Bauern belagert ward und ſich in der bedrängteſten Lage befand, erſchien Doctor Leſch, bairiſcher Canzler, bei dem Erzherzog, und ſchlug ihm eine gemeinſchaftliche Sequeſtra- tion des Erzſtiftes vor, ſo daß was an den Grenzen von Baiern liege, von den Herzogen, was an den öſtreichiſchen 1 Occupationspatent 21 Juli. „auf Beger und mit Rat ai- ner erſamen Landſchaft dieſer unſrer f. G. Tirol, — zu furkumung nachtail ſchadens und geferlichait, ſo dieſelben unſer Grafſchaft und dem Stift zu Brichſen, des Vogt Schirm und Schutzherr wir dann ſein, entſtehen mechten.“ Bucholtz 642. 2 Martin Furtenbach, Stadtſchreiber in Fuͤßen: Bericht we- gen der Bauern Empoͤrung, bei Oͤchsle Beitraͤge p. 478. Das Volk ſchrie Hei Oͤſtreich damit wir nicht gar verderbt werden, der Haupt- mann nahm die Erbhuldigung auf ein Hinterſichbringen an. Ab- geordnete der Stadt giengen nach Insbruck, die daſelbſt „wohl be- gruͤßt“ wurden. Ferdinand erklaͤrte, er werde bald kommen und die Huldigung perſoͤnlich einnehmen. 3 Inſtruction an Liechtenſtein und Stoͤckel, was Sy mit dem Pfleger zu Kropfsberg, mit der Nachparſchaft im Zillerthal reden ſollen. Bucholtz IX, 630.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/243>, abgerufen am 22.11.2024.