Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.der katholischen Restauration. Deutschland. Im October 1599 ward die protestantische Kirche in Grätzverschlossen und der evangelische Gottesdienst bei Leib- und Lebensstrafe verboten. Es ward eine Commission gebildet, die sich mit bewaffnetem Gefolge in das Land begab. Zu- erst wurde Steiermark, dann Kärnthen, endlich auch Krain reformirt. Von Ort zu Ort erscholl der Ruf: "es kommt die Reformation." Die Kirchen wurden niedergerissen, die Prediger verjagt oder gefangen gesetzt, die Einwohner genö- thigt entweder des katholischen Glaubens zu leben oder das Land zu räumen. Es fanden sich doch Viele, z. B. in dem kleinen St. Veit funfzig Bürger, welche die Aus- wanderung dem Abfall vorzogen 1). Die Auswanderer muß- ten den Zehnten Pfennig bezahlen, was für sie immer kein kleiner Verlust war. Mit so großer Härte verfuhr man. Dafür erlebte Und sogleich entwickelte das nun eine weitere Wir- Anfangs hatte Kaiser Rudolf seinem jungen Vetter 1) Herrmann: St. Veit: in der Kärnthnerischen Zeitschrift V, 3, p. 163. 2) Raupach: Evangel. Oestreich I, 215.
der katholiſchen Reſtauration. Deutſchland. Im October 1599 ward die proteſtantiſche Kirche in Graͤtzverſchloſſen und der evangeliſche Gottesdienſt bei Leib- und Lebensſtrafe verboten. Es ward eine Commiſſion gebildet, die ſich mit bewaffnetem Gefolge in das Land begab. Zu- erſt wurde Steiermark, dann Kaͤrnthen, endlich auch Krain reformirt. Von Ort zu Ort erſcholl der Ruf: „es kommt die Reformation.“ Die Kirchen wurden niedergeriſſen, die Prediger verjagt oder gefangen geſetzt, die Einwohner genoͤ- thigt entweder des katholiſchen Glaubens zu leben oder das Land zu raͤumen. Es fanden ſich doch Viele, z. B. in dem kleinen St. Veit funfzig Buͤrger, welche die Aus- wanderung dem Abfall vorzogen 1). Die Auswanderer muß- ten den Zehnten Pfennig bezahlen, was fuͤr ſie immer kein kleiner Verluſt war. Mit ſo großer Haͤrte verfuhr man. Dafuͤr erlebte Und ſogleich entwickelte das nun eine weitere Wir- Anfangs hatte Kaiſer Rudolf ſeinem jungen Vetter 1) Herrmann: St. Veit: in der Kaͤrnthneriſchen Zeitſchrift V, 3, p. 163. 2) Raupach: Evangel. Oeſtreich I, 215.
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der katholiſchen Reſtauration. Deutſchland.
Im October 1599 ward die proteſtantiſche Kirche in Graͤtz
verſchloſſen und der evangeliſche Gottesdienſt bei Leib- und
Lebensſtrafe verboten. Es ward eine Commiſſion gebildet,
die ſich mit bewaffnetem Gefolge in das Land begab. Zu-
erſt wurde Steiermark, dann Kaͤrnthen, endlich auch Krain
reformirt. Von Ort zu Ort erſcholl der Ruf: „es kommt
die Reformation.“ Die Kirchen wurden niedergeriſſen, die
Prediger verjagt oder gefangen geſetzt, die Einwohner genoͤ-
thigt entweder des katholiſchen Glaubens zu leben oder
das Land zu raͤumen. Es fanden ſich doch Viele, z. B.
in dem kleinen St. Veit funfzig Buͤrger, welche die Aus-
wanderung dem Abfall vorzogen 1). Die Auswanderer muß-
ten den Zehnten Pfennig bezahlen, was fuͤr ſie immer kein
kleiner Verluſt war.
Mit ſo großer Haͤrte verfuhr man. Dafuͤr erlebte
man die Genugthuung, daß man im J. 1603 uͤber 40000
Communicanten mehr zaͤhlte als fruͤher.
Und ſogleich entwickelte das nun eine weitere Wir-
kung auf alle oͤſtreichiſchen Gebiete.
Anfangs hatte Kaiſer Rudolf ſeinem jungen Vetter
ſein Vorhaben widerrathen: da es gelang, ahmte er es ſel-
ber nach. Von 1599 bis 1601 finden wir eine Refor-
mationscommiſſion in Oberoͤſtreich, 1602 und 1603 in
Unteroͤſtreich thaͤtig 2). Von Linz und Steier mußten die
im Dienſt des Evangeliums ergrauten Prediger und Schul-
lehrer weichen; ſchmerzlich empfanden ſie es: „nunmehr,
1) Herrmann: St. Veit: in der Kaͤrnthneriſchen Zeitſchrift V,
3, p. 163.
2) Raupach: Evangel. Oeſtreich I, 215.
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