Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch. Viertes Capitel.
habe ein Gericht um sich, besetzt mit Reisigen, wo man
mit Büchsen und Carthaunen distinguire. Wohl ist es nicht
wahrscheinlich, daß sein ganzes Heer gedacht habe wie er.
Wenigstens das Regiment versichert, durch seinen Eifer
sey Franzens Anhang und Macht vermindert worden: --
allein um ihn zu Paaren zu treiben, waren doch ganz an-
dre Kräfte nöthig, und alles lag daran, welchen Wider-
stand Sickingen bei dem Angegriffenen und dessen Verbün-
deten finden werde.

Richard von Greiffenklau Erzbischof von Trier hatte
die besten Anstalten getroffen. Das Kloster S. Maximin,
auf dessen Vorräthe die Feinde gerechnet, hatte er in Brand
stecken lassen: er selbst war mit der Fackel dazu herbeigeeilt:
in der Stadt hielt seine Anwesenheit die Bewegungen nieder,
die sich allerdings regten. Die Geistlichen stellten sich um
den Dom her auf, die Bürger auf dem Markte: auf Mauern
und Thürmen hielten die Söldner: der einheimische Adel,
der sich von dem Stift nicht trennen lassen, hatte die An-
führung.

Und indem nun Sickingen, der einen raschen Schlag
auszuführen gedacht, hier auf einen unerwarteten nachhal-
tigen Widerstand stieß, begegnete ihm, daß seine Freunde
und Verbündeten, durch deren Zuzug er erst in den Besitz
seiner vollen Macht gekommen wäre, allenthalben aufge-
halten oder geschlagen wurden. Der Herzog von Cleve
und der Churfürst von Cölln geboten den Reitern die in
ihren Gebieten geworben waren, bei Verlust ihrer Lehen,
ja ihres Lebens, zu Hause zu bleiben. Dem jungen Land-
grafen von Hessen gelang es, die Minkwitzische Truppe,

Drittes Buch. Viertes Capitel.
habe ein Gericht um ſich, beſetzt mit Reiſigen, wo man
mit Büchſen und Carthaunen diſtinguire. Wohl iſt es nicht
wahrſcheinlich, daß ſein ganzes Heer gedacht habe wie er.
Wenigſtens das Regiment verſichert, durch ſeinen Eifer
ſey Franzens Anhang und Macht vermindert worden: —
allein um ihn zu Paaren zu treiben, waren doch ganz an-
dre Kräfte nöthig, und alles lag daran, welchen Wider-
ſtand Sickingen bei dem Angegriffenen und deſſen Verbün-
deten finden werde.

Richard von Greiffenklau Erzbiſchof von Trier hatte
die beſten Anſtalten getroffen. Das Kloſter S. Maximin,
auf deſſen Vorräthe die Feinde gerechnet, hatte er in Brand
ſtecken laſſen: er ſelbſt war mit der Fackel dazu herbeigeeilt:
in der Stadt hielt ſeine Anweſenheit die Bewegungen nieder,
die ſich allerdings regten. Die Geiſtlichen ſtellten ſich um
den Dom her auf, die Bürger auf dem Markte: auf Mauern
und Thürmen hielten die Söldner: der einheimiſche Adel,
der ſich von dem Stift nicht trennen laſſen, hatte die An-
führung.

Und indem nun Sickingen, der einen raſchen Schlag
auszuführen gedacht, hier auf einen unerwarteten nachhal-
tigen Widerſtand ſtieß, begegnete ihm, daß ſeine Freunde
und Verbündeten, durch deren Zuzug er erſt in den Beſitz
ſeiner vollen Macht gekommen wäre, allenthalben aufge-
halten oder geſchlagen wurden. Der Herzog von Cleve
und der Churfürſt von Cölln geboten den Reitern die in
ihren Gebieten geworben waren, bei Verluſt ihrer Lehen,
ja ihres Lebens, zu Hauſe zu bleiben. Dem jungen Land-
grafen von Heſſen gelang es, die Minkwitziſche Truppe,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0120" n="110"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Drittes Buch. Viertes Capitel</hi>.</fw><lb/>
habe ein Gericht um &#x017F;ich, be&#x017F;etzt mit Rei&#x017F;igen, wo man<lb/>
mit Büch&#x017F;en und Carthaunen di&#x017F;tinguire. Wohl i&#x017F;t es nicht<lb/>
wahr&#x017F;cheinlich, daß &#x017F;ein ganzes Heer gedacht habe wie er.<lb/>
Wenig&#x017F;tens das Regiment ver&#x017F;ichert, durch &#x017F;einen Eifer<lb/>
&#x017F;ey Franzens Anhang und Macht vermindert worden: &#x2014;<lb/>
allein um ihn zu Paaren zu treiben, waren doch ganz an-<lb/>
dre Kräfte nöthig, und alles lag daran, welchen Wider-<lb/>
&#x017F;tand Sickingen bei dem Angegriffenen und de&#x017F;&#x017F;en Verbün-<lb/>
deten finden werde.</p><lb/>
            <p>Richard von Greiffenklau Erzbi&#x017F;chof von Trier hatte<lb/>
die be&#x017F;ten An&#x017F;talten getroffen. Das Klo&#x017F;ter S. Maximin,<lb/>
auf de&#x017F;&#x017F;en Vorräthe die Feinde gerechnet, hatte er in Brand<lb/>
&#x017F;tecken la&#x017F;&#x017F;en: er &#x017F;elb&#x017F;t war mit der Fackel dazu herbeigeeilt:<lb/>
in der Stadt hielt &#x017F;eine Anwe&#x017F;enheit die Bewegungen nieder,<lb/>
die &#x017F;ich allerdings regten. Die Gei&#x017F;tlichen &#x017F;tellten &#x017F;ich um<lb/>
den Dom her auf, die Bürger auf dem Markte: auf Mauern<lb/>
und Thürmen hielten die Söldner: der einheimi&#x017F;che Adel,<lb/>
der &#x017F;ich von dem Stift nicht trennen la&#x017F;&#x017F;en, hatte die An-<lb/>
führung.</p><lb/>
            <p>Und indem nun Sickingen, der einen ra&#x017F;chen Schlag<lb/>
auszuführen gedacht, hier auf einen unerwarteten nachhal-<lb/>
tigen Wider&#x017F;tand &#x017F;tieß, begegnete ihm, daß &#x017F;eine Freunde<lb/>
und Verbündeten, durch deren Zuzug er er&#x017F;t in den Be&#x017F;itz<lb/>
&#x017F;einer vollen Macht gekommen wäre, allenthalben aufge-<lb/>
halten oder ge&#x017F;chlagen wurden. Der Herzog von Cleve<lb/>
und der Churfür&#x017F;t von Cölln geboten den Reitern die in<lb/>
ihren Gebieten geworben waren, bei Verlu&#x017F;t ihrer Lehen,<lb/>
ja ihres Lebens, zu Hau&#x017F;e zu bleiben. Dem jungen Land-<lb/>
grafen von He&#x017F;&#x017F;en gelang es, die Minkwitzi&#x017F;che Truppe,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0120] Drittes Buch. Viertes Capitel. habe ein Gericht um ſich, beſetzt mit Reiſigen, wo man mit Büchſen und Carthaunen diſtinguire. Wohl iſt es nicht wahrſcheinlich, daß ſein ganzes Heer gedacht habe wie er. Wenigſtens das Regiment verſichert, durch ſeinen Eifer ſey Franzens Anhang und Macht vermindert worden: — allein um ihn zu Paaren zu treiben, waren doch ganz an- dre Kräfte nöthig, und alles lag daran, welchen Wider- ſtand Sickingen bei dem Angegriffenen und deſſen Verbün- deten finden werde. Richard von Greiffenklau Erzbiſchof von Trier hatte die beſten Anſtalten getroffen. Das Kloſter S. Maximin, auf deſſen Vorräthe die Feinde gerechnet, hatte er in Brand ſtecken laſſen: er ſelbſt war mit der Fackel dazu herbeigeeilt: in der Stadt hielt ſeine Anweſenheit die Bewegungen nieder, die ſich allerdings regten. Die Geiſtlichen ſtellten ſich um den Dom her auf, die Bürger auf dem Markte: auf Mauern und Thürmen hielten die Söldner: der einheimiſche Adel, der ſich von dem Stift nicht trennen laſſen, hatte die An- führung. Und indem nun Sickingen, der einen raſchen Schlag auszuführen gedacht, hier auf einen unerwarteten nachhal- tigen Widerſtand ſtieß, begegnete ihm, daß ſeine Freunde und Verbündeten, durch deren Zuzug er erſt in den Beſitz ſeiner vollen Macht gekommen wäre, allenthalben aufge- halten oder geſchlagen wurden. Der Herzog von Cleve und der Churfürſt von Cölln geboten den Reitern die in ihren Gebieten geworben waren, bei Verluſt ihrer Lehen, ja ihres Lebens, zu Hauſe zu bleiben. Dem jungen Land- grafen von Heſſen gelang es, die Minkwitziſche Truppe,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/120
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/120>, abgerufen am 27.11.2024.