teresse jener Opposition und trug zum Ausbruch des Krie- ges nicht wenig bei.
Eines Krieges, der nun auch sogleich auf das geist- liche Verhältniß zurückwirkte. Schon mußten die Prote- stanten, indem sie das europäische Gleichgewicht gegen die "exorbitante Macht" aufrecht erhielten, dazu mitwirken, daß diese sich auch den geistlichen Ansprüchen des Papst- thums fügte.
Zwar Innocenz XI. erlebte das nicht mehr. Aber gleich der erste französische Gesandte, der nach dem Tode desselben (10. Aug. 1689) in Rom erschien, verzichtete auf das Asylrecht; die Haltung des Königs änderte sich; er gab Avignon zurück, und fing an zu unterhandeln.
Es war das um so nothwendiger, da der neue Papst Alexander VIII, wie weit er auch übrigens von dem strengen Beispiel seines Vorgängers abwich, doch in die- sem Punkte bei den Grundsätzen desselben aushielt. Ale- xander erklärte aufs neue die Beschlüsse von 1682 1) für ungültig und leer, null und nichtig, für unverbindlich, selbst wenn sie mit einem Eide bekräftigt worden seyen; Tag und Nacht denke er mit einem Herzen voll Bitterkeit daran, mit Thränen und Seufzen erhebe er seine Augen.
1)in dictis comitiis anni 1682 tam circa extensionem juris regaliae quam circa declarationem de potestate ecclesiastica acto- rum ac etiam omnium et singulorum mandatorum, arrestorum, confirmationum, declarationum, epistolarum, edictorum, decreto- rum quavis auctoritate sive ecclesiastica sive etiam laicali edi- torum, nec non aliorum quomodolibet praejudicialium praefato- rum in regno supradicto quandocunque et a quibusvis et ex quacunque causa et quovis modo factorum et gestorum ac inde secutorum quorumcunque tenores. 4 Aug. 1690 Cocquel. IX, p. 38.
LudwigXIV.und InnocenzXI.
tereſſe jener Oppoſition und trug zum Ausbruch des Krie- ges nicht wenig bei.
Eines Krieges, der nun auch ſogleich auf das geiſt- liche Verhaͤltniß zuruͤckwirkte. Schon mußten die Prote- ſtanten, indem ſie das europaͤiſche Gleichgewicht gegen die „exorbitante Macht“ aufrecht erhielten, dazu mitwirken, daß dieſe ſich auch den geiſtlichen Anſpruͤchen des Papſt- thums fuͤgte.
Zwar Innocenz XI. erlebte das nicht mehr. Aber gleich der erſte franzoͤſiſche Geſandte, der nach dem Tode deſſelben (10. Aug. 1689) in Rom erſchien, verzichtete auf das Aſylrecht; die Haltung des Koͤnigs aͤnderte ſich; er gab Avignon zuruͤck, und fing an zu unterhandeln.
Es war das um ſo nothwendiger, da der neue Papſt Alexander VIII, wie weit er auch uͤbrigens von dem ſtrengen Beiſpiel ſeines Vorgaͤngers abwich, doch in die- ſem Punkte bei den Grundſaͤtzen deſſelben aushielt. Ale- xander erklaͤrte aufs neue die Beſchluͤſſe von 1682 1) fuͤr unguͤltig und leer, null und nichtig, fuͤr unverbindlich, ſelbſt wenn ſie mit einem Eide bekraͤftigt worden ſeyen; Tag und Nacht denke er mit einem Herzen voll Bitterkeit daran, mit Thraͤnen und Seufzen erhebe er ſeine Augen.
1)in dictis comitiis anni 1682 tam circa extensionem juris regaliae quam circa declarationem de potestate ecclesiastica acto- rum ac etiam omnium et singulorum mandatorum, arrestorum, confirmationum, declarationum, epistolarum, edictorum, decreto- rum quavis auctoritate sive ecclesiastica sive etiam laicali edi- torum, nec non aliorum quomodolibet praejudicialium praefato- rum in regno supradicto quandocunque et a quibusvis et ex quacunque causa et quovis modo factorum et gestorum ac inde secutorum quorumcunque tenores. 4 Aug. 1690 Cocquel. IX, p. 38.
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Ludwig XIV. und Innocenz XI.
tereſſe jener Oppoſition und trug zum Ausbruch des Krie-
ges nicht wenig bei.
Eines Krieges, der nun auch ſogleich auf das geiſt-
liche Verhaͤltniß zuruͤckwirkte. Schon mußten die Prote-
ſtanten, indem ſie das europaͤiſche Gleichgewicht gegen die
„exorbitante Macht“ aufrecht erhielten, dazu mitwirken,
daß dieſe ſich auch den geiſtlichen Anſpruͤchen des Papſt-
thums fuͤgte.
Zwar Innocenz XI. erlebte das nicht mehr. Aber
gleich der erſte franzoͤſiſche Geſandte, der nach dem Tode
deſſelben (10. Aug. 1689) in Rom erſchien, verzichtete
auf das Aſylrecht; die Haltung des Koͤnigs aͤnderte ſich;
er gab Avignon zuruͤck, und fing an zu unterhandeln.
Es war das um ſo nothwendiger, da der neue Papſt
Alexander VIII, wie weit er auch uͤbrigens von dem
ſtrengen Beiſpiel ſeines Vorgaͤngers abwich, doch in die-
ſem Punkte bei den Grundſaͤtzen deſſelben aushielt. Ale-
xander erklaͤrte aufs neue die Beſchluͤſſe von 1682 1) fuͤr
unguͤltig und leer, null und nichtig, fuͤr unverbindlich, ſelbſt
wenn ſie mit einem Eide bekraͤftigt worden ſeyen; Tag und
Nacht denke er mit einem Herzen voll Bitterkeit daran,
mit Thraͤnen und Seufzen erhebe er ſeine Augen.
1) in dictis comitiis anni 1682 tam circa extensionem juris
regaliae quam circa declarationem de potestate ecclesiastica acto-
rum ac etiam omnium et singulorum mandatorum, arrestorum,
confirmationum, declarationum, epistolarum, edictorum, decreto-
rum quavis auctoritate sive ecclesiastica sive etiam laicali edi-
torum, nec non aliorum quomodolibet praejudicialium praefato-
rum in regno supradicto quandocunque et a quibusvis et ex
quacunque causa et quovis modo factorum et gestorum ac inde
secutorum quorumcunque tenores. 4 Aug. 1690 Cocquel. IX, p. 38.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/181>, abgerufen am 16.07.2024.
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