Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Buch.
gekommen sey; und es eröffnet uns einen Blick in die Lage
der deutschen Fürsten, wenn wir uns ihre Erklärungen
vergegenwärtigen.

Churf. Berthold von Mainz hat den gemeinen Pfen-
nig eingebracht und erlegt; doch haben sich in seinem Ge-
biete einige Widerspenstige gezeigt; diesen hat er die Ahn-
dung des Reichs angekündigt, gegen welche er sie nicht in
Schutz nehmen werde. -- Cölln und Trier haben nur ei-
nen Theil ihres Pfennigs eingenommen; sie sind auf nicht
wenig Widerspenstige gestoßen, die sich mit den Zöge-
rungen der Niederländer entschuldigt haben. -- Die Chur-
fürsten von Brandenburg und von Sachsen haben den
größten Theil der Auflage eingezogen und sind bereit sie
zu erlegen; doch giebt es in Sachsen einige Herren,
von denen der Churfürst sagt, er sey ihrer nicht mächtig,
er verpflichte sich für sie nicht. 1 -- Dagegen hat der
Gesandte der Pfalz gar nicht einmal den Auftrag sich ent-
scheidend zu erklären; auch Georg von Landshut gab nur
eine ausweichende Antwort. Geneigter ließ sich Albrecht
von Baiern vernehmen, doch beklagte er sich über die große
Anzahl der Widerspenstigen auf die er stoße. Und man
dürfte dieß nicht für eine Ausflucht halten: die baierischen
Landstände hatten in der That mancherlei Schwierigkeiten
gemacht. Sie hatten so viel mit ihren Landesbedürfnissen
zu thun; es fiel ihnen sonderbar auf, daß auch das Reich

1 In der Instruction des Churfürsten von Brandenburg ward
noch gesagt: "der gemeine Pfennig sey kaum zur Hälfte gefallen,
der Sterbung halber; S. Ch. Gn. wolle entweder was bis jetzt ein-
gekommen besonders oder später alles mit einander überantworten."

Erſtes Buch.
gekommen ſey; und es eröffnet uns einen Blick in die Lage
der deutſchen Fürſten, wenn wir uns ihre Erklärungen
vergegenwärtigen.

Churf. Berthold von Mainz hat den gemeinen Pfen-
nig eingebracht und erlegt; doch haben ſich in ſeinem Ge-
biete einige Widerſpenſtige gezeigt; dieſen hat er die Ahn-
dung des Reichs angekündigt, gegen welche er ſie nicht in
Schutz nehmen werde. — Cölln und Trier haben nur ei-
nen Theil ihres Pfennigs eingenommen; ſie ſind auf nicht
wenig Widerſpenſtige geſtoßen, die ſich mit den Zöge-
rungen der Niederländer entſchuldigt haben. — Die Chur-
fürſten von Brandenburg und von Sachſen haben den
größten Theil der Auflage eingezogen und ſind bereit ſie
zu erlegen; doch giebt es in Sachſen einige Herren,
von denen der Churfürſt ſagt, er ſey ihrer nicht mächtig,
er verpflichte ſich für ſie nicht. 1 — Dagegen hat der
Geſandte der Pfalz gar nicht einmal den Auftrag ſich ent-
ſcheidend zu erklären; auch Georg von Landshut gab nur
eine ausweichende Antwort. Geneigter ließ ſich Albrecht
von Baiern vernehmen, doch beklagte er ſich über die große
Anzahl der Widerſpenſtigen auf die er ſtoße. Und man
dürfte dieß nicht für eine Ausflucht halten: die baieriſchen
Landſtände hatten in der That mancherlei Schwierigkeiten
gemacht. Sie hatten ſo viel mit ihren Landesbedürfniſſen
zu thun; es fiel ihnen ſonderbar auf, daß auch das Reich

1 In der Inſtruction des Churfuͤrſten von Brandenburg ward
noch geſagt: „der gemeine Pfennig ſey kaum zur Haͤlfte gefallen,
der Sterbung halber; S. Ch. Gn. wolle entweder was bis jetzt ein-
gekommen beſonders oder ſpaͤter alles mit einander uͤberantworten.“
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0150" n="132"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Er&#x017F;tes Buch</hi>.</fw><lb/>
gekommen &#x017F;ey; und es eröffnet uns einen Blick in die Lage<lb/>
der deut&#x017F;chen Für&#x017F;ten, wenn wir uns ihre Erklärungen<lb/>
vergegenwärtigen.</p><lb/>
          <p>Churf. Berthold von Mainz hat den gemeinen Pfen-<lb/>
nig eingebracht und erlegt; doch haben &#x017F;ich in &#x017F;einem Ge-<lb/>
biete einige Wider&#x017F;pen&#x017F;tige gezeigt; die&#x017F;en hat er die Ahn-<lb/>
dung des Reichs angekündigt, gegen welche er &#x017F;ie nicht in<lb/>
Schutz nehmen werde. &#x2014; Cölln und Trier haben nur ei-<lb/>
nen Theil ihres Pfennigs eingenommen; &#x017F;ie &#x017F;ind auf nicht<lb/>
wenig Wider&#x017F;pen&#x017F;tige ge&#x017F;toßen, die &#x017F;ich mit den Zöge-<lb/>
rungen der Niederländer ent&#x017F;chuldigt haben. &#x2014; Die Chur-<lb/>
für&#x017F;ten von Brandenburg und von Sach&#x017F;en haben den<lb/>
größten Theil der Auflage eingezogen und &#x017F;ind bereit &#x017F;ie<lb/>
zu erlegen; doch giebt es in Sach&#x017F;en einige Herren,<lb/>
von denen der Churfür&#x017F;t &#x017F;agt, er &#x017F;ey ihrer nicht mächtig,<lb/>
er verpflichte &#x017F;ich für &#x017F;ie nicht. <note place="foot" n="1">In der In&#x017F;truction des Churfu&#x0364;r&#x017F;ten von Brandenburg ward<lb/>
noch ge&#x017F;agt: &#x201E;der gemeine Pfennig &#x017F;ey kaum zur Ha&#x0364;lfte gefallen,<lb/>
der Sterbung halber; S. Ch. Gn. wolle entweder was bis jetzt ein-<lb/>
gekommen be&#x017F;onders oder &#x017F;pa&#x0364;ter alles mit einander u&#x0364;berantworten.&#x201C;</note> &#x2014; Dagegen hat der<lb/>
Ge&#x017F;andte der Pfalz gar nicht einmal den Auftrag &#x017F;ich ent-<lb/>
&#x017F;cheidend zu erklären; auch Georg von Landshut gab nur<lb/>
eine ausweichende Antwort. Geneigter ließ &#x017F;ich Albrecht<lb/>
von Baiern vernehmen, doch beklagte er &#x017F;ich über die große<lb/>
Anzahl der Wider&#x017F;pen&#x017F;tigen auf die er &#x017F;toße. Und man<lb/>
dürfte dieß nicht für eine Ausflucht halten: die baieri&#x017F;chen<lb/>
Land&#x017F;tände hatten in der That mancherlei Schwierigkeiten<lb/>
gemacht. Sie hatten &#x017F;o viel mit ihren Landesbedürfni&#x017F;&#x017F;en<lb/>
zu thun; es fiel ihnen &#x017F;onderbar auf, daß auch das Reich<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0150] Erſtes Buch. gekommen ſey; und es eröffnet uns einen Blick in die Lage der deutſchen Fürſten, wenn wir uns ihre Erklärungen vergegenwärtigen. Churf. Berthold von Mainz hat den gemeinen Pfen- nig eingebracht und erlegt; doch haben ſich in ſeinem Ge- biete einige Widerſpenſtige gezeigt; dieſen hat er die Ahn- dung des Reichs angekündigt, gegen welche er ſie nicht in Schutz nehmen werde. — Cölln und Trier haben nur ei- nen Theil ihres Pfennigs eingenommen; ſie ſind auf nicht wenig Widerſpenſtige geſtoßen, die ſich mit den Zöge- rungen der Niederländer entſchuldigt haben. — Die Chur- fürſten von Brandenburg und von Sachſen haben den größten Theil der Auflage eingezogen und ſind bereit ſie zu erlegen; doch giebt es in Sachſen einige Herren, von denen der Churfürſt ſagt, er ſey ihrer nicht mächtig, er verpflichte ſich für ſie nicht. 1 — Dagegen hat der Geſandte der Pfalz gar nicht einmal den Auftrag ſich ent- ſcheidend zu erklären; auch Georg von Landshut gab nur eine ausweichende Antwort. Geneigter ließ ſich Albrecht von Baiern vernehmen, doch beklagte er ſich über die große Anzahl der Widerſpenſtigen auf die er ſtoße. Und man dürfte dieß nicht für eine Ausflucht halten: die baieriſchen Landſtände hatten in der That mancherlei Schwierigkeiten gemacht. Sie hatten ſo viel mit ihren Landesbedürfniſſen zu thun; es fiel ihnen ſonderbar auf, daß auch das Reich 1 In der Inſtruction des Churfuͤrſten von Brandenburg ward noch geſagt: „der gemeine Pfennig ſey kaum zur Haͤlfte gefallen, der Sterbung halber; S. Ch. Gn. wolle entweder was bis jetzt ein- gekommen beſonders oder ſpaͤter alles mit einander uͤberantworten.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/150
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/150>, abgerufen am 23.11.2024.