und Rechtens" zu berathschlagen. 1 Allein das war jetzt alles zu spät. Zutrauen hatten sie nie gehabt, jetzt war auch das Glück von ihnen gewichen: sie mußten Herrn in dem Feld bleiben oder unterliegen.
Ohne Verzug rückte das vereinigte Heer gegen sie heran: alle Ortschaften die es berührte, ergaben sich ihm auf Gnade und Ungnade: am 2ten Juni stieß es bei Kö- nigshofen auf den ersten Haufen der Bauern. Es war der odenwäldische, er hatte den Muth gehabt, dem siegrei- chen Feinde entgegenzugehn. Allein er war bei weitem zu schwach, wohl nicht über 4000 M. stark 2 und hatte über- dieß nur die schlechtesten Anstalten getroffen. Die Bauern versäumten, die Furten der Tauber zu besetzen: auf dem Mühlberg schlugen sie um ihr Gepäck her ihr Lager hinter einer Wagenburg auf: glücklich wenn sie den Feind nur noch hier erwartet hätten! Indem sie aber erschreckt durch die sich entwickelnde Übermacht desselben einen nahen Wald zu gewinnen suchten, luden sie ihn zu augenblicklichem Angriff ein: die Reisigen fielen ihnen in die offne Flanke: die Fürsten selbst waren bei dem Einhauen: im Nu, ehe noch die Landsknechte angekommen, war der ganze Bauernhaufe zerstreut. 3 Da hatte eine falsche Siegesnach- richt auch den Rothenburger Haufen vermocht, seine Stel-
1 Ausschreiben bei Öchsle vom 27 Mai p. 302. Die Zusam- menkunft war auf den 31sten Mai bestimmt.
2 Ich halte das für die richtige Zahl, da der Bericht des Se- cretär Spieß, der das Heer begleitete, bei Öchsle p. 197, und das Tagebuch des Pfalzgrafen p. 368 darin übereinstimmen; andere ha- ben viel höhere.
3Brower Annales Trevirenses lib. XX, p. 353.
Drittes Buch. Sechstes Capitel.
und Rechtens“ zu berathſchlagen. 1 Allein das war jetzt alles zu ſpät. Zutrauen hatten ſie nie gehabt, jetzt war auch das Glück von ihnen gewichen: ſie mußten Herrn in dem Feld bleiben oder unterliegen.
Ohne Verzug rückte das vereinigte Heer gegen ſie heran: alle Ortſchaften die es berührte, ergaben ſich ihm auf Gnade und Ungnade: am 2ten Juni ſtieß es bei Kö- nigshofen auf den erſten Haufen der Bauern. Es war der odenwäldiſche, er hatte den Muth gehabt, dem ſiegrei- chen Feinde entgegenzugehn. Allein er war bei weitem zu ſchwach, wohl nicht über 4000 M. ſtark 2 und hatte über- dieß nur die ſchlechteſten Anſtalten getroffen. Die Bauern verſäumten, die Furten der Tauber zu beſetzen: auf dem Mühlberg ſchlugen ſie um ihr Gepäck her ihr Lager hinter einer Wagenburg auf: glücklich wenn ſie den Feind nur noch hier erwartet hätten! Indem ſie aber erſchreckt durch die ſich entwickelnde Übermacht deſſelben einen nahen Wald zu gewinnen ſuchten, luden ſie ihn zu augenblicklichem Angriff ein: die Reiſigen fielen ihnen in die offne Flanke: die Fürſten ſelbſt waren bei dem Einhauen: im Nu, ehe noch die Landsknechte angekommen, war der ganze Bauernhaufe zerſtreut. 3 Da hatte eine falſche Siegesnach- richt auch den Rothenburger Haufen vermocht, ſeine Stel-
1 Ausſchreiben bei Oͤchsle vom 27 Mai p. 302. Die Zuſam- menkunft war auf den 31ſten Mai beſtimmt.
2 Ich halte das fuͤr die richtige Zahl, da der Bericht des Se- cretaͤr Spieß, der das Heer begleitete, bei Oͤchsle p. 197, und das Tagebuch des Pfalzgrafen p. 368 darin uͤbereinſtimmen; andere ha- ben viel hoͤhere.
3Brower Annales Trevirenses lib. XX, p. 353.
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Drittes Buch. Sechstes Capitel.
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auch das Glück von ihnen gewichen: ſie mußten Herrn
in dem Feld bleiben oder unterliegen.
Ohne Verzug rückte das vereinigte Heer gegen ſie
heran: alle Ortſchaften die es berührte, ergaben ſich ihm
auf Gnade und Ungnade: am 2ten Juni ſtieß es bei Kö-
nigshofen auf den erſten Haufen der Bauern. Es war
der odenwäldiſche, er hatte den Muth gehabt, dem ſiegrei-
chen Feinde entgegenzugehn. Allein er war bei weitem zu
ſchwach, wohl nicht über 4000 M. ſtark 2 und hatte über-
dieß nur die ſchlechteſten Anſtalten getroffen. Die Bauern
verſäumten, die Furten der Tauber zu beſetzen: auf dem
Mühlberg ſchlugen ſie um ihr Gepäck her ihr Lager hinter
einer Wagenburg auf: glücklich wenn ſie den Feind nur
noch hier erwartet hätten! Indem ſie aber erſchreckt durch
die ſich entwickelnde Übermacht deſſelben einen nahen Wald
zu gewinnen ſuchten, luden ſie ihn zu augenblicklichem
Angriff ein: die Reiſigen fielen ihnen in die offne Flanke:
die Fürſten ſelbſt waren bei dem Einhauen: im Nu,
ehe noch die Landsknechte angekommen, war der ganze
Bauernhaufe zerſtreut. 3 Da hatte eine falſche Siegesnach-
richt auch den Rothenburger Haufen vermocht, ſeine Stel-
1 Ausſchreiben bei Oͤchsle vom 27 Mai p. 302. Die Zuſam-
menkunft war auf den 31ſten Mai beſtimmt.
2 Ich halte das fuͤr die richtige Zahl, da der Bericht des Se-
cretaͤr Spieß, der das Heer begleitete, bei Oͤchsle p. 197, und das
Tagebuch des Pfalzgrafen p. 368 darin uͤbereinſtimmen; andere ha-
ben viel hoͤhere.
3 Brower Annales Trevirenses lib. XX, p. 353.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/230>, abgerufen am 16.02.2025.
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