Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite
der katholischen Restauration. Schweden.

Doch war dieß nur eine Auskunft für die Verlegen-
heiten des Augenblicks. Statt den Reichstag zu besuchen,
wo ihm nur die traurige Rolle des Besiegten hätte zu
Theil werden können, schiffte er mit dem ersten günstigen
Winde nach Danzig zurück.

Er schmeichelte sich wohl mit der Hoffnung, ein an-
der Mal, in einem glücklichern Augenblick, doch noch Herr
in seinem Erbreiche zu werden: in der That aber überließ
er es durch diese Entfernung sich selber und dem überwie-
genden Einflusse seines Oheims, der kein Bedenken trug
nach einiger Zeit auch den Königstitel anzunehmen, und
alsdann den Krieg nicht erst lange in Schweden erwartete,
sondern ihn nach dem polnischen Gebiete spielte, wo er un-
ter abwechselnden Schicksalen geführt ward.

Aussicht auf Rußland.

In kurzem aber schien es, als wolle sich dieses fehl-
geschlagene Unternehmen durch einen andern glücklichen Er-
folg vergüten.

Man weiß, wie so manch Mal schon sich die Päpste
Hoffnung gemacht hatten Rußland zu gewinnen -- schon
Adrian VI, Clemens VII: dann hatte der Jesuit Pos-
sevin bei Iwan Wasiljowitsch sein Glück versucht: noch
1594 sandte Clemens VIII. einen gewissen Comuleo nach
Moskau, mit mehr als gewöhnlichem Vertrauen, da er
die Sprache kannte: allein es waren alles vergebliche
Bestrebungen; erklärte doch Boris Godunow geradezu,

der katholiſchen Reſtauration. Schweden.

Doch war dieß nur eine Auskunft fuͤr die Verlegen-
heiten des Augenblicks. Statt den Reichstag zu beſuchen,
wo ihm nur die traurige Rolle des Beſiegten haͤtte zu
Theil werden koͤnnen, ſchiffte er mit dem erſten guͤnſtigen
Winde nach Danzig zuruͤck.

Er ſchmeichelte ſich wohl mit der Hoffnung, ein an-
der Mal, in einem gluͤcklichern Augenblick, doch noch Herr
in ſeinem Erbreiche zu werden: in der That aber uͤberließ
er es durch dieſe Entfernung ſich ſelber und dem uͤberwie-
genden Einfluſſe ſeines Oheims, der kein Bedenken trug
nach einiger Zeit auch den Koͤnigstitel anzunehmen, und
alsdann den Krieg nicht erſt lange in Schweden erwartete,
ſondern ihn nach dem polniſchen Gebiete ſpielte, wo er un-
ter abwechſelnden Schickſalen gefuͤhrt ward.

Ausſicht auf Rußland.

In kurzem aber ſchien es, als wolle ſich dieſes fehl-
geſchlagene Unternehmen durch einen andern gluͤcklichen Er-
folg verguͤten.

Man weiß, wie ſo manch Mal ſchon ſich die Paͤpſte
Hoffnung gemacht hatten Rußland zu gewinnen — ſchon
Adrian VI, Clemens VII: dann hatte der Jeſuit Poſ-
ſevin bei Iwan Waſiljowitſch ſein Gluͤck verſucht: noch
1594 ſandte Clemens VIII. einen gewiſſen Comuleo nach
Moskau, mit mehr als gewoͤhnlichem Vertrauen, da er
die Sprache kannte: allein es waren alles vergebliche
Beſtrebungen; erklaͤrte doch Boris Godunow geradezu,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0401" n="389"/>
              <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">der katholi&#x017F;chen Re&#x017F;tauration. Schweden</hi>.</fw><lb/>
              <p>Doch war dieß nur eine Auskunft fu&#x0364;r die Verlegen-<lb/>
heiten des Augenblicks. Statt den Reichstag zu be&#x017F;uchen,<lb/>
wo ihm nur die traurige Rolle des Be&#x017F;iegten ha&#x0364;tte zu<lb/>
Theil werden ko&#x0364;nnen, &#x017F;chiffte er mit dem er&#x017F;ten gu&#x0364;n&#x017F;tigen<lb/>
Winde nach Danzig zuru&#x0364;ck.</p><lb/>
              <p>Er &#x017F;chmeichelte &#x017F;ich wohl mit der Hoffnung, ein an-<lb/>
der Mal, in einem glu&#x0364;cklichern Augenblick, doch noch Herr<lb/>
in &#x017F;einem Erbreiche zu werden: in der That aber u&#x0364;berließ<lb/>
er es durch die&#x017F;e Entfernung &#x017F;ich &#x017F;elber und dem u&#x0364;berwie-<lb/>
genden Einflu&#x017F;&#x017F;e &#x017F;eines Oheims, der kein Bedenken trug<lb/>
nach einiger Zeit auch den Ko&#x0364;nigstitel anzunehmen, und<lb/>
alsdann den Krieg nicht er&#x017F;t lange in Schweden erwartete,<lb/>
&#x017F;ondern ihn nach dem polni&#x017F;chen Gebiete &#x017F;pielte, wo er un-<lb/>
ter abwech&#x017F;elnden Schick&#x017F;alen gefu&#x0364;hrt ward.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>Aus&#x017F;icht auf Rußland.</head><lb/>
              <p>In kurzem aber &#x017F;chien es, als wolle &#x017F;ich die&#x017F;es fehl-<lb/>
ge&#x017F;chlagene Unternehmen durch einen andern glu&#x0364;cklichen Er-<lb/>
folg vergu&#x0364;ten.</p><lb/>
              <p>Man weiß, wie &#x017F;o manch Mal &#x017F;chon &#x017F;ich die Pa&#x0364;p&#x017F;te<lb/>
Hoffnung gemacht hatten Rußland zu gewinnen &#x2014; &#x017F;chon<lb/>
Adrian <hi rendition="#aq">VI</hi>, Clemens <hi rendition="#aq">VII:</hi> dann hatte der Je&#x017F;uit Po&#x017F;-<lb/>
&#x017F;evin bei Iwan Wa&#x017F;iljowit&#x017F;ch &#x017F;ein Glu&#x0364;ck ver&#x017F;ucht: noch<lb/>
1594 &#x017F;andte Clemens <hi rendition="#aq">VIII.</hi> einen gewi&#x017F;&#x017F;en Comuleo nach<lb/>
Moskau, mit mehr als gewo&#x0364;hnlichem Vertrauen, da er<lb/>
die Sprache kannte: allein es waren alles vergebliche<lb/>
Be&#x017F;trebungen; erkla&#x0364;rte doch Boris Godunow geradezu,<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[389/0401] der katholiſchen Reſtauration. Schweden. Doch war dieß nur eine Auskunft fuͤr die Verlegen- heiten des Augenblicks. Statt den Reichstag zu beſuchen, wo ihm nur die traurige Rolle des Beſiegten haͤtte zu Theil werden koͤnnen, ſchiffte er mit dem erſten guͤnſtigen Winde nach Danzig zuruͤck. Er ſchmeichelte ſich wohl mit der Hoffnung, ein an- der Mal, in einem gluͤcklichern Augenblick, doch noch Herr in ſeinem Erbreiche zu werden: in der That aber uͤberließ er es durch dieſe Entfernung ſich ſelber und dem uͤberwie- genden Einfluſſe ſeines Oheims, der kein Bedenken trug nach einiger Zeit auch den Koͤnigstitel anzunehmen, und alsdann den Krieg nicht erſt lange in Schweden erwartete, ſondern ihn nach dem polniſchen Gebiete ſpielte, wo er un- ter abwechſelnden Schickſalen gefuͤhrt ward. Ausſicht auf Rußland. In kurzem aber ſchien es, als wolle ſich dieſes fehl- geſchlagene Unternehmen durch einen andern gluͤcklichen Er- folg verguͤten. Man weiß, wie ſo manch Mal ſchon ſich die Paͤpſte Hoffnung gemacht hatten Rußland zu gewinnen — ſchon Adrian VI, Clemens VII: dann hatte der Jeſuit Poſ- ſevin bei Iwan Waſiljowitſch ſein Gluͤck verſucht: noch 1594 ſandte Clemens VIII. einen gewiſſen Comuleo nach Moskau, mit mehr als gewoͤhnlichem Vertrauen, da er die Sprache kannte: allein es waren alles vergebliche Beſtrebungen; erklaͤrte doch Boris Godunow geradezu,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/401
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/401>, abgerufen am 25.11.2024.