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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Drittes Buch. Fünftes Capitel.

Es scheint wohl, als sey in Heidelberg überhaupt eine
auf die Religion bezügliche Abrede genommen worden. Phi-
lipp von Hessen zweifelte anfangs nicht, daß auch der Chur-
fürst von der Pfalz ihm nachfolgen werde. Und wenigstens
ließ sich dieser letztere zu keiner Verfolgung hinreißen, wenn
es auch in seiner Natur nicht lag, so entschieden zu Werke
zu gehn.

Dagegen konnte man den verjagten Herzog von Wir-
tenberg bereits für gewonnen achten. In Mümpelgard
hielten sich Prädicanten nach der neuen Weise bei ihm auf.
Im October 1524 bezeigt Zwingli seine Verwunderung
und Freude, daß aus dem Saulus ein Paulus geworden. 1

Eine ähnliche unzweifelhafte Hinneigung bemerkte man
an Herzog Ernst von Lüneburg, Neffen Friedrichs von Sach-
sen, der in Wittenberg studirt hatte und durch den Gang
der Hildesheimischen Angelegenheit in der Opposition ge-
gen Östreich festgehalten wurde. Die ersten Anfänge der
Reformation in Celle, unter seinem Schutze, fallen in das
Jahr 1524. 2

Ihm gesellte sich Friedrich I zu, König von Däne-
mark, seit dem vorigen Jahre alleiniger Herr in Schles-
wig und Holstein. Sein Sohn Christian und dessen Hofmei-
ster Johann Ranzau waren auf dem Reichstag zu Worms
gewesen: voll Bewundrung für Luther, durchdrungen von
seiner Lehre, kehrten sie zurück. Denselben Mann der Lu-
thern auf jener Reise begleitet, Peter Suave, zogen sie in

1 Zwinglius Oecolampadio. Tiguri 9 Oct. Epp. Zwinglii
I,
163.
2 Hüne Geschichte von Hannover I, 747.
Drittes Buch. Fuͤnftes Capitel.

Es ſcheint wohl, als ſey in Heidelberg überhaupt eine
auf die Religion bezügliche Abrede genommen worden. Phi-
lipp von Heſſen zweifelte anfangs nicht, daß auch der Chur-
fürſt von der Pfalz ihm nachfolgen werde. Und wenigſtens
ließ ſich dieſer letztere zu keiner Verfolgung hinreißen, wenn
es auch in ſeiner Natur nicht lag, ſo entſchieden zu Werke
zu gehn.

Dagegen konnte man den verjagten Herzog von Wir-
tenberg bereits für gewonnen achten. In Mümpelgard
hielten ſich Prädicanten nach der neuen Weiſe bei ihm auf.
Im October 1524 bezeigt Zwingli ſeine Verwunderung
und Freude, daß aus dem Saulus ein Paulus geworden. 1

Eine ähnliche unzweifelhafte Hinneigung bemerkte man
an Herzog Ernſt von Lüneburg, Neffen Friedrichs von Sach-
ſen, der in Wittenberg ſtudirt hatte und durch den Gang
der Hildesheimiſchen Angelegenheit in der Oppoſition ge-
gen Öſtreich feſtgehalten wurde. Die erſten Anfänge der
Reformation in Celle, unter ſeinem Schutze, fallen in das
Jahr 1524. 2

Ihm geſellte ſich Friedrich I zu, König von Däne-
mark, ſeit dem vorigen Jahre alleiniger Herr in Schles-
wig und Holſtein. Sein Sohn Chriſtian und deſſen Hofmei-
ſter Johann Ranzau waren auf dem Reichstag zu Worms
geweſen: voll Bewundrung für Luther, durchdrungen von
ſeiner Lehre, kehrten ſie zurück. Denſelben Mann der Lu-
thern auf jener Reiſe begleitet, Peter Suave, zogen ſie in

1 Zwinglius Oecolampadio. Tiguri 9 Oct. Epp. Zwinglii
I,
163.
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[178/0188] Drittes Buch. Fuͤnftes Capitel. Es ſcheint wohl, als ſey in Heidelberg überhaupt eine auf die Religion bezügliche Abrede genommen worden. Phi- lipp von Heſſen zweifelte anfangs nicht, daß auch der Chur- fürſt von der Pfalz ihm nachfolgen werde. Und wenigſtens ließ ſich dieſer letztere zu keiner Verfolgung hinreißen, wenn es auch in ſeiner Natur nicht lag, ſo entſchieden zu Werke zu gehn. Dagegen konnte man den verjagten Herzog von Wir- tenberg bereits für gewonnen achten. In Mümpelgard hielten ſich Prädicanten nach der neuen Weiſe bei ihm auf. Im October 1524 bezeigt Zwingli ſeine Verwunderung und Freude, daß aus dem Saulus ein Paulus geworden. 1 Eine ähnliche unzweifelhafte Hinneigung bemerkte man an Herzog Ernſt von Lüneburg, Neffen Friedrichs von Sach- ſen, der in Wittenberg ſtudirt hatte und durch den Gang der Hildesheimiſchen Angelegenheit in der Oppoſition ge- gen Öſtreich feſtgehalten wurde. Die erſten Anfänge der Reformation in Celle, unter ſeinem Schutze, fallen in das Jahr 1524. 2 Ihm geſellte ſich Friedrich I zu, König von Däne- mark, ſeit dem vorigen Jahre alleiniger Herr in Schles- wig und Holſtein. Sein Sohn Chriſtian und deſſen Hofmei- ſter Johann Ranzau waren auf dem Reichstag zu Worms geweſen: voll Bewundrung für Luther, durchdrungen von ſeiner Lehre, kehrten ſie zurück. Denſelben Mann der Lu- thern auf jener Reiſe begleitet, Peter Suave, zogen ſie in 1 Zwinglius Oecolampadio. Tiguri 9 Oct. Epp. Zwinglii I, 163. 2 Huͤne Geſchichte von Hannover I, 747.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/188>, abgerufen am 27.11.2024.