kommen. Nur mußte es zugleich gelingen, den Kampf in diesen Grenzen einzuschließen, einen allgemeinen Brand zu verhüten, besonders die Schweizer von der Theilnahme an der Wirtenbergischen Sache abzuhalten.
Schon hatte Herzog Ulrich 16000 Schweizer gewor- ben; und es war zu fürchten, die alte Feindseligkeit zwischen dem eidgenössischen und dem schwäbischen Bund möchte wieder aufwachen, wie vor 20 Jahren. König Franz hätte es so gern gesehn, wie damals sein Vorweser Ludwig XII.
Merkwürdig, daß die erste Entscheidung über die deut- sche Krone von einer schweizerischen Tagsatzung ausgehn sollte. Hier zuerst versuchten die östreichischen Räthe ihre Kräfte gegen den französischen Einfluß. Der Cardinal von Sitten, alter Anhänger Östreichs, wohlbekannt mit allen geheimen Wegen der Unterhandlung, war schon in Zürich zugegen, doch fürchtete er eine Zeitlang zu un- terliegen. 1 Endlich kam ihm Zevenberghen zu Hülfe. Auch hier ließ man es an Geld nicht fehlen. Man er- weckte die Erinnerung an das in den letzten Kriegen ver- gossene Schweizerblut, an so viele noch unbefriedigt ge- bliebene Ansprüche. Vor allem machte die Betrachtung Eindruck, daß Frankreich durch die Erwerbung der kaiser- lichen Krone allzu viel Macht erlangen, und sich dann um Niemand, auch um die Schweizer nicht mehr kümmern werde. 2 Mit einem Worte: die Östreicher drangen in Zürich durch. Die Tagsatzung nahm sich die Freiheit, Kö- nig Franz zu erinnern, er möge sich mit seinem Reiche
1Vereor ne tandem succumbamus schrieb er noch im April.
2 Anshelm Berner Chronik V, 377.
Kaiſerwahl von 1519.
kommen. Nur mußte es zugleich gelingen, den Kampf in dieſen Grenzen einzuſchließen, einen allgemeinen Brand zu verhüten, beſonders die Schweizer von der Theilnahme an der Wirtenbergiſchen Sache abzuhalten.
Schon hatte Herzog Ulrich 16000 Schweizer gewor- ben; und es war zu fürchten, die alte Feindſeligkeit zwiſchen dem eidgenöſſiſchen und dem ſchwäbiſchen Bund möchte wieder aufwachen, wie vor 20 Jahren. König Franz hätte es ſo gern geſehn, wie damals ſein Vorweſer Ludwig XII.
Merkwürdig, daß die erſte Entſcheidung über die deut- ſche Krone von einer ſchweizeriſchen Tagſatzung ausgehn ſollte. Hier zuerſt verſuchten die öſtreichiſchen Räthe ihre Kräfte gegen den franzöſiſchen Einfluß. Der Cardinal von Sitten, alter Anhänger Öſtreichs, wohlbekannt mit allen geheimen Wegen der Unterhandlung, war ſchon in Zürich zugegen, doch fürchtete er eine Zeitlang zu un- terliegen. 1 Endlich kam ihm Zevenberghen zu Hülfe. Auch hier ließ man es an Geld nicht fehlen. Man er- weckte die Erinnerung an das in den letzten Kriegen ver- goſſene Schweizerblut, an ſo viele noch unbefriedigt ge- bliebene Anſprüche. Vor allem machte die Betrachtung Eindruck, daß Frankreich durch die Erwerbung der kaiſer- lichen Krone allzu viel Macht erlangen, und ſich dann um Niemand, auch um die Schweizer nicht mehr kümmern werde. 2 Mit einem Worte: die Öſtreicher drangen in Zürich durch. Die Tagſatzung nahm ſich die Freiheit, Kö- nig Franz zu erinnern, er möge ſich mit ſeinem Reiche
1Vereor ne tandem succumbamus ſchrieb er noch im April.
2 Anſhelm Berner Chronik V, 377.
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Kaiſerwahl von 1519.
kommen. Nur mußte es zugleich gelingen, den Kampf in
dieſen Grenzen einzuſchließen, einen allgemeinen Brand zu
verhüten, beſonders die Schweizer von der Theilnahme an
der Wirtenbergiſchen Sache abzuhalten.
Schon hatte Herzog Ulrich 16000 Schweizer gewor-
ben; und es war zu fürchten, die alte Feindſeligkeit zwiſchen
dem eidgenöſſiſchen und dem ſchwäbiſchen Bund möchte
wieder aufwachen, wie vor 20 Jahren. König Franz hätte
es ſo gern geſehn, wie damals ſein Vorweſer Ludwig XII.
Merkwürdig, daß die erſte Entſcheidung über die deut-
ſche Krone von einer ſchweizeriſchen Tagſatzung ausgehn
ſollte. Hier zuerſt verſuchten die öſtreichiſchen Räthe ihre
Kräfte gegen den franzöſiſchen Einfluß. Der Cardinal
von Sitten, alter Anhänger Öſtreichs, wohlbekannt mit
allen geheimen Wegen der Unterhandlung, war ſchon in
Zürich zugegen, doch fürchtete er eine Zeitlang zu un-
terliegen. 1 Endlich kam ihm Zevenberghen zu Hülfe.
Auch hier ließ man es an Geld nicht fehlen. Man er-
weckte die Erinnerung an das in den letzten Kriegen ver-
goſſene Schweizerblut, an ſo viele noch unbefriedigt ge-
bliebene Anſprüche. Vor allem machte die Betrachtung
Eindruck, daß Frankreich durch die Erwerbung der kaiſer-
lichen Krone allzu viel Macht erlangen, und ſich dann um
Niemand, auch um die Schweizer nicht mehr kümmern
werde. 2 Mit einem Worte: die Öſtreicher drangen in
Zürich durch. Die Tagſatzung nahm ſich die Freiheit, Kö-
nig Franz zu erinnern, er möge ſich mit ſeinem Reiche
1 Vereor ne tandem succumbamus ſchrieb er noch im April.
2 Anſhelm Berner Chronik V, 377.
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/385>, abgerufen am 25.11.2024.
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