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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Lage der Dinge um die Mitte des 15 Jahrh.
Nach einiger Zeit erklärten die Städte, er habe ihnen mehr
Ungemach und Schaden zugezogen als sie zuvor erlitten. 1
Es war ihnen selbst unerwünscht, als er im J. 1474 mit
alle den Bestimmungen die er nun einmal hatte erneuert
wurde. Die Fehde gieng nichts desto minder fort. Bald
darauf fiel eine der mächtigsten Reichsstädte, eben dieß
Regensburg wo jetzt der Landfriede verkündigt ward, in die
Hände der Baiern.

Nach und nach verloren die vereinigten Gewalten alle
ihr Ansehn. Im J. 1479 wurden die Anträge des Kai-
sers und des Papstes von den Reichsständen sämmtlich zu-
rückgewiesen und mit lauten Beschwerden erwiedert.

Und doch wäre es so unendlich wichtig gewesen daß
etwas Nachdrückliches geschehen wäre.

Ich will die nachtheiligen Folgen des Fehderechtes
nicht erörtern. So schlimm waren sie vielleicht nicht wie
man gewöhnlich sagt. Auch in diesem Jahrhundert finden
sich Italiener, welchen die deutschen Zustände im Vergleich
mit ihrem Vaterlande, wo überall eine Faction die andre
verjagte, glücklich und sicher vorkamen. 2 Raub und Verwü-

1 "daß die erbb. Städte und die Iren in Zeitten sollichs ge-
mainen Friden und wider des Inhalt und Mainung mer Ungemachs
Beschädigung verderblicher Kost Schaden und Unfrid an iren Leu-
ten Leiben und Guten gelitten, dann sy vorher in vil Jaren und
Zeytten je empfangen." Handlung zu Regensburg 1474. Frankfur-
ter AA. Bd. VIII.
2 Aeneas Sylvius: Dialogi de autoritate concilii: führt im
zweiten dieser Dialoge einen Novaresen ein, der den Deutschen zu-
ruft: Bona vestra vere vestra sunt: pace omnes fruimini et li-
bertate in communi, magisque ad naturam quam ad opinionem
vivitis. Fugi ego illos Italiae turbines. (Kollar Anal. II, 704.)

Lage der Dinge um die Mitte des 15 Jahrh.
Nach einiger Zeit erklärten die Städte, er habe ihnen mehr
Ungemach und Schaden zugezogen als ſie zuvor erlitten. 1
Es war ihnen ſelbſt unerwünſcht, als er im J. 1474 mit
alle den Beſtimmungen die er nun einmal hatte erneuert
wurde. Die Fehde gieng nichts deſto minder fort. Bald
darauf fiel eine der mächtigſten Reichsſtädte, eben dieß
Regensburg wo jetzt der Landfriede verkündigt ward, in die
Hände der Baiern.

Nach und nach verloren die vereinigten Gewalten alle
ihr Anſehn. Im J. 1479 wurden die Anträge des Kai-
ſers und des Papſtes von den Reichsſtänden ſämmtlich zu-
rückgewieſen und mit lauten Beſchwerden erwiedert.

Und doch wäre es ſo unendlich wichtig geweſen daß
etwas Nachdrückliches geſchehen wäre.

Ich will die nachtheiligen Folgen des Fehderechtes
nicht erörtern. So ſchlimm waren ſie vielleicht nicht wie
man gewöhnlich ſagt. Auch in dieſem Jahrhundert finden
ſich Italiener, welchen die deutſchen Zuſtände im Vergleich
mit ihrem Vaterlande, wo überall eine Faction die andre
verjagte, glücklich und ſicher vorkamen. 2 Raub und Verwü-

1 „daß die erbb. Staͤdte und die Iren in Zeitten ſollichs ge-
mainen Friden und wider des Inhalt und Mainung mer Ungemachs
Beſchaͤdigung verderblicher Koſt Schaden und Unfrid an iren Leu-
ten Leiben und Guten gelitten, dann ſy vorher in vil Jaren und
Zeytten je empfangen.“ Handlung zu Regensburg 1474. Frankfur-
ter AA. Bd. VIII.
2 Aeneas Sylvius: Dialogi de autoritate concilii: fuͤhrt im
zweiten dieſer Dialoge einen Novareſen ein, der den Deutſchen zu-
ruft: Bona vestra vere vestra sunt: pace omnes fruimini et li-
bertate in communi, magisque ad naturam quam ad opinionem
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[75/0093] Lage der Dinge um die Mitte des 15 Jahrh. Nach einiger Zeit erklärten die Städte, er habe ihnen mehr Ungemach und Schaden zugezogen als ſie zuvor erlitten. 1 Es war ihnen ſelbſt unerwünſcht, als er im J. 1474 mit alle den Beſtimmungen die er nun einmal hatte erneuert wurde. Die Fehde gieng nichts deſto minder fort. Bald darauf fiel eine der mächtigſten Reichsſtädte, eben dieß Regensburg wo jetzt der Landfriede verkündigt ward, in die Hände der Baiern. Nach und nach verloren die vereinigten Gewalten alle ihr Anſehn. Im J. 1479 wurden die Anträge des Kai- ſers und des Papſtes von den Reichsſtänden ſämmtlich zu- rückgewieſen und mit lauten Beſchwerden erwiedert. Und doch wäre es ſo unendlich wichtig geweſen daß etwas Nachdrückliches geſchehen wäre. Ich will die nachtheiligen Folgen des Fehderechtes nicht erörtern. So ſchlimm waren ſie vielleicht nicht wie man gewöhnlich ſagt. Auch in dieſem Jahrhundert finden ſich Italiener, welchen die deutſchen Zuſtände im Vergleich mit ihrem Vaterlande, wo überall eine Faction die andre verjagte, glücklich und ſicher vorkamen. 2 Raub und Verwü- 1 „daß die erbb. Staͤdte und die Iren in Zeitten ſollichs ge- mainen Friden und wider des Inhalt und Mainung mer Ungemachs Beſchaͤdigung verderblicher Koſt Schaden und Unfrid an iren Leu- ten Leiben und Guten gelitten, dann ſy vorher in vil Jaren und Zeytten je empfangen.“ Handlung zu Regensburg 1474. Frankfur- ter AA. Bd. VIII. 2 Aeneas Sylvius: Dialogi de autoritate concilii: fuͤhrt im zweiten dieſer Dialoge einen Novareſen ein, der den Deutſchen zu- ruft: Bona vestra vere vestra sunt: pace omnes fruimini et li- bertate in communi, magisque ad naturam quam ad opinionem vivitis. Fugi ego illos Italiae turbines. (Kollar Anal. II, 704.)

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/93>, abgerufen am 24.11.2024.