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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VII. Kap. 2. Ausbruch
geschickter Administrator, von großartigen politischen Ent-
würfen erfüllt, und Erzherzog Ferdinand, unerschütterlich
durch seinen Glauben, den er mit der Inbrunst einer starken
Seele umfaßte: -- fast alles Schüler der Jesuiten, welche
es noch verstanden in den Gemüthern ihrer Zöglinge große
Antriebe hervorzurufen: auch ihrerseits Reformatoren, die
den Zustand der Dinge, in welchem man sich befand, mit
Anstrengung und geistigem Schwunge zu Stande gebracht
hatten.

Die protestantischen Fürsten dagegen waren mehr Er-
ben, als Stifter: sie waren bereits die zweite oder die
dritte Generation. Nur in Einem und dem Andern zeig-
ten sich ich weiß nicht ob Kraft und innerliche Stärke,
aber doch Ehrgeiz und Liebe zur Bewegung.

Dagegen traten jetzt unter den Protestanten offenbar
Hinneigungen zur Republik, wenigstens zu einer aristokra-
tischen Freiheit hervor. An vielen Orten, in Frankreich,
in Polen, in allen östreichischen Gebieten war ein mächti-
ger Adel von protestantischer Ueberzeugung mit der katho-
lischen Regierungsgewalt in offenem Kampfe. Was sich
durch einen solchen erreichen lasse, davon gab die Republik
der Niederlande, die sich täglich zu höherer Blüthe erhob,
ein glänzendes Beispiel. Es ist allerdings in dieser Zeit
in Oestreich die Rede davon gewesen, daß man sich von
dem herrschenden Geschlechte lossagen und eine Verfassung
wie die Schweiz oder wie die Niederlande annehmen müsse.
In dem Gelingen dieser Bestrebungen lag für die deutschen
Reichsstädte die einzige Möglichkeit wieder zu größerer
Bedeutung zu gelangen, und lebhaft nahmen sie daran

Buch VII. Kap. 2. Ausbruch
geſchickter Adminiſtrator, von großartigen politiſchen Ent-
wuͤrfen erfuͤllt, und Erzherzog Ferdinand, unerſchuͤtterlich
durch ſeinen Glauben, den er mit der Inbrunſt einer ſtarken
Seele umfaßte: — faſt alles Schuͤler der Jeſuiten, welche
es noch verſtanden in den Gemuͤthern ihrer Zoͤglinge große
Antriebe hervorzurufen: auch ihrerſeits Reformatoren, die
den Zuſtand der Dinge, in welchem man ſich befand, mit
Anſtrengung und geiſtigem Schwunge zu Stande gebracht
hatten.

Die proteſtantiſchen Fuͤrſten dagegen waren mehr Er-
ben, als Stifter: ſie waren bereits die zweite oder die
dritte Generation. Nur in Einem und dem Andern zeig-
ten ſich ich weiß nicht ob Kraft und innerliche Staͤrke,
aber doch Ehrgeiz und Liebe zur Bewegung.

Dagegen traten jetzt unter den Proteſtanten offenbar
Hinneigungen zur Republik, wenigſtens zu einer ariſtokra-
tiſchen Freiheit hervor. An vielen Orten, in Frankreich,
in Polen, in allen oͤſtreichiſchen Gebieten war ein maͤchti-
ger Adel von proteſtantiſcher Ueberzeugung mit der katho-
liſchen Regierungsgewalt in offenem Kampfe. Was ſich
durch einen ſolchen erreichen laſſe, davon gab die Republik
der Niederlande, die ſich taͤglich zu hoͤherer Bluͤthe erhob,
ein glaͤnzendes Beiſpiel. Es iſt allerdings in dieſer Zeit
in Oeſtreich die Rede davon geweſen, daß man ſich von
dem herrſchenden Geſchlechte losſagen und eine Verfaſſung
wie die Schweiz oder wie die Niederlande annehmen muͤſſe.
In dem Gelingen dieſer Beſtrebungen lag fuͤr die deutſchen
Reichsſtaͤdte die einzige Moͤglichkeit wieder zu groͤßerer
Bedeutung zu gelangen, und lebhaft nahmen ſie daran

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[444/0456] Buch VII. Kap. 2. Ausbruch geſchickter Adminiſtrator, von großartigen politiſchen Ent- wuͤrfen erfuͤllt, und Erzherzog Ferdinand, unerſchuͤtterlich durch ſeinen Glauben, den er mit der Inbrunſt einer ſtarken Seele umfaßte: — faſt alles Schuͤler der Jeſuiten, welche es noch verſtanden in den Gemuͤthern ihrer Zoͤglinge große Antriebe hervorzurufen: auch ihrerſeits Reformatoren, die den Zuſtand der Dinge, in welchem man ſich befand, mit Anſtrengung und geiſtigem Schwunge zu Stande gebracht hatten. Die proteſtantiſchen Fuͤrſten dagegen waren mehr Er- ben, als Stifter: ſie waren bereits die zweite oder die dritte Generation. Nur in Einem und dem Andern zeig- ten ſich ich weiß nicht ob Kraft und innerliche Staͤrke, aber doch Ehrgeiz und Liebe zur Bewegung. Dagegen traten jetzt unter den Proteſtanten offenbar Hinneigungen zur Republik, wenigſtens zu einer ariſtokra- tiſchen Freiheit hervor. An vielen Orten, in Frankreich, in Polen, in allen oͤſtreichiſchen Gebieten war ein maͤchti- ger Adel von proteſtantiſcher Ueberzeugung mit der katho- liſchen Regierungsgewalt in offenem Kampfe. Was ſich durch einen ſolchen erreichen laſſe, davon gab die Republik der Niederlande, die ſich taͤglich zu hoͤherer Bluͤthe erhob, ein glaͤnzendes Beiſpiel. Es iſt allerdings in dieſer Zeit in Oeſtreich die Rede davon geweſen, daß man ſich von dem herrſchenden Geſchlechte losſagen und eine Verfaſſung wie die Schweiz oder wie die Niederlande annehmen muͤſſe. In dem Gelingen dieſer Beſtrebungen lag fuͤr die deutſchen Reichsſtaͤdte die einzige Moͤglichkeit wieder zu groͤßerer Bedeutung zu gelangen, und lebhaft nahmen ſie daran

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/456>, abgerufen am 23.11.2024.