mengehauen; hierauf hatte er Amt für Amt, Stadt für Stadt besetzt, und zog nun gegen Franken. Hier kamen ihm die beiden andern Fürsten die gegen Sickingen gefochten, die Churfürsten von Trier und Pfalz, von Bruchsal her, das sie indeß eingenommen hatten, entgegen. Zwischen Helspach und Neckarsulm auf dem offenen Feld vereinigten sich die beiden Heere am 29 Mai. Sie bildeten eine Masse von dritthalbtausend M. zu Pferd und 8000 z. F., 1 und nah- men nun vereint ihren Weg nach Franken.
Wie wichtig war es da, daß das Schloß von Würz- burg jenen beiden gewaltigen Haufen der fränkischen Bauern noch immer Widerstand leistete. Anfangs hätte die Besatzung sich wohl bequemt, die zwölf Artikel anzunehmen, schon war sie von dem Bischof dazu ermächtigt: und ein Theil der Bauern wollte darauf eingehn, er wollte seinen be- drängten Verbündeten von andern Seiten Hülfe leisten kön- nen. Aber die Bürger von Würzburg wollten das Schloß, das ihnen einen Zaum anlege, nicht länger über sich dulden, und bewirkten, daß der Besatzung die unannehmbarsten Be- dingungen vorgelegt wurden. Hierauf entschloß sich diese zu männlichem Widerstand. Sebastian von Rotenhan, der an dem Reichsregiment dem Fortgang der lutherischen Lehre so großen Vorschub geleistet, hatte die Festung mit allen Bedürfnissen, auch mit Pulvermühlen und Zugmühlen ver- sehen, in den Gräben starke Zwerchzäune, um das Schloß den lichten Zaun aufgerichtet, und die Besatzung zu dem Versprechen bewogen, das auch sie mit aufgereckten Fingern
1 Das eigenhändige Tagebuch Pfalzgraf Otto Heinrichs bei Freiberg: Urkunden und Schriften IV, S. 367, giebt diese Zahlen an.
Drittes Buch. Sechstes Capitel.
mengehauen; hierauf hatte er Amt für Amt, Stadt für Stadt beſetzt, und zog nun gegen Franken. Hier kamen ihm die beiden andern Fürſten die gegen Sickingen gefochten, die Churfürſten von Trier und Pfalz, von Bruchſal her, das ſie indeß eingenommen hatten, entgegen. Zwiſchen Helspach und Neckarſulm auf dem offenen Feld vereinigten ſich die beiden Heere am 29 Mai. Sie bildeten eine Maſſe von dritthalbtauſend M. zu Pferd und 8000 z. F., 1 und nah- men nun vereint ihren Weg nach Franken.
Wie wichtig war es da, daß das Schloß von Würz- burg jenen beiden gewaltigen Haufen der fränkiſchen Bauern noch immer Widerſtand leiſtete. Anfangs hätte die Beſatzung ſich wohl bequemt, die zwölf Artikel anzunehmen, ſchon war ſie von dem Biſchof dazu ermächtigt: und ein Theil der Bauern wollte darauf eingehn, er wollte ſeinen be- drängten Verbündeten von andern Seiten Hülfe leiſten kön- nen. Aber die Bürger von Würzburg wollten das Schloß, das ihnen einen Zaum anlege, nicht länger über ſich dulden, und bewirkten, daß der Beſatzung die unannehmbarſten Be- dingungen vorgelegt wurden. Hierauf entſchloß ſich dieſe zu männlichem Widerſtand. Sebaſtian von Rotenhan, der an dem Reichsregiment dem Fortgang der lutheriſchen Lehre ſo großen Vorſchub geleiſtet, hatte die Feſtung mit allen Bedürfniſſen, auch mit Pulvermühlen und Zugmühlen ver- ſehen, in den Gräben ſtarke Zwerchzäune, um das Schloß den lichten Zaun aufgerichtet, und die Beſatzung zu dem Verſprechen bewogen, das auch ſie mit aufgereckten Fingern
1 Das eigenhaͤndige Tagebuch Pfalzgraf Otto Heinrichs bei Freiberg: Urkunden und Schriften IV, S. 367, giebt dieſe Zahlen an.
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Drittes Buch. Sechstes Capitel.
mengehauen; hierauf hatte er Amt für Amt, Stadt für Stadt
beſetzt, und zog nun gegen Franken. Hier kamen ihm die
beiden andern Fürſten die gegen Sickingen gefochten, die
Churfürſten von Trier und Pfalz, von Bruchſal her, das
ſie indeß eingenommen hatten, entgegen. Zwiſchen Helspach
und Neckarſulm auf dem offenen Feld vereinigten ſich die
beiden Heere am 29 Mai. Sie bildeten eine Maſſe von
dritthalbtauſend M. zu Pferd und 8000 z. F., 1 und nah-
men nun vereint ihren Weg nach Franken.
Wie wichtig war es da, daß das Schloß von Würz-
burg jenen beiden gewaltigen Haufen der fränkiſchen Bauern
noch immer Widerſtand leiſtete. Anfangs hätte die Beſatzung
ſich wohl bequemt, die zwölf Artikel anzunehmen, ſchon
war ſie von dem Biſchof dazu ermächtigt: und ein Theil
der Bauern wollte darauf eingehn, er wollte ſeinen be-
drängten Verbündeten von andern Seiten Hülfe leiſten kön-
nen. Aber die Bürger von Würzburg wollten das Schloß,
das ihnen einen Zaum anlege, nicht länger über ſich dulden,
und bewirkten, daß der Beſatzung die unannehmbarſten Be-
dingungen vorgelegt wurden. Hierauf entſchloß ſich dieſe
zu männlichem Widerſtand. Sebaſtian von Rotenhan, der
an dem Reichsregiment dem Fortgang der lutheriſchen Lehre
ſo großen Vorſchub geleiſtet, hatte die Feſtung mit allen
Bedürfniſſen, auch mit Pulvermühlen und Zugmühlen ver-
ſehen, in den Gräben ſtarke Zwerchzäune, um das Schloß
den lichten Zaun aufgerichtet, und die Beſatzung zu dem
Verſprechen bewogen, das auch ſie mit aufgereckten Fingern
1 Das eigenhaͤndige Tagebuch Pfalzgraf Otto Heinrichs bei
Freiberg: Urkunden und Schriften IV, S. 367, giebt dieſe Zahlen an.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/228>, abgerufen am 16.02.2025.
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