Zuzugestehn was man von ihm verlangte beschwerte ihn in seinem Gewissen, es zu verweigern brachte ihn um eine Krone.
In dieser Noth fragte er zuerst bei dem Nuntius an, ob er nicht nachgeben dürfe. Malaspina war nicht dahin zu bringen, das gutzuheißen.
Hierauf wandte sich der König an die Jesuiten in seinem Gefolge. Was der Nuntius nicht gewagt, nahmen sie auf sich. Sie erklärten, in Betracht der Nothwendigkeit und der unverkennbaren Gefahr, in der sich der König befinde, könne er den Ketzern ihre Forderung zugestehn, ohne Gott zu beleidigen. Nicht eher gab sich der König zufrieden, als bis er diesen Bescheid schriftlich in Händen hatte.
Alsdann erst fügte er sich den Forderungen seiner Unterthanen. Er bestätigte die Schlüsse von Upsala, die ausschließende Uebung der unveränderten Augsburger Con- fession: ohne daß in Kirche oder Schule eine fremde Lehre beigemischt, ohne daß irgend jemand angestellt wer- den dürfe, der nicht zu ihrer Vertheidigung bereit sey 1). Er erkannte die Prälaten an, die wider seinen Willen in jene Aemter gekommen.
Sollte sich aber hiebei sein katholisches Herz beruhi- gen? Sollte seine römisch-gesinnte Umgebung sich mit ei- nem Resultat begnügen, das sie so ganz verdammen mußte? Es wäre an sich nicht zu erwarten.
1) Diese Worte lauten doch so, daß sie die Möglichkeit einer Ausflucht übrig lassen. "Ad officia publica nulli promovebuntur in patria qui religionem evangelicam nolunt salvam, quin potius qui eam serio defendere volunt publicis officiis praeficiantur." Generalis confirmatio postulatorum regis Sigismundi bei Baaz p. 537.
BuchVII.Kap. 1. Fortſchritte
Zuzugeſtehn was man von ihm verlangte beſchwerte ihn in ſeinem Gewiſſen, es zu verweigern brachte ihn um eine Krone.
In dieſer Noth fragte er zuerſt bei dem Nuntius an, ob er nicht nachgeben duͤrfe. Malaſpina war nicht dahin zu bringen, das gutzuheißen.
Hierauf wandte ſich der Koͤnig an die Jeſuiten in ſeinem Gefolge. Was der Nuntius nicht gewagt, nahmen ſie auf ſich. Sie erklaͤrten, in Betracht der Nothwendigkeit und der unverkennbaren Gefahr, in der ſich der Koͤnig befinde, koͤnne er den Ketzern ihre Forderung zugeſtehn, ohne Gott zu beleidigen. Nicht eher gab ſich der Koͤnig zufrieden, als bis er dieſen Beſcheid ſchriftlich in Haͤnden hatte.
Alsdann erſt fuͤgte er ſich den Forderungen ſeiner Unterthanen. Er beſtaͤtigte die Schluͤſſe von Upſala, die ausſchließende Uebung der unveraͤnderten Augsburger Con- feſſion: ohne daß in Kirche oder Schule eine fremde Lehre beigemiſcht, ohne daß irgend jemand angeſtellt wer- den duͤrfe, der nicht zu ihrer Vertheidigung bereit ſey 1). Er erkannte die Praͤlaten an, die wider ſeinen Willen in jene Aemter gekommen.
Sollte ſich aber hiebei ſein katholiſches Herz beruhi- gen? Sollte ſeine roͤmiſch-geſinnte Umgebung ſich mit ei- nem Reſultat begnuͤgen, das ſie ſo ganz verdammen mußte? Es waͤre an ſich nicht zu erwarten.
1) Dieſe Worte lauten doch ſo, daß ſie die Moͤglichkeit einer Ausflucht uͤbrig laſſen. „Ad officia publica nulli promovebuntur in patria qui religionem evangelicam nolunt salvam, quin potius qui eam serio defendere volunt publicis officiis praeficiantur.“ Generalis confirmatio postulatorum regis Sigismundi bei Baaz p. 537.
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Buch VII. Kap. 1. Fortſchritte
Zuzugeſtehn was man von ihm verlangte beſchwerte ihn
in ſeinem Gewiſſen, es zu verweigern brachte ihn um eine
Krone.
In dieſer Noth fragte er zuerſt bei dem Nuntius an,
ob er nicht nachgeben duͤrfe. Malaſpina war nicht dahin
zu bringen, das gutzuheißen.
Hierauf wandte ſich der Koͤnig an die Jeſuiten in ſeinem
Gefolge. Was der Nuntius nicht gewagt, nahmen ſie auf
ſich. Sie erklaͤrten, in Betracht der Nothwendigkeit und
der unverkennbaren Gefahr, in der ſich der Koͤnig befinde,
koͤnne er den Ketzern ihre Forderung zugeſtehn, ohne Gott
zu beleidigen. Nicht eher gab ſich der Koͤnig zufrieden,
als bis er dieſen Beſcheid ſchriftlich in Haͤnden hatte.
Alsdann erſt fuͤgte er ſich den Forderungen ſeiner
Unterthanen. Er beſtaͤtigte die Schluͤſſe von Upſala, die
ausſchließende Uebung der unveraͤnderten Augsburger Con-
feſſion: ohne daß in Kirche oder Schule eine fremde
Lehre beigemiſcht, ohne daß irgend jemand angeſtellt wer-
den duͤrfe, der nicht zu ihrer Vertheidigung bereit ſey 1).
Er erkannte die Praͤlaten an, die wider ſeinen Willen in
jene Aemter gekommen.
Sollte ſich aber hiebei ſein katholiſches Herz beruhi-
gen? Sollte ſeine roͤmiſch-geſinnte Umgebung ſich mit ei-
nem Reſultat begnuͤgen, das ſie ſo ganz verdammen mußte?
Es waͤre an ſich nicht zu erwarten.
1) Dieſe Worte lauten doch ſo, daß ſie die Moͤglichkeit einer
Ausflucht uͤbrig laſſen. „Ad officia publica nulli promovebuntur
in patria qui religionem evangelicam nolunt salvam, quin potius
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Generalis confirmatio postulatorum regis Sigismundi bei Baaz
p. 537.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/392>, abgerufen am 08.07.2024.
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