exornando diligentissimam dat operam: cum vero ex Michaelis Angeli forma erit absolutum, antiquitatem omnem cito supe- rabit.
Wir sehen, daß man noch immer nichts beabsichtigte als den Plan des Michel Angelo auszuführen, und es scheint als sey alles schon wirklich vollendet gewesen (penitus absolvit).
Wir hatten über die Colossen schon oben eine merkwürdige No- tiz. Ich will hier noch eine hinzufügen.
Der Autor redet von dem Platz auf dem Quirinal. Er sagt von den Verschönerungen desselben durch Sixtus V: Ornavit per- enni fonte et marmoreis Praxitelis et Phidiae equis, quos ve- tustate cum eorum rectoribus deformatos una cum basi marmo- rea in pristinam formam concinnavit et e vetere sede ante Con- stantini thermas in alteram areae partem prope S. Paulli mona- corum aedes transtulit. Auch in ältern Abbildungen, von denen eine bei Meier wiederholt ist (s. Gesch. der Kunst II, 299 und Abbildun- gen dazu Tafel XV.), erscheinen die Colossen in einer sehr verstüm- melten Gestalt; ungefähr wie sie unsere Venezianer schilderten (s. S. 239). Offenbar wurde ihnen erst unter Sixtus V. ihre heutige Form gegeben.
54. Galesini Vita Sixti V. Vatic. 5438. (122 Blätter.)
Handschrift ohne eigentlichen Titel, auf dem ersten Blatt mit folgender Widmung.
Sanctissimo patri Sixto V, pontifici maximo, vigilantissimo ecclesiae dei pastori, providissimo principi, sapientissimo uni- versae reipublicae christianae moderatori et rectori, commenta- rium hoc de vita rebusque ab eo in singulos annos diesque pu- blice et pontificie actis gestisque distribute ac luculenter scri- ptum Petrus Galesinus magno et summo benignissimoque patrono singularis in illum pietatis atque observantiae ergo in perpetuum dicavit.
Schon diese Worte zeigen, daß wir mehr eine Lobschrift vor uns haben als eine Lebensbeschreibung.
Der Autor findet es bemerkenswerth, daß Sixtus V. als das vierte Kind seiner Eltern geboren -- "sol enim quarto die creatus est" -- daß er an dem Tage der Gründung Roms zum Papst ge- wählt worden.
Die Erzählung der frühern Jahre ist sehr fragmentarisch. Auch hier wird bezeugt, daß ein begabter junger Mensch in Armuth und Strenge am besten zu gedeihen pflege. In dem Hause der Peretti war die Mutter strenge: "Matris metu, cum aliquid mali se comme- ruisse videret, in omnes partes corporis se excitavit."
Die Arbeiten in der Villa: Opus manu faciebat, ita ut vel hortos coleret vel arbores sereret aut aliqua ratione, instar dili- gentissimi agricolae, egregiae insitionis opera consereret, inter- locaret.
Bei den Handlungen des Papstthums tritt besonders die stren- gere religiöse Richtung hervor der sich Sixtus ergab: -- z. B. bei
den
Galesini Vita Sixti V.
exornando diligentissimam dat operam: cum vero ex Michaelis Angeli forma erit absolutum, antiquitatem omnem cito supe- rabit.
Wir ſehen, daß man noch immer nichts beabſichtigte als den Plan des Michel Angelo auszufuͤhren, und es ſcheint als ſey alles ſchon wirklich vollendet geweſen (penitus absolvit).
Wir hatten uͤber die Coloſſen ſchon oben eine merkwuͤrdige No- tiz. Ich will hier noch eine hinzufuͤgen.
Der Autor redet von dem Platz auf dem Quirinal. Er ſagt von den Verſchoͤnerungen deſſelben durch Sixtus V: Ornavit per- enni fonte et marmoreis Praxitelis et Phidiae equis, quos ve- tustate cum eorum rectoribus deformatos una cum basi marmo- rea in pristinam formam concinnavit et e vetere sede ante Con- stantini thermas in alteram areae partem prope S. Paulli mona- corum aedes transtulit. Auch in aͤltern Abbildungen, von denen eine bei Meier wiederholt iſt (ſ. Geſch. der Kunſt II, 299 und Abbildun- gen dazu Tafel XV.), erſcheinen die Coloſſen in einer ſehr verſtuͤm- melten Geſtalt; ungefaͤhr wie ſie unſere Venezianer ſchilderten (ſ. S. 239). Offenbar wurde ihnen erſt unter Sixtus V. ihre heutige Form gegeben.
54. Galesìni Vita Sixti V. Vatic. 5438. (122 Blaͤtter.)
Handſchrift ohne eigentlichen Titel, auf dem erſten Blatt mit folgender Widmung.
Sanctissimo patri Sixto V, pontifici maximo, vigilantissimo ecclesiae dei pastori, providissimo principi, sapientissimo uni- versae reipublicae christianae moderatori et rectori, commenta- rium hoc de vita rebusque ab eo in singulos annos diesque pu- blice et pontificie actis gestisque distribute ac luculenter scri- ptum Petrus Galesinus magno et summo benignissimoque patrono singularis in illum pietatis atque observantiae ergo in perpetuum dicavit.
Schon dieſe Worte zeigen, daß wir mehr eine Lobſchrift vor uns haben als eine Lebensbeſchreibung.
Der Autor findet es bemerkenswerth, daß Sixtus V. als das vierte Kind ſeiner Eltern geboren — „sol enim quarto die creatus est“ — daß er an dem Tage der Gruͤndung Roms zum Papſt ge- waͤhlt worden.
Die Erzaͤhlung der fruͤhern Jahre iſt ſehr fragmentariſch. Auch hier wird bezeugt, daß ein begabter junger Menſch in Armuth und Strenge am beſten zu gedeihen pflege. In dem Hauſe der Peretti war die Mutter ſtrenge: „Matris metu, cum aliquid mali se comme- ruisse videret, in omnes partes corporis se excitavit.“
Die Arbeiten in der Villa: Opus manu faciebat, ita ut vel hortos coleret vel arbores sereret aut aliqua ratione, instar dili- gentissimi agricolae, egregiae insitionis opera consereret, inter- locaret.
Bei den Handlungen des Papſtthums tritt beſonders die ſtren- gere religioͤſe Richtung hervor der ſich Sixtus ergab: — z. B. bei
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Galesini Vita Sixti V.
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rabit.
Wir ſehen, daß man noch immer nichts beabſichtigte als den
Plan des Michel Angelo auszufuͤhren, und es ſcheint als ſey alles
ſchon wirklich vollendet geweſen (penitus absolvit).
Wir hatten uͤber die Coloſſen ſchon oben eine merkwuͤrdige No-
tiz. Ich will hier noch eine hinzufuͤgen.
Der Autor redet von dem Platz auf dem Quirinal. Er ſagt
von den Verſchoͤnerungen deſſelben durch Sixtus V: Ornavit per-
enni fonte et marmoreis Praxitelis et Phidiae equis, quos ve-
tustate cum eorum rectoribus deformatos una cum basi marmo-
rea in pristinam formam concinnavit et e vetere sede ante Con-
stantini thermas in alteram areae partem prope S. Paulli mona-
corum aedes transtulit. Auch in aͤltern Abbildungen, von denen eine
bei Meier wiederholt iſt (ſ. Geſch. der Kunſt II, 299 und Abbildun-
gen dazu Tafel XV.), erſcheinen die Coloſſen in einer ſehr verſtuͤm-
melten Geſtalt; ungefaͤhr wie ſie unſere Venezianer ſchilderten (ſ. S.
239). Offenbar wurde ihnen erſt unter Sixtus V. ihre heutige
Form gegeben.
54.
Galesìni Vita Sixti V. Vatic. 5438. (122 Blaͤtter.)
Handſchrift ohne eigentlichen Titel, auf dem erſten Blatt mit
folgender Widmung.
Sanctissimo patri Sixto V, pontifici maximo, vigilantissimo
ecclesiae dei pastori, providissimo principi, sapientissimo uni-
versae reipublicae christianae moderatori et rectori, commenta-
rium hoc de vita rebusque ab eo in singulos annos diesque pu-
blice et pontificie actis gestisque distribute ac luculenter scri-
ptum Petrus Galesinus magno et summo benignissimoque patrono
singularis in illum pietatis atque observantiae ergo in perpetuum
dicavit.
Schon dieſe Worte zeigen, daß wir mehr eine Lobſchrift vor uns
haben als eine Lebensbeſchreibung.
Der Autor findet es bemerkenswerth, daß Sixtus V. als das
vierte Kind ſeiner Eltern geboren — „sol enim quarto die creatus
est“ — daß er an dem Tage der Gruͤndung Roms zum Papſt ge-
waͤhlt worden.
Die Erzaͤhlung der fruͤhern Jahre iſt ſehr fragmentariſch. Auch
hier wird bezeugt, daß ein begabter junger Menſch in Armuth und
Strenge am beſten zu gedeihen pflege. In dem Hauſe der Peretti war
die Mutter ſtrenge: „Matris metu, cum aliquid mali se comme-
ruisse videret, in omnes partes corporis se excitavit.“
Die Arbeiten in der Villa: Opus manu faciebat, ita ut vel
hortos coleret vel arbores sereret aut aliqua ratione, instar dili-
gentissimi agricolae, egregiae insitionis opera consereret, inter-
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Bei den Handlungen des Papſtthums tritt beſonders die ſtren-
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/348>, abgerufen am 16.02.2025.
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