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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Drittes Buch. Sechstes Capitel.

Den Mittelrheinischen begegnete das zurückziehende
trierisch-pfälzische Heer bei Pfeddersheim; 1 es gieng wie
bisher allenthalben: die Bauern wurden aus einander gejagt
und niedergemacht: der kriegerische Erzbischof soll mehrere
mit eigener Hand erlegt haben; hierauf unterwarfen sich
die Landschaften. Auch die Rheingauer mußten ihre Waf-
fen ausliefern und Brandschatzung zahlen. Mainz mußte
auf die kaum wiedererworbenen Freiheiten Verzicht leisten: in
Trier war man nur glücklich, daß man sich nicht ernstlich
geregt hatte: alle Pläne die man gefaßt, ließ man fallen.

Eine bei weitem schwerere Aufgabe hatte das große
Heer des Bundes am Oberrhein. Hier war der Aufruhr
zuerst entsprungen: und hatte daselbst seine tiefsten Wur-
zeln: noch war dort nie etwas Entscheidendes ausgerich-
tet worden. Die Allgauer waren jetzt wieder im Feld er-
schienen, eine nicht geringe Anzahl versuchter Landsknechte
standen in ihren Reihen. Selbst dem Geschütz des Truch-
seß wußten sie zu antworten, und dachten noch einmal
daran sich selbst in Angriff zu werfen. Glücklicherweise
kam der in so vielen Feldzügen erprobte Georg Frunds-
berg dem Truchseß noch zur rechten Zeit zu Hülfe. Es
ist wohl sehr wahrscheinlich, 2 daß er auch persönlich auf
einige Anführer der Bauern, seine alten Kriegscameraden
und Untergebnen, Einfluß ausübte. Oder geschah es des-
wegen, weil es ihnen an Kriegsvorräthen fehlte? Genug sie
trennten sich und zogen sich nach den Gebirgen. Truch-

1 Haarer c. 84--89. Über das Verhältniß des lateinischen
Textes zu dem deutschen, so wie des Gnodalius und Leodius zu Haa-
rer denke ich im Anhange das Nöthige beizubringen.
2 Reisner Kriegsthaten der Frundsberge.
Drittes Buch. Sechstes Capitel.

Den Mittelrheiniſchen begegnete das zurückziehende
trieriſch-pfälziſche Heer bei Pfeddersheim; 1 es gieng wie
bisher allenthalben: die Bauern wurden aus einander gejagt
und niedergemacht: der kriegeriſche Erzbiſchof ſoll mehrere
mit eigener Hand erlegt haben; hierauf unterwarfen ſich
die Landſchaften. Auch die Rheingauer mußten ihre Waf-
fen ausliefern und Brandſchatzung zahlen. Mainz mußte
auf die kaum wiedererworbenen Freiheiten Verzicht leiſten: in
Trier war man nur glücklich, daß man ſich nicht ernſtlich
geregt hatte: alle Pläne die man gefaßt, ließ man fallen.

Eine bei weitem ſchwerere Aufgabe hatte das große
Heer des Bundes am Oberrhein. Hier war der Aufruhr
zuerſt entſprungen: und hatte daſelbſt ſeine tiefſten Wur-
zeln: noch war dort nie etwas Entſcheidendes ausgerich-
tet worden. Die Allgauer waren jetzt wieder im Feld er-
ſchienen, eine nicht geringe Anzahl verſuchter Landsknechte
ſtanden in ihren Reihen. Selbſt dem Geſchütz des Truch-
ſeß wußten ſie zu antworten, und dachten noch einmal
daran ſich ſelbſt in Angriff zu werfen. Glücklicherweiſe
kam der in ſo vielen Feldzügen erprobte Georg Frunds-
berg dem Truchſeß noch zur rechten Zeit zu Hülfe. Es
iſt wohl ſehr wahrſcheinlich, 2 daß er auch perſönlich auf
einige Anführer der Bauern, ſeine alten Kriegscameraden
und Untergebnen, Einfluß ausübte. Oder geſchah es des-
wegen, weil es ihnen an Kriegsvorräthen fehlte? Genug ſie
trennten ſich und zogen ſich nach den Gebirgen. Truch-

1 Haarer c. 84—89. Uͤber das Verhaͤltniß des lateiniſchen
Textes zu dem deutſchen, ſo wie des Gnodalius und Leodius zu Haa-
rer denke ich im Anhange das Noͤthige beizubringen.
2 Reisner Kriegsthaten der Frundsberge.
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[222/0232] Drittes Buch. Sechstes Capitel. Den Mittelrheiniſchen begegnete das zurückziehende trieriſch-pfälziſche Heer bei Pfeddersheim; 1 es gieng wie bisher allenthalben: die Bauern wurden aus einander gejagt und niedergemacht: der kriegeriſche Erzbiſchof ſoll mehrere mit eigener Hand erlegt haben; hierauf unterwarfen ſich die Landſchaften. Auch die Rheingauer mußten ihre Waf- fen ausliefern und Brandſchatzung zahlen. Mainz mußte auf die kaum wiedererworbenen Freiheiten Verzicht leiſten: in Trier war man nur glücklich, daß man ſich nicht ernſtlich geregt hatte: alle Pläne die man gefaßt, ließ man fallen. Eine bei weitem ſchwerere Aufgabe hatte das große Heer des Bundes am Oberrhein. Hier war der Aufruhr zuerſt entſprungen: und hatte daſelbſt ſeine tiefſten Wur- zeln: noch war dort nie etwas Entſcheidendes ausgerich- tet worden. Die Allgauer waren jetzt wieder im Feld er- ſchienen, eine nicht geringe Anzahl verſuchter Landsknechte ſtanden in ihren Reihen. Selbſt dem Geſchütz des Truch- ſeß wußten ſie zu antworten, und dachten noch einmal daran ſich ſelbſt in Angriff zu werfen. Glücklicherweiſe kam der in ſo vielen Feldzügen erprobte Georg Frunds- berg dem Truchſeß noch zur rechten Zeit zu Hülfe. Es iſt wohl ſehr wahrſcheinlich, 2 daß er auch perſönlich auf einige Anführer der Bauern, ſeine alten Kriegscameraden und Untergebnen, Einfluß ausübte. Oder geſchah es des- wegen, weil es ihnen an Kriegsvorräthen fehlte? Genug ſie trennten ſich und zogen ſich nach den Gebirgen. Truch- 1 Haarer c. 84—89. Uͤber das Verhaͤltniß des lateiniſchen Textes zu dem deutſchen, ſo wie des Gnodalius und Leodius zu Haa- rer denke ich im Anhange das Noͤthige beizubringen. 2 Reisner Kriegsthaten der Frundsberge.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/232>, abgerufen am 22.11.2024.