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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Sickingen.
die von Braunschweig daher zog, zu übermannen, ihren
Anführer mit alle seinen Papieren in seine Gewalt zu be-
kommen, hierauf diese Leute in seine eignen Dienste zu zie-
hen. 1 Da wagten auch die westphälischen und lünebur-
gischen Reisigen sich nicht ins Feld.

Dagegen rüsteten sich der Churfürst von der Pfalz,
der alte Gönner Sickingens, so gut wie der Landgraf von
Hessen, sein erbitterter Gegner, ihrem Nachbar und Ver-
bündeten von Trier zu Hülfe zu eilen.

Sickingen, im Angesicht einer tapfer vertheidigten Stadt,
im offenen, durch Verwüstungen erbitterten Lande, ohne
die erwartete Unterstützung, wagte es nicht, das Zusam-
mentreffen so übermächtiger Streitkräfte zu erwarten: er
selbst entwickelte auch nicht die Kräfte und eigenen Hülfs-
quellen des Talentes und der Tapferkeit, ohne die man
sich so kühner Wagestücke nicht ungestraft unterfängt: am
14ten September mußte er sich entschließen, Trier zu ver-
lassen. 2

In diesen acht Tagen liegt eine große Wendung der
deutschen Geschicke.

Die drei Fürsten, Repräsentanten der gefährdeten fürst-
lichen Gewalt, bekamen jetzt die Oberhand über die em-
pörte Ritterschaft und ihren Anführer. Sie begnügten sich
nicht, das Erzstift von dem Feinde zu säubern: merkwür-

1 Schreiben Landgr. Philipps an den Churf. v. Trier 5 Spt.
1522 in Rommels Gesch. von Hessen Bd V, p. 858.
2 Diese Trierschen Ereignisse schildern Latomus, Browerus
Annal. Trev. II, 340, der auch Latomus aufgenommen, Gesta Tre-
virorum
in Hontheims Prodromus p. 858, Chronicon S. Maximini
ibid. p.
1035.

Sickingen.
die von Braunſchweig daher zog, zu übermannen, ihren
Anführer mit alle ſeinen Papieren in ſeine Gewalt zu be-
kommen, hierauf dieſe Leute in ſeine eignen Dienſte zu zie-
hen. 1 Da wagten auch die weſtphäliſchen und lünebur-
giſchen Reiſigen ſich nicht ins Feld.

Dagegen rüſteten ſich der Churfürſt von der Pfalz,
der alte Gönner Sickingens, ſo gut wie der Landgraf von
Heſſen, ſein erbitterter Gegner, ihrem Nachbar und Ver-
bündeten von Trier zu Hülfe zu eilen.

Sickingen, im Angeſicht einer tapfer vertheidigten Stadt,
im offenen, durch Verwüſtungen erbitterten Lande, ohne
die erwartete Unterſtützung, wagte es nicht, das Zuſam-
mentreffen ſo übermächtiger Streitkräfte zu erwarten: er
ſelbſt entwickelte auch nicht die Kräfte und eigenen Hülfs-
quellen des Talentes und der Tapferkeit, ohne die man
ſich ſo kühner Wageſtücke nicht ungeſtraft unterfängt: am
14ten September mußte er ſich entſchließen, Trier zu ver-
laſſen. 2

In dieſen acht Tagen liegt eine große Wendung der
deutſchen Geſchicke.

Die drei Fürſten, Repräſentanten der gefährdeten fürſt-
lichen Gewalt, bekamen jetzt die Oberhand über die em-
pörte Ritterſchaft und ihren Anführer. Sie begnügten ſich
nicht, das Erzſtift von dem Feinde zu ſäubern: merkwür-

1 Schreiben Landgr. Philipps an den Churf. v. Trier 5 Spt.
1522 in Rommels Geſch. von Heſſen Bd V, p. 858.
2 Dieſe Trierſchen Ereigniſſe ſchildern Latomus, Browerus
Annal. Trev. II, 340, der auch Latomus aufgenommen, Gesta Tre-
virorum
in Hontheims Prodromus p. 858, Chronicon S. Maximini
ibid. p.
1035.
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[111/0121] Sickingen. die von Braunſchweig daher zog, zu übermannen, ihren Anführer mit alle ſeinen Papieren in ſeine Gewalt zu be- kommen, hierauf dieſe Leute in ſeine eignen Dienſte zu zie- hen. 1 Da wagten auch die weſtphäliſchen und lünebur- giſchen Reiſigen ſich nicht ins Feld. Dagegen rüſteten ſich der Churfürſt von der Pfalz, der alte Gönner Sickingens, ſo gut wie der Landgraf von Heſſen, ſein erbitterter Gegner, ihrem Nachbar und Ver- bündeten von Trier zu Hülfe zu eilen. Sickingen, im Angeſicht einer tapfer vertheidigten Stadt, im offenen, durch Verwüſtungen erbitterten Lande, ohne die erwartete Unterſtützung, wagte es nicht, das Zuſam- mentreffen ſo übermächtiger Streitkräfte zu erwarten: er ſelbſt entwickelte auch nicht die Kräfte und eigenen Hülfs- quellen des Talentes und der Tapferkeit, ohne die man ſich ſo kühner Wageſtücke nicht ungeſtraft unterfängt: am 14ten September mußte er ſich entſchließen, Trier zu ver- laſſen. 2 In dieſen acht Tagen liegt eine große Wendung der deutſchen Geſchicke. Die drei Fürſten, Repräſentanten der gefährdeten fürſt- lichen Gewalt, bekamen jetzt die Oberhand über die em- pörte Ritterſchaft und ihren Anführer. Sie begnügten ſich nicht, das Erzſtift von dem Feinde zu ſäubern: merkwür- 1 Schreiben Landgr. Philipps an den Churf. v. Trier 5 Spt. 1522 in Rommels Geſch. von Heſſen Bd V, p. 858. 2 Dieſe Trierſchen Ereigniſſe ſchildern Latomus, Browerus Annal. Trev. II, 340, der auch Latomus aufgenommen, Gesta Tre- virorum in Hontheims Prodromus p. 858, Chronicon S. Maximini ibid. p. 1035.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/121>, abgerufen am 27.11.2024.