Am 15ten Juni vereinigten sich die Gesandten in Lyon: erst am 6ten August langten sie in Valladolid an. Vor- nehmlich die drückende Hitze, von der einige Mitglieder so- gar erkrankten, hatte sie aufgehalten.
Sie begannen damit, außer Markgraf Johann von Brandenburg und dem Großcanzler vor allem die Räthe aufzusuchen, welchen die deutschen Geschäfte übertragen wa- ren, Hr. v. Rösch, Hannart, den Propst Märklin von Waldkirchen, Maximilian von Zevenberghen.
Hierauf, am 9ten August, ertheilte ihnen der Kaiser in Gegenwart einer glänzenden Versammlung von Gran- den, Bischöfen und Botschaftern eine feierliche Audienz. Sie redeten ihn lateinisch an: in dieser Sprache antwor- tete ihnen in des Kaisers Namen der Großcanzler.
Die Geschäfte mit ihnen zu besprechen, ward dann einer Commission übertragen, die eben aus den genannten vier deutschen Räthen bestand: am 11ten Aug. begannen die Verhandlungen.
Die Gesandten hatten ihre Beschwerden in 6 Artikeln zusammengefaßt -- über Session, Zoll, Kriegshülfe, Land- frieden, Monopolien, und einige minder bedeutende Sa- chen, -- die sie den Commissarien zugleich deutsch und latei- nisch vorlegten und alsdann mit ihnen durchgiengen. Da- bei hatten sie Gelegenheit, ihre Wünsche mündlich vorzu- tragen.
Die Räthe zeigten sich anfangs abgeneigt. Sie fan- den es unbillig, daß man die Frage über die Session jetzt erst, zu den Zeiten dieses jungen Kaisers in Anregung bringe, beklagten es, daß im Reiche Niemand etwas thun
wolle
Drittes Buch. Viertes Capitel.
Am 15ten Juni vereinigten ſich die Geſandten in Lyon: erſt am 6ten Auguſt langten ſie in Valladolid an. Vor- nehmlich die drückende Hitze, von der einige Mitglieder ſo- gar erkrankten, hatte ſie aufgehalten.
Sie begannen damit, außer Markgraf Johann von Brandenburg und dem Großcanzler vor allem die Räthe aufzuſuchen, welchen die deutſchen Geſchäfte übertragen wa- ren, Hr. v. Röſch, Hannart, den Propſt Märklin von Waldkirchen, Maximilian von Zevenberghen.
Hierauf, am 9ten Auguſt, ertheilte ihnen der Kaiſer in Gegenwart einer glänzenden Verſammlung von Gran- den, Biſchöfen und Botſchaftern eine feierliche Audienz. Sie redeten ihn lateiniſch an: in dieſer Sprache antwor- tete ihnen in des Kaiſers Namen der Großcanzler.
Die Geſchäfte mit ihnen zu beſprechen, ward dann einer Commiſſion übertragen, die eben aus den genannten vier deutſchen Räthen beſtand: am 11ten Aug. begannen die Verhandlungen.
Die Geſandten hatten ihre Beſchwerden in 6 Artikeln zuſammengefaßt — über Seſſion, Zoll, Kriegshülfe, Land- frieden, Monopolien, und einige minder bedeutende Sa- chen, — die ſie den Commiſſarien zugleich deutſch und latei- niſch vorlegten und alsdann mit ihnen durchgiengen. Da- bei hatten ſie Gelegenheit, ihre Wünſche mündlich vorzu- tragen.
Die Räthe zeigten ſich anfangs abgeneigt. Sie fan- den es unbillig, daß man die Frage über die Seſſion jetzt erſt, zu den Zeiten dieſes jungen Kaiſers in Anregung bringe, beklagten es, daß im Reiche Niemand etwas thun
wolle
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Drittes Buch. Viertes Capitel.
Am 15ten Juni vereinigten ſich die Geſandten in Lyon:
erſt am 6ten Auguſt langten ſie in Valladolid an. Vor-
nehmlich die drückende Hitze, von der einige Mitglieder ſo-
gar erkrankten, hatte ſie aufgehalten.
Sie begannen damit, außer Markgraf Johann von
Brandenburg und dem Großcanzler vor allem die Räthe
aufzuſuchen, welchen die deutſchen Geſchäfte übertragen wa-
ren, Hr. v. Röſch, Hannart, den Propſt Märklin von
Waldkirchen, Maximilian von Zevenberghen.
Hierauf, am 9ten Auguſt, ertheilte ihnen der Kaiſer
in Gegenwart einer glänzenden Verſammlung von Gran-
den, Biſchöfen und Botſchaftern eine feierliche Audienz.
Sie redeten ihn lateiniſch an: in dieſer Sprache antwor-
tete ihnen in des Kaiſers Namen der Großcanzler.
Die Geſchäfte mit ihnen zu beſprechen, ward dann
einer Commiſſion übertragen, die eben aus den genannten
vier deutſchen Räthen beſtand: am 11ten Aug. begannen
die Verhandlungen.
Die Geſandten hatten ihre Beſchwerden in 6 Artikeln
zuſammengefaßt — über Seſſion, Zoll, Kriegshülfe, Land-
frieden, Monopolien, und einige minder bedeutende Sa-
chen, — die ſie den Commiſſarien zugleich deutſch und latei-
niſch vorlegten und alsdann mit ihnen durchgiengen. Da-
bei hatten ſie Gelegenheit, ihre Wünſche mündlich vorzu-
tragen.
Die Räthe zeigten ſich anfangs abgeneigt. Sie fan-
den es unbillig, daß man die Frage über die Seſſion jetzt
erſt, zu den Zeiten dieſes jungen Kaiſers in Anregung
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/138>, abgerufen am 24.11.2024.
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