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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Gegensätze in dem übrigen Europa. Schweden.
den katholischen Mächten überhaupt in seinem russischen
Kriege, als besonders bei Spanien in Sachen der mütter-
lichen Erbschaft seiner Gemahlin zu bedürfen glaubte, so
trug er kein Bedenken einen Großen seines Reiches als Ge-
sandten nach Rom zu schicken. Insgeheim gestattete er so-
gar ein paar niederländischen Jesuiten nach Stockholm zu
kommen, und vertraute ihnen eine wichtige Unterrichtsan-
stalt an.

Ein Bezeigen, auf das man in Rom wie natürlich
glänzende Hoffnungen gründete: -- Antonio Possevin, eins
der geschicktesten Mitglieder der Gesellschaft Jesu, ward aus-
ersehen einen ernstlichen Bekehrungsversuch auf König Jo-
hann zu machen.

Im Jahr 1578 erschien Possevin in Schweden. Nicht
in allen Stücken war der König nachzugeben geneigt. Er
forderte die Erlaubniß der Priesterehe, des Laienkelchs, der
Messe in der Landessprache, Verzichtleistung der Kirche auf
die eingezogenen Güter und ähnliche Dinge. Possevin hatte
keine Vollmacht hierauf einzugehn: er versprach, es dem
päpstlichen Stuhle mitzutheilen, und eilte zu den dogmati-
schen Streitfragen. Hierin war er nun um vieles glück-
licher. Nach ein paar Unterredungen und einiger Bedenk-
zeit erklärte sich der König entschlossen, die Professio
fidei nach der Formel des tridentinischen Bekenntnisses ab-
zulegen. In der That legte er sie ab: er beichtete: noch
einmal fragte ihn Possevin, ob er sich in Hinsicht der Com-
munion unter Einer Gestalt dem päpstlichen Urtheil unter-
werfe: Johann erklärte, daß er dieß thue: hierauf ertheilte
ihm Possevin feierlich die Absolution. Es scheint fast, als

Päpste* 6

Gegenſaͤtze in dem uͤbrigen Europa. Schweden.
den katholiſchen Maͤchten uͤberhaupt in ſeinem ruſſiſchen
Kriege, als beſonders bei Spanien in Sachen der muͤtter-
lichen Erbſchaft ſeiner Gemahlin zu beduͤrfen glaubte, ſo
trug er kein Bedenken einen Großen ſeines Reiches als Ge-
ſandten nach Rom zu ſchicken. Insgeheim geſtattete er ſo-
gar ein paar niederlaͤndiſchen Jeſuiten nach Stockholm zu
kommen, und vertraute ihnen eine wichtige Unterrichtsan-
ſtalt an.

Ein Bezeigen, auf das man in Rom wie natuͤrlich
glaͤnzende Hoffnungen gruͤndete: — Antonio Poſſevin, eins
der geſchickteſten Mitglieder der Geſellſchaft Jeſu, ward aus-
erſehen einen ernſtlichen Bekehrungsverſuch auf Koͤnig Jo-
hann zu machen.

Im Jahr 1578 erſchien Poſſevin in Schweden. Nicht
in allen Stuͤcken war der Koͤnig nachzugeben geneigt. Er
forderte die Erlaubniß der Prieſterehe, des Laienkelchs, der
Meſſe in der Landesſprache, Verzichtleiſtung der Kirche auf
die eingezogenen Guͤter und aͤhnliche Dinge. Poſſevin hatte
keine Vollmacht hierauf einzugehn: er verſprach, es dem
paͤpſtlichen Stuhle mitzutheilen, und eilte zu den dogmati-
ſchen Streitfragen. Hierin war er nun um vieles gluͤck-
licher. Nach ein paar Unterredungen und einiger Bedenk-
zeit erklaͤrte ſich der Koͤnig entſchloſſen, die Profeſſio
fidei nach der Formel des tridentiniſchen Bekenntniſſes ab-
zulegen. In der That legte er ſie ab: er beichtete: noch
einmal fragte ihn Poſſevin, ob er ſich in Hinſicht der Com-
munion unter Einer Geſtalt dem paͤpſtlichen Urtheil unter-
werfe: Johann erklaͤrte, daß er dieß thue: hierauf ertheilte
ihm Poſſevin feierlich die Abſolution. Es ſcheint faſt, als

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[81/0093] Gegenſaͤtze in dem uͤbrigen Europa. Schweden. den katholiſchen Maͤchten uͤberhaupt in ſeinem ruſſiſchen Kriege, als beſonders bei Spanien in Sachen der muͤtter- lichen Erbſchaft ſeiner Gemahlin zu beduͤrfen glaubte, ſo trug er kein Bedenken einen Großen ſeines Reiches als Ge- ſandten nach Rom zu ſchicken. Insgeheim geſtattete er ſo- gar ein paar niederlaͤndiſchen Jeſuiten nach Stockholm zu kommen, und vertraute ihnen eine wichtige Unterrichtsan- ſtalt an. Ein Bezeigen, auf das man in Rom wie natuͤrlich glaͤnzende Hoffnungen gruͤndete: — Antonio Poſſevin, eins der geſchickteſten Mitglieder der Geſellſchaft Jeſu, ward aus- erſehen einen ernſtlichen Bekehrungsverſuch auf Koͤnig Jo- hann zu machen. Im Jahr 1578 erſchien Poſſevin in Schweden. Nicht in allen Stuͤcken war der Koͤnig nachzugeben geneigt. Er forderte die Erlaubniß der Prieſterehe, des Laienkelchs, der Meſſe in der Landesſprache, Verzichtleiſtung der Kirche auf die eingezogenen Guͤter und aͤhnliche Dinge. Poſſevin hatte keine Vollmacht hierauf einzugehn: er verſprach, es dem paͤpſtlichen Stuhle mitzutheilen, und eilte zu den dogmati- ſchen Streitfragen. Hierin war er nun um vieles gluͤck- licher. Nach ein paar Unterredungen und einiger Bedenk- zeit erklaͤrte ſich der Koͤnig entſchloſſen, die Profeſſio fidei nach der Formel des tridentiniſchen Bekenntniſſes ab- zulegen. In der That legte er ſie ab: er beichtete: noch einmal fragte ihn Poſſevin, ob er ſich in Hinſicht der Com- munion unter Einer Geſtalt dem paͤpſtlichen Urtheil unter- werfe: Johann erklaͤrte, daß er dieß thue: hierauf ertheilte ihm Poſſevin feierlich die Abſolution. Es ſcheint faſt, als Päpſte* 6

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/93>, abgerufen am 30.04.2024.