republikanischen Tendenzen erhoben. Nicht allein behaupteten die böhmischen Stände ihrem gewählten König gegenüber eine natürliche Unabhängigkeit: in allen östreichischen Erb- landen suchte man sie nachzuahmen: die deutschen Reichs- städte faßten neue Hoffnungen, und in der That ist die beste Geldhülfe, die Friedrich bei seinem Unternehmen empfing, von dieser Seite gekommen.
Allein eben darum, aus dem doppelten Gesichtspunkte der Religion und der Politik, nahmen sich nun auch die katholischen Fürsten mehr als je zusammen.
Maximilian von Baiern und Ferdinand, der das Glück gehabt hatte in diesem Augenblicke zum Kaiser ernannt zu werden, schlossen den engsten Bund: der König von Spa- nien rüstete sich zu nachdrücklicher Hülfleistung: Papst Paul V. ließ sich zu sehr ansehnlichen und willkommenen Subsidienzahlungen bewegen.
Wie die Winde in der stürmischen Jahreszeit zuwei- len plötzlich umschlagen: so trat der Strom des Glückes, des Vollbringens mit einem Mal auf die andere Seite.
Den Katholischen gelang es, einen der mächtigsten pro- testantischen Fürsten, aber einen Lutheraner, dem jene von dem Calvinismus ausgegangene Bewegung von Herzen ver- haßt war, den Churfürsten von Sachsen, für sich zu ge- winnen.
Schon hierauf erhoben sie sich mit der gewissen Hoff- nung des Sieges. Eine einzige Schlacht, am weißen Berge 8. November 1620, machte der Gewalt des pfälzischen Friedrich und allen seinen Entwürfen ein Ende.
BuchVII.Kap. 2. Allgemeiner Krieg.
republikaniſchen Tendenzen erhoben. Nicht allein behaupteten die boͤhmiſchen Staͤnde ihrem gewaͤhlten Koͤnig gegenuͤber eine natuͤrliche Unabhaͤngigkeit: in allen oͤſtreichiſchen Erb- landen ſuchte man ſie nachzuahmen: die deutſchen Reichs- ſtaͤdte faßten neue Hoffnungen, und in der That iſt die beſte Geldhuͤlfe, die Friedrich bei ſeinem Unternehmen empfing, von dieſer Seite gekommen.
Allein eben darum, aus dem doppelten Geſichtspunkte der Religion und der Politik, nahmen ſich nun auch die katholiſchen Fuͤrſten mehr als je zuſammen.
Maximilian von Baiern und Ferdinand, der das Gluͤck gehabt hatte in dieſem Augenblicke zum Kaiſer ernannt zu werden, ſchloſſen den engſten Bund: der Koͤnig von Spa- nien ruͤſtete ſich zu nachdruͤcklicher Huͤlfleiſtung: Papſt Paul V. ließ ſich zu ſehr anſehnlichen und willkommenen Subſidienzahlungen bewegen.
Wie die Winde in der ſtuͤrmiſchen Jahreszeit zuwei- len ploͤtzlich umſchlagen: ſo trat der Strom des Gluͤckes, des Vollbringens mit einem Mal auf die andere Seite.
Den Katholiſchen gelang es, einen der maͤchtigſten pro- teſtantiſchen Fuͤrſten, aber einen Lutheraner, dem jene von dem Calvinismus ausgegangene Bewegung von Herzen ver- haßt war, den Churfuͤrſten von Sachſen, fuͤr ſich zu ge- winnen.
Schon hierauf erhoben ſie ſich mit der gewiſſen Hoff- nung des Sieges. Eine einzige Schlacht, am weißen Berge 8. November 1620, machte der Gewalt des pfaͤlziſchen Friedrich und allen ſeinen Entwuͤrfen ein Ende.
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Buch VII. Kap. 2. Allgemeiner Krieg.
republikaniſchen Tendenzen erhoben. Nicht allein behaupteten
die boͤhmiſchen Staͤnde ihrem gewaͤhlten Koͤnig gegenuͤber
eine natuͤrliche Unabhaͤngigkeit: in allen oͤſtreichiſchen Erb-
landen ſuchte man ſie nachzuahmen: die deutſchen Reichs-
ſtaͤdte faßten neue Hoffnungen, und in der That iſt die beſte
Geldhuͤlfe, die Friedrich bei ſeinem Unternehmen empfing,
von dieſer Seite gekommen.
Allein eben darum, aus dem doppelten Geſichtspunkte
der Religion und der Politik, nahmen ſich nun auch die
katholiſchen Fuͤrſten mehr als je zuſammen.
Maximilian von Baiern und Ferdinand, der das Gluͤck
gehabt hatte in dieſem Augenblicke zum Kaiſer ernannt zu
werden, ſchloſſen den engſten Bund: der Koͤnig von Spa-
nien ruͤſtete ſich zu nachdruͤcklicher Huͤlfleiſtung: Papſt
Paul V. ließ ſich zu ſehr anſehnlichen und willkommenen
Subſidienzahlungen bewegen.
Wie die Winde in der ſtuͤrmiſchen Jahreszeit zuwei-
len ploͤtzlich umſchlagen: ſo trat der Strom des Gluͤckes,
des Vollbringens mit einem Mal auf die andere Seite.
Den Katholiſchen gelang es, einen der maͤchtigſten pro-
teſtantiſchen Fuͤrſten, aber einen Lutheraner, dem jene von
dem Calvinismus ausgegangene Bewegung von Herzen ver-
haßt war, den Churfuͤrſten von Sachſen, fuͤr ſich zu ge-
winnen.
Schon hierauf erhoben ſie ſich mit der gewiſſen Hoff-
nung des Sieges. Eine einzige Schlacht, am weißen Berge
8. November 1620, machte der Gewalt des pfaͤlziſchen
Friedrich und allen ſeinen Entwuͤrfen ein Ende.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/462>, abgerufen am 24.11.2024.
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