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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Lage der Dinge um die Mitte des 15 Jahrh.
geordnete; die Botschafter Podiebrads, der in neue Strei-
tigkeiten mit dem päpstlichen Stuhle gerathen war, wurden
nicht angenommen. Indessen sind doch die Beschlüsse die
man hier faßte von hoher Bedeutung. Man kam über-
ein, die nächsten fünf Jahre hindurch jeden Bruch des
Landfriedens als ein Verbrechen der beleidigten Majestät
anzusehen und mit der Acht zu bestrafen. Man fand, das
geistliche Gericht müsse dem weltlichen Schwert zu Hülfe
kommen und auch der Papst belegte den Landfriedensbre-
cher mit den schwersten geistlichen Pönen. Diese Beschlüsse
nahm der Kaiser auf einer Versammlung zu Neustadt im J.
1467 feierlich an, und widerrief zum ersten Mal die Ar-
tikel der goldnen Bulle und der Reformation von 1442,
in welchen die Fehde unter gewissen Bedingungen noch zu-
gelassen war. 1 Es ward ein Friede verkündigt, wie die
Churfürsten sich ausdrücken, von unserm gnädigsten Herrn
dem römischen König zu halten geboten und von unserm
h. Vater dem Papst bestätigt.

Einige Zeit darauf zu Regensburg im J. 1471 wag-
ten die verbündeten Gewalten einen zweiten noch wichti-
geren Schritt. Zu Behuf des Türkenkrieges, der nun end-

1 Die Constitution vom 18ten Aug. 1467 bei Müller Rth. II,
293. Die Friedensbestimmungen jener Gesetze sollen nicht aufgeho-
ben seyn, "dann allain in den Artickel der gülden Bull, der do in-
hellt von Widersagen, und in den ersten Artickel der Reformation,
der da inhellt von Angreifen und Beschedigen; dieselben Artickel sol-
len die obgemeldten funf Jar ruhen, -- auf daß zu Vehde Krieg
und Aufrur Anlaß vermitten und der Fride stracks gehalten werde."
Unglücklicherweise ist es dem guten Müller an dieser wichtigen Stelle
begegnet, statt Neuenstadt Milbenstadt zu lesen: was hernach in eine
Menge Reichshistorien übergegangen.

Lage der Dinge um die Mitte des 15 Jahrh.
geordnete; die Botſchafter Podiebrads, der in neue Strei-
tigkeiten mit dem päpſtlichen Stuhle gerathen war, wurden
nicht angenommen. Indeſſen ſind doch die Beſchlüſſe die
man hier faßte von hoher Bedeutung. Man kam über-
ein, die nächſten fünf Jahre hindurch jeden Bruch des
Landfriedens als ein Verbrechen der beleidigten Majeſtät
anzuſehen und mit der Acht zu beſtrafen. Man fand, das
geiſtliche Gericht müſſe dem weltlichen Schwert zu Hülfe
kommen und auch der Papſt belegte den Landfriedensbre-
cher mit den ſchwerſten geiſtlichen Pönen. Dieſe Beſchlüſſe
nahm der Kaiſer auf einer Verſammlung zu Neuſtadt im J.
1467 feierlich an, und widerrief zum erſten Mal die Ar-
tikel der goldnen Bulle und der Reformation von 1442,
in welchen die Fehde unter gewiſſen Bedingungen noch zu-
gelaſſen war. 1 Es ward ein Friede verkündigt, wie die
Churfürſten ſich ausdrücken, von unſerm gnädigſten Herrn
dem römiſchen König zu halten geboten und von unſerm
h. Vater dem Papſt beſtätigt.

Einige Zeit darauf zu Regensburg im J. 1471 wag-
ten die verbündeten Gewalten einen zweiten noch wichti-
geren Schritt. Zu Behuf des Türkenkrieges, der nun end-

1 Die Conſtitution vom 18ten Aug. 1467 bei Muͤller Rth. II,
293. Die Friedensbeſtimmungen jener Geſetze ſollen nicht aufgeho-
ben ſeyn, „dann allain in den Artickel der guͤlden Bull, der do in-
hellt von Widerſagen, und in den erſten Artickel der Reformation,
der da inhellt von Angreifen und Beſchedigen; dieſelben Artickel ſol-
len die obgemeldten funf Jar ruhen, — auf daß zu Vehde Krieg
und Aufrur Anlaß vermitten und der Fride ſtracks gehalten werde.“
Ungluͤcklicherweiſe iſt es dem guten Muͤller an dieſer wichtigen Stelle
begegnet, ſtatt Neuenſtadt Milbenſtadt zu leſen: was hernach in eine
Menge Reichshiſtorien uͤbergegangen.
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[73/0091] Lage der Dinge um die Mitte des 15 Jahrh. geordnete; die Botſchafter Podiebrads, der in neue Strei- tigkeiten mit dem päpſtlichen Stuhle gerathen war, wurden nicht angenommen. Indeſſen ſind doch die Beſchlüſſe die man hier faßte von hoher Bedeutung. Man kam über- ein, die nächſten fünf Jahre hindurch jeden Bruch des Landfriedens als ein Verbrechen der beleidigten Majeſtät anzuſehen und mit der Acht zu beſtrafen. Man fand, das geiſtliche Gericht müſſe dem weltlichen Schwert zu Hülfe kommen und auch der Papſt belegte den Landfriedensbre- cher mit den ſchwerſten geiſtlichen Pönen. Dieſe Beſchlüſſe nahm der Kaiſer auf einer Verſammlung zu Neuſtadt im J. 1467 feierlich an, und widerrief zum erſten Mal die Ar- tikel der goldnen Bulle und der Reformation von 1442, in welchen die Fehde unter gewiſſen Bedingungen noch zu- gelaſſen war. 1 Es ward ein Friede verkündigt, wie die Churfürſten ſich ausdrücken, von unſerm gnädigſten Herrn dem römiſchen König zu halten geboten und von unſerm h. Vater dem Papſt beſtätigt. Einige Zeit darauf zu Regensburg im J. 1471 wag- ten die verbündeten Gewalten einen zweiten noch wichti- geren Schritt. Zu Behuf des Türkenkrieges, der nun end- 1 Die Conſtitution vom 18ten Aug. 1467 bei Muͤller Rth. II, 293. Die Friedensbeſtimmungen jener Geſetze ſollen nicht aufgeho- ben ſeyn, „dann allain in den Artickel der guͤlden Bull, der do in- hellt von Widerſagen, und in den erſten Artickel der Reformation, der da inhellt von Angreifen und Beſchedigen; dieſelben Artickel ſol- len die obgemeldten funf Jar ruhen, — auf daß zu Vehde Krieg und Aufrur Anlaß vermitten und der Fride ſtracks gehalten werde.“ Ungluͤcklicherweiſe iſt es dem guten Muͤller an dieſer wichtigen Stelle begegnet, ſtatt Neuenſtadt Milbenſtadt zu leſen: was hernach in eine Menge Reichshiſtorien uͤbergegangen.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/91>, abgerufen am 24.11.2024.