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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Drittes Buch. Viertes Capitel.
dig aber, auch Sickingen verfolgten sie nicht: sie wandten
sich zunächst wider dessen Verbündete.

Der Churfürst von Mainz, dem sie vorwarfen, einer
Anzahl sickingenscher Pferde den Übergang über den Rhein
nicht verwehrt zu haben, mußte seinen Frieden mit 25000
G. erkaufen. 1

Hartmuth von Kronenberg, an dem der Landgraf vor
allem den Antheil den er einst an dem Darmstadter Zuge
Sickingens genommen, bestrafen wollte, ward in seiner
Burg unfern Frankfurt aufgesucht. Der Landgraf wollte
von Gnade und Unterhandlung nichts hören: er selbst hat
zuweilen das Geschütz gerichtet. Der Ritter war noch zur
rechten Zeit entwichen: seine Burg mußte sich aber am
16ten October ergeben; die drei Fürsten nahmen die Hul-
digung in Person ein und die Stadt ist hierauf eine geraume
Zeit hindurch als hessische Landstadt behandelt worden. 2

Dann gieng der Zug gegen Frowen von Hutten
"weil er sich des Aufruhrs theilhaftig gemacht und erklärte
Ächter bei sich aufgenommen:" seine Burg Saalmünster
ward erobert.

Dasselbe geschah dem Philipp Waiß zu Haußen in
der Fuldischen Mark, dem Rudeken in Rukingen: andre
suchten sich durch Vertrag zu retten.

Und schon drohte ein ähnliches Ungewitter den Ver-
bündeten Sickingens auch in entfernten Gegenden. Der

frän-
1 Der Gesandte des Herzog Georg sagt, das sey der Ursa-
chen eine, "die andern stecken in der Feder."
2 Tendel: Beschreibung der Belagerung von Kronenberg bei
Münch III, p. 28.

Drittes Buch. Viertes Capitel.
dig aber, auch Sickingen verfolgten ſie nicht: ſie wandten
ſich zunächſt wider deſſen Verbündete.

Der Churfürſt von Mainz, dem ſie vorwarfen, einer
Anzahl ſickingenſcher Pferde den Übergang über den Rhein
nicht verwehrt zu haben, mußte ſeinen Frieden mit 25000
G. erkaufen. 1

Hartmuth von Kronenberg, an dem der Landgraf vor
allem den Antheil den er einſt an dem Darmſtadter Zuge
Sickingens genommen, beſtrafen wollte, ward in ſeiner
Burg unfern Frankfurt aufgeſucht. Der Landgraf wollte
von Gnade und Unterhandlung nichts hören: er ſelbſt hat
zuweilen das Geſchütz gerichtet. Der Ritter war noch zur
rechten Zeit entwichen: ſeine Burg mußte ſich aber am
16ten October ergeben; die drei Fürſten nahmen die Hul-
digung in Perſon ein und die Stadt iſt hierauf eine geraume
Zeit hindurch als heſſiſche Landſtadt behandelt worden. 2

Dann gieng der Zug gegen Frowen von Hutten
„weil er ſich des Aufruhrs theilhaftig gemacht und erklärte
Ächter bei ſich aufgenommen:“ ſeine Burg Saalmünſter
ward erobert.

Daſſelbe geſchah dem Philipp Waiß zu Haußen in
der Fuldiſchen Mark, dem Rudeken in Rukingen: andre
ſuchten ſich durch Vertrag zu retten.

Und ſchon drohte ein ähnliches Ungewitter den Ver-
bündeten Sickingens auch in entfernten Gegenden. Der

frän-
1 Der Geſandte des Herzog Georg ſagt, das ſey der Urſa-
chen eine, „die andern ſtecken in der Feder.“
2 Tendel: Beſchreibung der Belagerung von Kronenberg bei
Muͤnch III, p. 28.
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[112/0122] Drittes Buch. Viertes Capitel. dig aber, auch Sickingen verfolgten ſie nicht: ſie wandten ſich zunächſt wider deſſen Verbündete. Der Churfürſt von Mainz, dem ſie vorwarfen, einer Anzahl ſickingenſcher Pferde den Übergang über den Rhein nicht verwehrt zu haben, mußte ſeinen Frieden mit 25000 G. erkaufen. 1 Hartmuth von Kronenberg, an dem der Landgraf vor allem den Antheil den er einſt an dem Darmſtadter Zuge Sickingens genommen, beſtrafen wollte, ward in ſeiner Burg unfern Frankfurt aufgeſucht. Der Landgraf wollte von Gnade und Unterhandlung nichts hören: er ſelbſt hat zuweilen das Geſchütz gerichtet. Der Ritter war noch zur rechten Zeit entwichen: ſeine Burg mußte ſich aber am 16ten October ergeben; die drei Fürſten nahmen die Hul- digung in Perſon ein und die Stadt iſt hierauf eine geraume Zeit hindurch als heſſiſche Landſtadt behandelt worden. 2 Dann gieng der Zug gegen Frowen von Hutten „weil er ſich des Aufruhrs theilhaftig gemacht und erklärte Ächter bei ſich aufgenommen:“ ſeine Burg Saalmünſter ward erobert. Daſſelbe geſchah dem Philipp Waiß zu Haußen in der Fuldiſchen Mark, dem Rudeken in Rukingen: andre ſuchten ſich durch Vertrag zu retten. Und ſchon drohte ein ähnliches Ungewitter den Ver- bündeten Sickingens auch in entfernten Gegenden. Der frän- 1 Der Geſandte des Herzog Georg ſagt, das ſey der Urſa- chen eine, „die andern ſtecken in der Feder.“ 2 Tendel: Beſchreibung der Belagerung von Kronenberg bei Muͤnch III, p. 28.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/122>, abgerufen am 23.11.2024.