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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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eines allgemeinen Krieges.
Nur noch einen für die Begebenheit selbst unmittelbar wirk-
samen Moment sey mir verstattet hervorzuheben.

In dem Katholicismus herrschten jetzt die monarchi-
schen Tendenzen vor. Ideen von popularen Berechtigungen,
von gesetzlichem Widerstande gegen die Fürsten, von Volks-
souveränetät und Königsmord, wie sie dreißig Jahre frü-
her selbst von den eifrigsten Katholiken verfochten worden,
waren nicht mehr an der Zeit. Es gab jetzt keinen bedeu-
tenden Gegensatz einer katholischen Bevölkerung gegen ei-
nen protestantischen Fürsten: selbst mit Jacob I. von Eng-
land vertrug man sich: jene Theorien fanden keine Anwen-
dung mehr. Schon daraus folgte, daß das religiöse Prin-
zip sich dem dynastischen immer enger anschloß: es kam,
wenn ich mich nicht irre, hinzu, daß die fürstlichen Persön-
lichkeiten auf der katholischen Seite ein gewisses Uebergewicht
entwickelten. Wenigstens darf man das von Deutschland
sagen. Da lebte noch der alte Bischof Julius von Würz-
burg, der bei uns den ersten durchgreifenden Versuch ei-
ner Gegenreformation gemacht hatte: Churfürst Schwei-
kard von Mainz verwaltete sein Erzkanzleramt mit einem
durch warmen innerlichen Antheil erhöhten Talente, und
verschaffte demselben wieder einmal großen Einfluß 1): die
beiden andern rheinischen Churfürsten waren entschlossene,
thätige Männer: an ihrer Seite erhoben sich der männliche,
scharfsinnige, unermüdliche Maximilian von Baiern, ein

1) Montorio: Relatione di Germania 1624: di costumi gravi,
molto intento alle cose del governo cosi spirituale come tempo-
rale, molto bene affetto verso il servigio di cotesta santa sede,
desideroso del progresso della religione, uno de' primi prelati
della Germania.

eines allgemeinen Krieges.
Nur noch einen fuͤr die Begebenheit ſelbſt unmittelbar wirk-
ſamen Moment ſey mir verſtattet hervorzuheben.

In dem Katholicismus herrſchten jetzt die monarchi-
ſchen Tendenzen vor. Ideen von popularen Berechtigungen,
von geſetzlichem Widerſtande gegen die Fuͤrſten, von Volks-
ſouveraͤnetaͤt und Koͤnigsmord, wie ſie dreißig Jahre fruͤ-
her ſelbſt von den eifrigſten Katholiken verfochten worden,
waren nicht mehr an der Zeit. Es gab jetzt keinen bedeu-
tenden Gegenſatz einer katholiſchen Bevoͤlkerung gegen ei-
nen proteſtantiſchen Fuͤrſten: ſelbſt mit Jacob I. von Eng-
land vertrug man ſich: jene Theorien fanden keine Anwen-
dung mehr. Schon daraus folgte, daß das religioͤſe Prin-
zip ſich dem dynaſtiſchen immer enger anſchloß: es kam,
wenn ich mich nicht irre, hinzu, daß die fuͤrſtlichen Perſoͤn-
lichkeiten auf der katholiſchen Seite ein gewiſſes Uebergewicht
entwickelten. Wenigſtens darf man das von Deutſchland
ſagen. Da lebte noch der alte Biſchof Julius von Wuͤrz-
burg, der bei uns den erſten durchgreifenden Verſuch ei-
ner Gegenreformation gemacht hatte: Churfuͤrſt Schwei-
kard von Mainz verwaltete ſein Erzkanzleramt mit einem
durch warmen innerlichen Antheil erhoͤhten Talente, und
verſchaffte demſelben wieder einmal großen Einfluß 1): die
beiden andern rheiniſchen Churfuͤrſten waren entſchloſſene,
thaͤtige Maͤnner: an ihrer Seite erhoben ſich der maͤnnliche,
ſcharfſinnige, unermuͤdliche Maximilian von Baiern, ein

1) Montorio: Relatione di Germania 1624: di costumi gravi,
molto intento alle cose del governo così spirituale come tempo-
rale, molto bene affetto verso il servigio di cotesta santa sede,
desideroso del progresso della religione, uno de’ primi prelati
della Germania.
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[443/0455] eines allgemeinen Krieges. Nur noch einen fuͤr die Begebenheit ſelbſt unmittelbar wirk- ſamen Moment ſey mir verſtattet hervorzuheben. In dem Katholicismus herrſchten jetzt die monarchi- ſchen Tendenzen vor. Ideen von popularen Berechtigungen, von geſetzlichem Widerſtande gegen die Fuͤrſten, von Volks- ſouveraͤnetaͤt und Koͤnigsmord, wie ſie dreißig Jahre fruͤ- her ſelbſt von den eifrigſten Katholiken verfochten worden, waren nicht mehr an der Zeit. Es gab jetzt keinen bedeu- tenden Gegenſatz einer katholiſchen Bevoͤlkerung gegen ei- nen proteſtantiſchen Fuͤrſten: ſelbſt mit Jacob I. von Eng- land vertrug man ſich: jene Theorien fanden keine Anwen- dung mehr. Schon daraus folgte, daß das religioͤſe Prin- zip ſich dem dynaſtiſchen immer enger anſchloß: es kam, wenn ich mich nicht irre, hinzu, daß die fuͤrſtlichen Perſoͤn- lichkeiten auf der katholiſchen Seite ein gewiſſes Uebergewicht entwickelten. Wenigſtens darf man das von Deutſchland ſagen. Da lebte noch der alte Biſchof Julius von Wuͤrz- burg, der bei uns den erſten durchgreifenden Verſuch ei- ner Gegenreformation gemacht hatte: Churfuͤrſt Schwei- kard von Mainz verwaltete ſein Erzkanzleramt mit einem durch warmen innerlichen Antheil erhoͤhten Talente, und verſchaffte demſelben wieder einmal großen Einfluß 1): die beiden andern rheiniſchen Churfuͤrſten waren entſchloſſene, thaͤtige Maͤnner: an ihrer Seite erhoben ſich der maͤnnliche, ſcharfſinnige, unermuͤdliche Maximilian von Baiern, ein 1) Montorio: Relatione di Germania 1624: di costumi gravi, molto intento alle cose del governo così spirituale come tempo- rale, molto bene affetto verso il servigio di cotesta santa sede, desideroso del progresso della religione, uno de’ primi prelati della Germania.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/455>, abgerufen am 23.11.2024.