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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Zweites Buch. Zweites Capitel.
das die großen Geldgeschäfte in Deutschland beinahe aus-
schließend machte, für sie Partei nahm und den Franzosen
seine Dienste versagte. 1

Aber überdieß: war nicht König Franz ein Frem-
der? -- durfte das churfürstliche Collegium es wagen, die
Krone, von deren Behauptung auf allen Reichstagen die
Rede gewesen war, so leichtsinnig von der Nation abkom-
men zu lassen? Es blieb nicht unbemerkt, daß er ein un-
umschränkter Herr war, des Gehorsams gewohnt, sehr mäch-
tig, unter dessen Scepter die Aufrechthaltung deutscher Frei-
heiten sich schwerlich erwarten ließ. Die Gewaltthätigkeiten
seiner Anhänger waren nicht geeignet, ihm ruhige Patrio-
ten zu Freunden zu machen.

Der östreichischen Partei kam in der That nichts er-
wünschter als jene Schilderhebung des unruhigen Wirten-
bergers. Von den kaiserlichen Räthen dachte wohl der
eine oder der andere die Sache auf gute deutsche Weise
friedlich beizulegen; allein die Klügern verhinderten dieß,
sie wünschten den Krieg. 2 Man konnte nicht zweifeln,
wer der Überlegne seyn, wem der Sieg zufallen würde.
Der schwäbische Bund, durch die alten und neuen Belei-
digungen gereizt, und jetzt durch eine bedeutende Subsidie
unterstützt, war bereit ins Feld zu rücken. Franz von
Sickingen nahm endlich ein Jahrgeld vom Hause Bur-
gund an, brach alle Unterhandlungen mit Frankreich ab,
und versprach mit seinen Reitern dem Bunde zu Hülfe zu

1 Schreiben von Zevenberghen bei Mone p. 36. In den Nie-
derlanden verbot Margarete, französische Wechselgeschäfte zu besor-
gen. (Ibid. p. 293.)
2 Schreiben von Zevenberghen 28 März. Ibid.

Zweites Buch. Zweites Capitel.
das die großen Geldgeſchäfte in Deutſchland beinahe aus-
ſchließend machte, für ſie Partei nahm und den Franzoſen
ſeine Dienſte verſagte. 1

Aber überdieß: war nicht König Franz ein Frem-
der? — durfte das churfürſtliche Collegium es wagen, die
Krone, von deren Behauptung auf allen Reichstagen die
Rede geweſen war, ſo leichtſinnig von der Nation abkom-
men zu laſſen? Es blieb nicht unbemerkt, daß er ein un-
umſchränkter Herr war, des Gehorſams gewohnt, ſehr mäch-
tig, unter deſſen Scepter die Aufrechthaltung deutſcher Frei-
heiten ſich ſchwerlich erwarten ließ. Die Gewaltthätigkeiten
ſeiner Anhänger waren nicht geeignet, ihm ruhige Patrio-
ten zu Freunden zu machen.

Der öſtreichiſchen Partei kam in der That nichts er-
wünſchter als jene Schilderhebung des unruhigen Wirten-
bergers. Von den kaiſerlichen Räthen dachte wohl der
eine oder der andere die Sache auf gute deutſche Weiſe
friedlich beizulegen; allein die Klügern verhinderten dieß,
ſie wünſchten den Krieg. 2 Man konnte nicht zweifeln,
wer der Überlegne ſeyn, wem der Sieg zufallen würde.
Der ſchwäbiſche Bund, durch die alten und neuen Belei-
digungen gereizt, und jetzt durch eine bedeutende Subſidie
unterſtützt, war bereit ins Feld zu rücken. Franz von
Sickingen nahm endlich ein Jahrgeld vom Hauſe Bur-
gund an, brach alle Unterhandlungen mit Frankreich ab,
und verſprach mit ſeinen Reitern dem Bunde zu Hülfe zu

1 Schreiben von Zevenberghen bei Mone p. 36. In den Nie-
derlanden verbot Margarete, franzoͤſiſche Wechſelgeſchaͤfte zu beſor-
gen. (Ibid. p. 293.)
2 Schreiben von Zevenberghen 28 Maͤrz. Ibid.
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[366/0384] Zweites Buch. Zweites Capitel. das die großen Geldgeſchäfte in Deutſchland beinahe aus- ſchließend machte, für ſie Partei nahm und den Franzoſen ſeine Dienſte verſagte. 1 Aber überdieß: war nicht König Franz ein Frem- der? — durfte das churfürſtliche Collegium es wagen, die Krone, von deren Behauptung auf allen Reichstagen die Rede geweſen war, ſo leichtſinnig von der Nation abkom- men zu laſſen? Es blieb nicht unbemerkt, daß er ein un- umſchränkter Herr war, des Gehorſams gewohnt, ſehr mäch- tig, unter deſſen Scepter die Aufrechthaltung deutſcher Frei- heiten ſich ſchwerlich erwarten ließ. Die Gewaltthätigkeiten ſeiner Anhänger waren nicht geeignet, ihm ruhige Patrio- ten zu Freunden zu machen. Der öſtreichiſchen Partei kam in der That nichts er- wünſchter als jene Schilderhebung des unruhigen Wirten- bergers. Von den kaiſerlichen Räthen dachte wohl der eine oder der andere die Sache auf gute deutſche Weiſe friedlich beizulegen; allein die Klügern verhinderten dieß, ſie wünſchten den Krieg. 2 Man konnte nicht zweifeln, wer der Überlegne ſeyn, wem der Sieg zufallen würde. Der ſchwäbiſche Bund, durch die alten und neuen Belei- digungen gereizt, und jetzt durch eine bedeutende Subſidie unterſtützt, war bereit ins Feld zu rücken. Franz von Sickingen nahm endlich ein Jahrgeld vom Hauſe Bur- gund an, brach alle Unterhandlungen mit Frankreich ab, und verſprach mit ſeinen Reitern dem Bunde zu Hülfe zu 1 Schreiben von Zevenberghen bei Mone p. 36. In den Nie- derlanden verbot Margarete, franzoͤſiſche Wechſelgeſchaͤfte zu beſor- gen. (Ibid. p. 293.) 2 Schreiben von Zevenberghen 28 Maͤrz. Ibid.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/384>, abgerufen am 25.11.2024.