Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Bauernkrieg. leistete, den Sturm redlich zu bestehn. An dem 15tenMai, dem Tag der Frankenhäuser Schlacht, Abends um 9, liefen die Bauern den Sturm an: unter Trommeten, Pfeifen und lautem Geschrei, mit fliegenden Fahnen. Von dem Schloß antwortete man ihnen mit Pechringen, Schwefelringen, Pulverblitzen und unaufhörlichem Schie- ßen aus allen Schießluken der Mauern und Thürme. Prächtig und stolz nahm sich das einsame Schloß aus, unter dem Leuchten dieses mannichfaltigen Feuers, durch das es den wilden Feind abwehrte, der Frankenland be- zwungen und Deutschland gefährdete. Das Geschütz ent- schied auch hier den Sieg, wie bei Frankenhausen und bei Sindelfingen. Zwei Uhr nach Mitternacht wichen die Bauern zurück. 1 An eine Erneuerung ihres Angriffs war nicht zu den- Einen Augenblick versuchten sie noch durch Unterhand- 1 Johand Reinhard bei Ludwig 889.
Bauernkrieg. leiſtete, den Sturm redlich zu beſtehn. An dem 15tenMai, dem Tag der Frankenhäuſer Schlacht, Abends um 9, liefen die Bauern den Sturm an: unter Trommeten, Pfeifen und lautem Geſchrei, mit fliegenden Fahnen. Von dem Schloß antwortete man ihnen mit Pechringen, Schwefelringen, Pulverblitzen und unaufhörlichem Schie- ßen aus allen Schießluken der Mauern und Thürme. Prächtig und ſtolz nahm ſich das einſame Schloß aus, unter dem Leuchten dieſes mannichfaltigen Feuers, durch das es den wilden Feind abwehrte, der Frankenland be- zwungen und Deutſchland gefährdete. Das Geſchütz ent- ſchied auch hier den Sieg, wie bei Frankenhauſen und bei Sindelfingen. Zwei Uhr nach Mitternacht wichen die Bauern zurück. 1 An eine Erneuerung ihres Angriffs war nicht zu den- Einen Augenblick verſuchten ſie noch durch Unterhand- 1 Johand Reinhard bei Ludwig 889.
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Bauernkrieg.
leiſtete, den Sturm redlich zu beſtehn. An dem 15ten
Mai, dem Tag der Frankenhäuſer Schlacht, Abends um
9, liefen die Bauern den Sturm an: unter Trommeten,
Pfeifen und lautem Geſchrei, mit fliegenden Fahnen.
Von dem Schloß antwortete man ihnen mit Pechringen,
Schwefelringen, Pulverblitzen und unaufhörlichem Schie-
ßen aus allen Schießluken der Mauern und Thürme.
Prächtig und ſtolz nahm ſich das einſame Schloß aus,
unter dem Leuchten dieſes mannichfaltigen Feuers, durch
das es den wilden Feind abwehrte, der Frankenland be-
zwungen und Deutſchland gefährdete. Das Geſchütz ent-
ſchied auch hier den Sieg, wie bei Frankenhauſen und bei
Sindelfingen. Zwei Uhr nach Mitternacht wichen die
Bauern zurück. 1
An eine Erneuerung ihres Angriffs war nicht zu den-
ken. Von allen Seiten trafen die Nachrichten von den
Niederlagen ihrer Freunde ein: von Moment zu Moment
wälzte ſich die Gefahr gegen ſie ſelber drohender heran.
Einen Augenblick verſuchten ſie noch durch Unterhand-
lung ſich zu ſchützen. Aufs neue boten ſie jetzt der würz-
burgiſchen Beſatzung die zwölf Artikel an; den heranrücken-
den Bundesoberſten Truchſeß luden ſie ein, Tag und Ort
zu einer vermittelnden Zuſammenkunft zu beſtimmen: durch
ein allgemeines Ausſchreiben an die Stände des Reichs
ſuchten ſie die empfehlenswerthe Seite ihrer Abſichten hervor-
zukehren; die fränkiſchen Stände insbeſondere forderten ſie
auf, Abgeordnete nach Schweinfurt zu ſenden, um gemein-
ſchaftlich „über die Aufrichtung des Wortes Gottes, Friedens
1 Johand Reinhard bei Ludwig 889.
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