habe ein Gericht um sich, besetzt mit Reisigen, wo man mit Büchsen und Carthaunen distinguire. Wohl ist es nicht wahrscheinlich, daß sein ganzes Heer gedacht habe wie er. Wenigstens das Regiment versichert, durch seinen Eifer sey Franzens Anhang und Macht vermindert worden: -- allein um ihn zu Paaren zu treiben, waren doch ganz an- dre Kräfte nöthig, und alles lag daran, welchen Wider- stand Sickingen bei dem Angegriffenen und dessen Verbün- deten finden werde.
Richard von Greiffenklau Erzbischof von Trier hatte die besten Anstalten getroffen. Das Kloster S. Maximin, auf dessen Vorräthe die Feinde gerechnet, hatte er in Brand stecken lassen: er selbst war mit der Fackel dazu herbeigeeilt: in der Stadt hielt seine Anwesenheit die Bewegungen nieder, die sich allerdings regten. Die Geistlichen stellten sich um den Dom her auf, die Bürger auf dem Markte: auf Mauern und Thürmen hielten die Söldner: der einheimische Adel, der sich von dem Stift nicht trennen lassen, hatte die An- führung.
Und indem nun Sickingen, der einen raschen Schlag auszuführen gedacht, hier auf einen unerwarteten nachhal- tigen Widerstand stieß, begegnete ihm, daß seine Freunde und Verbündeten, durch deren Zuzug er erst in den Besitz seiner vollen Macht gekommen wäre, allenthalben aufge- halten oder geschlagen wurden. Der Herzog von Cleve und der Churfürst von Cölln geboten den Reitern die in ihren Gebieten geworben waren, bei Verlust ihrer Lehen, ja ihres Lebens, zu Hause zu bleiben. Dem jungen Land- grafen von Hessen gelang es, die Minkwitzische Truppe,
Drittes Buch. Viertes Capitel.
habe ein Gericht um ſich, beſetzt mit Reiſigen, wo man mit Büchſen und Carthaunen diſtinguire. Wohl iſt es nicht wahrſcheinlich, daß ſein ganzes Heer gedacht habe wie er. Wenigſtens das Regiment verſichert, durch ſeinen Eifer ſey Franzens Anhang und Macht vermindert worden: — allein um ihn zu Paaren zu treiben, waren doch ganz an- dre Kräfte nöthig, und alles lag daran, welchen Wider- ſtand Sickingen bei dem Angegriffenen und deſſen Verbün- deten finden werde.
Richard von Greiffenklau Erzbiſchof von Trier hatte die beſten Anſtalten getroffen. Das Kloſter S. Maximin, auf deſſen Vorräthe die Feinde gerechnet, hatte er in Brand ſtecken laſſen: er ſelbſt war mit der Fackel dazu herbeigeeilt: in der Stadt hielt ſeine Anweſenheit die Bewegungen nieder, die ſich allerdings regten. Die Geiſtlichen ſtellten ſich um den Dom her auf, die Bürger auf dem Markte: auf Mauern und Thürmen hielten die Söldner: der einheimiſche Adel, der ſich von dem Stift nicht trennen laſſen, hatte die An- führung.
Und indem nun Sickingen, der einen raſchen Schlag auszuführen gedacht, hier auf einen unerwarteten nachhal- tigen Widerſtand ſtieß, begegnete ihm, daß ſeine Freunde und Verbündeten, durch deren Zuzug er erſt in den Beſitz ſeiner vollen Macht gekommen wäre, allenthalben aufge- halten oder geſchlagen wurden. Der Herzog von Cleve und der Churfürſt von Cölln geboten den Reitern die in ihren Gebieten geworben waren, bei Verluſt ihrer Lehen, ja ihres Lebens, zu Hauſe zu bleiben. Dem jungen Land- grafen von Heſſen gelang es, die Minkwitziſche Truppe,
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Drittes Buch. Viertes Capitel.
habe ein Gericht um ſich, beſetzt mit Reiſigen, wo man
mit Büchſen und Carthaunen diſtinguire. Wohl iſt es nicht
wahrſcheinlich, daß ſein ganzes Heer gedacht habe wie er.
Wenigſtens das Regiment verſichert, durch ſeinen Eifer
ſey Franzens Anhang und Macht vermindert worden: —
allein um ihn zu Paaren zu treiben, waren doch ganz an-
dre Kräfte nöthig, und alles lag daran, welchen Wider-
ſtand Sickingen bei dem Angegriffenen und deſſen Verbün-
deten finden werde.
Richard von Greiffenklau Erzbiſchof von Trier hatte
die beſten Anſtalten getroffen. Das Kloſter S. Maximin,
auf deſſen Vorräthe die Feinde gerechnet, hatte er in Brand
ſtecken laſſen: er ſelbſt war mit der Fackel dazu herbeigeeilt:
in der Stadt hielt ſeine Anweſenheit die Bewegungen nieder,
die ſich allerdings regten. Die Geiſtlichen ſtellten ſich um
den Dom her auf, die Bürger auf dem Markte: auf Mauern
und Thürmen hielten die Söldner: der einheimiſche Adel,
der ſich von dem Stift nicht trennen laſſen, hatte die An-
führung.
Und indem nun Sickingen, der einen raſchen Schlag
auszuführen gedacht, hier auf einen unerwarteten nachhal-
tigen Widerſtand ſtieß, begegnete ihm, daß ſeine Freunde
und Verbündeten, durch deren Zuzug er erſt in den Beſitz
ſeiner vollen Macht gekommen wäre, allenthalben aufge-
halten oder geſchlagen wurden. Der Herzog von Cleve
und der Churfürſt von Cölln geboten den Reitern die in
ihren Gebieten geworben waren, bei Verluſt ihrer Lehen,
ja ihres Lebens, zu Hauſe zu bleiben. Dem jungen Land-
grafen von Heſſen gelang es, die Minkwitziſche Truppe,
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/120>, abgerufen am 27.11.2024.
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