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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Vita di Alessandro VII.
erweckte, sich daran gemacht, das Leben dieses Papstes zu schreiben;
aber nach der Berufung der Nepoten und der damit zusammenhan-
genden Veränderungen sey ihm die Feder aus der Hand gefallen.
Pollavicini war allerdings persönlich vertraut mit Alexander VII:
im Anfang seines Pontificates sah er ihn alle Tage: es zeigte sich
möglich, daß dieß jene fragmentarische Arbeit von Pallavicini wäre.

Nach einigen neuen Nachforschungen fand sich nun auch in der-
selben Bibliothek eine Lebensbeschreibung Alexanders VII, welche dem
Cardinal Pallavicini zugeschrieben wurde. Sie war zwar italie-
nisch, aber doch war die Sache einer Vergleichung werth.

Der erste Blick lehrte, daß das italienische dasselbe Werk war
wie das lateinische. Der erste Satz lautet: E' opinione di molti
che non si debba scrivere historie se non delle cose antiche, in-
torno alle quali la speranza e la paura, l'amore e l'odio verso
le persone commemorate non habbian luogo ne possono infoscare
la verita
. Die andere Stelle die ich angeführt, lautet italienisch:
Imperoche m'e toccato a sorte d'haber con questo principe nella
sua minor fortuna una singolare e corrispondenza d'affetto e con-
fidenza di communicationi hor con la lingua hor con la penna
per lo spatio gia di 30 anni
.

So geht das fort. Das lateinische Exemplar wies sich offenbar
als eine Uebersetzung des italienischen aus; nur etwas frei, mit dem
Zusatz einer leichten Nuance des Gedankens.

Unglücklicher Weise war aber die Aehnlichkeit größer als ich ge-
wünscht hätte. Wie das lateinische Exemplar sich schon in dem Ti-
tel als Fragment ankündigt, so war auch das italienische durchaus
fragmentarisch. Nach einigen Erläuterungen über die frühere Ju-
gend sprang die Erzählung auf die Wahl und die ersten Handlun-
gen Alexanders im Pontificate über.

Suchen und Bedürfen macht nur um so begieriger: ich fragte
allenthalben nach. Auf der Bibliothek Albani fand sich ein anderes
Exemplar, aber ebenfalls fragmentarisch.

Und schon glaubte ich mich zufrieden geben zu müssen, da ich
in einer anonymen Lebensbeschreibung Pallavicinis nur ein Bruch-
stück von dieser Geschichte citirt fand, eben die Bücher die ich schon
kannte. Endlich bei den Corsini hatte ich das Glück auf ein voll-
ständigeres zu stoßen. Es ist eben dieß, dessen Titel ich oben be-
zeichnet habe, in zwei starken Foliobänden.

Das Werk trägt hier den Namen Pallavicinis an der Stirn,
und geht bis auf das zweite Capitel des sechsten Buches ununterbro-
chen fort. Erst hier läßt sich, wie sich versteht, der Werth dieser
Arbeit für die Geschichte jener Zeit übersehen.

Das erste Buch enthält die frühere Geschichte Alexanders VII.
Stirpe, parentelle, natali, fanciullezza di Fabio Chigi: -- studj,
avvenimenti della pueritia: -- studj filosofici e legali: -- ami-
citie particolari
: alles Capitel welche auch das erste Exemplar so-
wohl im Latein als im Italienischen enthält, denen nun aber das
corsinische Exemplar weiter hinzufügt: azioni et esercitii pii: -- vi-
celegatione di Ferrara sotto Sacchetti: -- nuntiatura di Colonia
.

In dem zweiten Buche wird alsdann die Regierung Innocenz

Vita di Alessandro VII.
erweckte, ſich daran gemacht, das Leben dieſes Papſtes zu ſchreiben;
aber nach der Berufung der Nepoten und der damit zuſammenhan-
genden Veraͤnderungen ſey ihm die Feder aus der Hand gefallen.
Pollavicini war allerdings perſoͤnlich vertraut mit Alexander VII:
im Anfang ſeines Pontificates ſah er ihn alle Tage: es zeigte ſich
moͤglich, daß dieß jene fragmentariſche Arbeit von Pallavicini waͤre.

Nach einigen neuen Nachforſchungen fand ſich nun auch in der-
ſelben Bibliothek eine Lebensbeſchreibung Alexanders VII, welche dem
Cardinal Pallavicini zugeſchrieben wurde. Sie war zwar italie-
niſch, aber doch war die Sache einer Vergleichung werth.

Der erſte Blick lehrte, daß das italieniſche daſſelbe Werk war
wie das lateiniſche. Der erſte Satz lautet: E’ opinione di molti
che non si debba scrivere historie se non delle cose antiche, in-
torno alle quali la speranza e la paura, l’amore e l’odio verso
le persone commemorate non habbian luogo nè possono infoscare
la verità
. Die andere Stelle die ich angefuͤhrt, lautet italieniſch:
Imperoche m’è toccato a sorte d’haber con questo principe nella
sua minor fortuna una singolare e corrispondenza d’affetto e con-
fidenza di communicationi hor con la lingua hor con la penna
per lo spatio già di 30 anni
.

So geht das fort. Das lateiniſche Exemplar wies ſich offenbar
als eine Ueberſetzung des italieniſchen aus; nur etwas frei, mit dem
Zuſatz einer leichten Nuance des Gedankens.

Ungluͤcklicher Weiſe war aber die Aehnlichkeit groͤßer als ich ge-
wuͤnſcht haͤtte. Wie das lateiniſche Exemplar ſich ſchon in dem Ti-
tel als Fragment ankuͤndigt, ſo war auch das italieniſche durchaus
fragmentariſch. Nach einigen Erlaͤuterungen uͤber die fruͤhere Ju-
gend ſprang die Erzaͤhlung auf die Wahl und die erſten Handlun-
gen Alexanders im Pontificate uͤber.

Suchen und Beduͤrfen macht nur um ſo begieriger: ich fragte
allenthalben nach. Auf der Bibliothek Albani fand ſich ein anderes
Exemplar, aber ebenfalls fragmentariſch.

Und ſchon glaubte ich mich zufrieden geben zu muͤſſen, da ich
in einer anonymen Lebensbeſchreibung Pallavicinis nur ein Bruch-
ſtuͤck von dieſer Geſchichte citirt fand, eben die Buͤcher die ich ſchon
kannte. Endlich bei den Corſini hatte ich das Gluͤck auf ein voll-
ſtaͤndigeres zu ſtoßen. Es iſt eben dieß, deſſen Titel ich oben be-
zeichnet habe, in zwei ſtarken Foliobaͤnden.

Das Werk traͤgt hier den Namen Pallavicinis an der Stirn,
und geht bis auf das zweite Capitel des ſechsten Buches ununterbro-
chen fort. Erſt hier laͤßt ſich, wie ſich verſteht, der Werth dieſer
Arbeit fuͤr die Geſchichte jener Zeit uͤberſehen.

Das erſte Buch enthaͤlt die fruͤhere Geſchichte Alexanders VII.
Stirpe, parentelle, natali, fanciullezza di Fabio Chigi: — studj,
avvenimenti della pueritia: — studj filosofici e legali: — ami-
citie particolari
: alles Capitel welche auch das erſte Exemplar ſo-
wohl im Latein als im Italieniſchen enthaͤlt, denen nun aber das
corſiniſche Exemplar weiter hinzufuͤgt: azioni et esercitii pii: — vi-
celegatione di Ferrara sotto Sacchetti: — nuntiatura di Colonia
.

In dem zweiten Buche wird alsdann die Regierung Innocenz

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[461/0473] Vita di Alessandro VII. erweckte, ſich daran gemacht, das Leben dieſes Papſtes zu ſchreiben; aber nach der Berufung der Nepoten und der damit zuſammenhan- genden Veraͤnderungen ſey ihm die Feder aus der Hand gefallen. Pollavicini war allerdings perſoͤnlich vertraut mit Alexander VII: im Anfang ſeines Pontificates ſah er ihn alle Tage: es zeigte ſich moͤglich, daß dieß jene fragmentariſche Arbeit von Pallavicini waͤre. Nach einigen neuen Nachforſchungen fand ſich nun auch in der- ſelben Bibliothek eine Lebensbeſchreibung Alexanders VII, welche dem Cardinal Pallavicini zugeſchrieben wurde. Sie war zwar italie- niſch, aber doch war die Sache einer Vergleichung werth. Der erſte Blick lehrte, daß das italieniſche daſſelbe Werk war wie das lateiniſche. Der erſte Satz lautet: E’ opinione di molti che non si debba scrivere historie se non delle cose antiche, in- torno alle quali la speranza e la paura, l’amore e l’odio verso le persone commemorate non habbian luogo nè possono infoscare la verità. Die andere Stelle die ich angefuͤhrt, lautet italieniſch: Imperoche m’è toccato a sorte d’haber con questo principe nella sua minor fortuna una singolare e corrispondenza d’affetto e con- fidenza di communicationi hor con la lingua hor con la penna per lo spatio già di 30 anni. So geht das fort. Das lateiniſche Exemplar wies ſich offenbar als eine Ueberſetzung des italieniſchen aus; nur etwas frei, mit dem Zuſatz einer leichten Nuance des Gedankens. Ungluͤcklicher Weiſe war aber die Aehnlichkeit groͤßer als ich ge- wuͤnſcht haͤtte. Wie das lateiniſche Exemplar ſich ſchon in dem Ti- tel als Fragment ankuͤndigt, ſo war auch das italieniſche durchaus fragmentariſch. Nach einigen Erlaͤuterungen uͤber die fruͤhere Ju- gend ſprang die Erzaͤhlung auf die Wahl und die erſten Handlun- gen Alexanders im Pontificate uͤber. Suchen und Beduͤrfen macht nur um ſo begieriger: ich fragte allenthalben nach. Auf der Bibliothek Albani fand ſich ein anderes Exemplar, aber ebenfalls fragmentariſch. Und ſchon glaubte ich mich zufrieden geben zu muͤſſen, da ich in einer anonymen Lebensbeſchreibung Pallavicinis nur ein Bruch- ſtuͤck von dieſer Geſchichte citirt fand, eben die Buͤcher die ich ſchon kannte. Endlich bei den Corſini hatte ich das Gluͤck auf ein voll- ſtaͤndigeres zu ſtoßen. Es iſt eben dieß, deſſen Titel ich oben be- zeichnet habe, in zwei ſtarken Foliobaͤnden. Das Werk traͤgt hier den Namen Pallavicinis an der Stirn, und geht bis auf das zweite Capitel des ſechsten Buches ununterbro- chen fort. Erſt hier laͤßt ſich, wie ſich verſteht, der Werth dieſer Arbeit fuͤr die Geſchichte jener Zeit uͤberſehen. Das erſte Buch enthaͤlt die fruͤhere Geſchichte Alexanders VII. Stirpe, parentelle, natali, fanciullezza di Fabio Chigi: — studj, avvenimenti della pueritia: — studj filosofici e legali: — ami- citie particolari: alles Capitel welche auch das erſte Exemplar ſo- wohl im Latein als im Italieniſchen enthaͤlt, denen nun aber das corſiniſche Exemplar weiter hinzufuͤgt: azioni et esercitii pii: — vi- celegatione di Ferrara sotto Sacchetti: — nuntiatura di Colonia. In dem zweiten Buche wird alsdann die Regierung Innocenz

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/473>, abgerufen am 22.11.2024.