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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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der katholischen Restauration. Schweden.
sträubte sich. Er wünschte nur Duldung für den Katho-
licismus: er wäre zufrieden gewesen, hätte man ihm nur
die Aussicht gelassen sie in Zukunft einmal zu gestatten.
Aber diese schwedischen Protestanten waren unerschütterlich.
Man behauptet, die eigene Schwester des Königs 1) habe
ihnen gesagt, die Natur desselben sey, nach langem und
und standhaftem Widerstande, endlich doch nachzugeben,
und in sie gedrungen, ihn nur immer aufs neue zu bestür-
men. Sie forderten schlechthin, daß allenthalben in Kir-
chen und Schulen einzig und allein die Lehre der Augsbur-
ger Confession verkündigt werden solle 2). An ihrer Spitze
stand Herzog Carl. Die Stellung die er einnahm, gab
ihm eine Unabhängigkeit und Macht, wie er sie sonst nie-
mals hätte hoffen dürfen. Sein personliches Verhältniß zu
dem Könige ward immer unangenehmer, bitterer. Der Kö-
nig, wie gesagt, war fast ganz ohne Waffen: der Herzog
sammelte ein paar tausend Mann auf seinen Gütern um
die Stadt her. Endlich erklärten die Stände dem König
geradezu, man werde ihm die Huldigung nicht leisten, wenn
er sich nicht füge 3).

Der arme Fürst sah sich in schmerzlicher Verlegenheit.

1) Das Ragguaglio nennt sie ostinatissima eretica.
2) Messenius VII, 19. "absolute urgebant ut confessio Au-
gustana qualis sub ultimo Gustavi regimine et primi Johannis
in patria viguisset, talis in posterum unica sola et ubique tam
in ecclesiis quam in scholis perpetuo floreret.
3) Supplicatio ordinum: Quodsi cl. rex denegaverit subditis
regiam approbationem horum postulatorum, inhibent nostri fra-
tres domi remanentes publicum homagium esse S. R. M. prae-
standum.

der katholiſchen Reſtauration. Schweden.
ſtraͤubte ſich. Er wuͤnſchte nur Duldung fuͤr den Katho-
licismus: er waͤre zufrieden geweſen, haͤtte man ihm nur
die Ausſicht gelaſſen ſie in Zukunft einmal zu geſtatten.
Aber dieſe ſchwediſchen Proteſtanten waren unerſchuͤtterlich.
Man behauptet, die eigene Schweſter des Koͤnigs 1) habe
ihnen geſagt, die Natur deſſelben ſey, nach langem und
und ſtandhaftem Widerſtande, endlich doch nachzugeben,
und in ſie gedrungen, ihn nur immer aufs neue zu beſtuͤr-
men. Sie forderten ſchlechthin, daß allenthalben in Kir-
chen und Schulen einzig und allein die Lehre der Augsbur-
ger Confeſſion verkuͤndigt werden ſolle 2). An ihrer Spitze
ſtand Herzog Carl. Die Stellung die er einnahm, gab
ihm eine Unabhaͤngigkeit und Macht, wie er ſie ſonſt nie-
mals haͤtte hoffen duͤrfen. Sein perſonliches Verhaͤltniß zu
dem Koͤnige ward immer unangenehmer, bitterer. Der Koͤ-
nig, wie geſagt, war faſt ganz ohne Waffen: der Herzog
ſammelte ein paar tauſend Mann auf ſeinen Guͤtern um
die Stadt her. Endlich erklaͤrten die Staͤnde dem Koͤnig
geradezu, man werde ihm die Huldigung nicht leiſten, wenn
er ſich nicht fuͤge 3).

Der arme Fuͤrſt ſah ſich in ſchmerzlicher Verlegenheit.

1) Das Ragguaglio nennt ſie ostinatissima eretica.
2) Messenius VII, 19. „absolute urgebant ut confessio Au-
gustana qualis sub ultimo Gustavi regimine et primi Johannis
in patria viguisset, talis in posterum unica sola et ubique tam
in ecclesiis quam in scholis perpetuo floreret.
3) Supplicatio ordinum: Quodsi cl. rex denegaverit subditis
regiam approbationem horum postulatorum, inhibent nostri fra-
tres domi remanentes publicum homagium esse S. R. M. prae-
standum.
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[379/0391] der katholiſchen Reſtauration. Schweden. ſtraͤubte ſich. Er wuͤnſchte nur Duldung fuͤr den Katho- licismus: er waͤre zufrieden geweſen, haͤtte man ihm nur die Ausſicht gelaſſen ſie in Zukunft einmal zu geſtatten. Aber dieſe ſchwediſchen Proteſtanten waren unerſchuͤtterlich. Man behauptet, die eigene Schweſter des Koͤnigs 1) habe ihnen geſagt, die Natur deſſelben ſey, nach langem und und ſtandhaftem Widerſtande, endlich doch nachzugeben, und in ſie gedrungen, ihn nur immer aufs neue zu beſtuͤr- men. Sie forderten ſchlechthin, daß allenthalben in Kir- chen und Schulen einzig und allein die Lehre der Augsbur- ger Confeſſion verkuͤndigt werden ſolle 2). An ihrer Spitze ſtand Herzog Carl. Die Stellung die er einnahm, gab ihm eine Unabhaͤngigkeit und Macht, wie er ſie ſonſt nie- mals haͤtte hoffen duͤrfen. Sein perſonliches Verhaͤltniß zu dem Koͤnige ward immer unangenehmer, bitterer. Der Koͤ- nig, wie geſagt, war faſt ganz ohne Waffen: der Herzog ſammelte ein paar tauſend Mann auf ſeinen Guͤtern um die Stadt her. Endlich erklaͤrten die Staͤnde dem Koͤnig geradezu, man werde ihm die Huldigung nicht leiſten, wenn er ſich nicht fuͤge 3). Der arme Fuͤrſt ſah ſich in ſchmerzlicher Verlegenheit. 1) Das Ragguaglio nennt ſie ostinatissima eretica. 2) Messenius VII, 19. „absolute urgebant ut confessio Au- gustana qualis sub ultimo Gustavi regimine et primi Johannis in patria viguisset, talis in posterum unica sola et ubique tam in ecclesiis quam in scholis perpetuo floreret. 3) Supplicatio ordinum: Quodsi cl. rex denegaverit subditis regiam approbationem horum postulatorum, inhibent nostri fra- tres domi remanentes publicum homagium esse S. R. M. prae- standum.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/391>, abgerufen am 23.11.2024.