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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Venezianische Irrungen.
Kostenersatzes, und sodann zum Guten, aber nicht zum
Bösen 1).

So zerschlugen sich die Möglichkeiten des Krieges.
Die beiden Mächte wetteiferten nur, welche am meisten zu
dem Frieden beizutragen, und dabei ihren Einfluß am si-
chersten zu befestigen vermöchte: dazu kamen aus Spanien
Franz von Castro, Neffe Lermas, aus Frankreich der Car-
dinal Joyeuse nach Venedig.

Ich hätte weder die Neigung noch wäre ich im Stande
den gesammten Gang ihrer Unterhandlungen auseinanderzu-
setzen: auch ist es schon hinreichend, nur die wichtigsten Mo-
mente zu fassen.

Die erste Schwierigkeit lag darin, daß der Papst vor
allem die Suspension der venezianischen Gesetze die ihm so
großen Anstoß erregt hatten forderte, und die Suspension
seiner kirchlichen Censuren davon abhängig machte.

Auch die Venezianer aber pflegten nicht ohne eine ge-
wisse republikanische Selbstgefälligkeit ihre Gesetze für hei-
lig und unverletzlich zu erklären. Als die Sache im Ja-

1) Francesco Priuli: Relatione di Spagna 20 Ag. 1608.
Venne il contestabile a trovarmi a casa, e mi disse constante-
mente che gli ordini dell' ammassar genti non erano per altro
se non per non star in otio mentre tutte potenze del mondo si
armavano, ma che pero non s'erano proveduti di danaro: rac-
comando la pace d'Italia non potendo perder la republica nell'
esser liberale di parole ossequenti, per haver in effetto quello
che desiderava. -- -- In quel tempo che il duca di Lerma delle
forze da amassarsi parlo iperbolicamente all' ambasciator d'In-
ghilterra, -- -- scrissono al papa che S. Ma gli aveva ben pro-
messo d'ajutarlo ma che cio s'intendeva al bene e non al male,
-- -- che il cominciar le guerre stava in mano degli uomini et
il finire in quelle di dio.

Venezianiſche Irrungen.
Koſtenerſatzes, und ſodann zum Guten, aber nicht zum
Boͤſen 1).

So zerſchlugen ſich die Moͤglichkeiten des Krieges.
Die beiden Maͤchte wetteiferten nur, welche am meiſten zu
dem Frieden beizutragen, und dabei ihren Einfluß am ſi-
cherſten zu befeſtigen vermoͤchte: dazu kamen aus Spanien
Franz von Caſtro, Neffe Lermas, aus Frankreich der Car-
dinal Joyeuſe nach Venedig.

Ich haͤtte weder die Neigung noch waͤre ich im Stande
den geſammten Gang ihrer Unterhandlungen auseinanderzu-
ſetzen: auch iſt es ſchon hinreichend, nur die wichtigſten Mo-
mente zu faſſen.

Die erſte Schwierigkeit lag darin, daß der Papſt vor
allem die Suspenſion der venezianiſchen Geſetze die ihm ſo
großen Anſtoß erregt hatten forderte, und die Suspenſion
ſeiner kirchlichen Cenſuren davon abhaͤngig machte.

Auch die Venezianer aber pflegten nicht ohne eine ge-
wiſſe republikaniſche Selbſtgefaͤlligkeit ihre Geſetze fuͤr hei-
lig und unverletzlich zu erklaͤren. Als die Sache im Ja-

1) Francesco Priuli: Relatione di Spagna 20 Ag. 1608.
Venne il contestabile a trovarmi a casa, e mi disse constante-
mente che gli ordini dell’ ammassar genti non erano per altro
se non per non star in otio mentre tutte potenze del mondo si
armavano, ma che però non s’erano proveduti di danaro: rac-
comandò la pace d’Italia non potendo perder la republica nell’
esser liberale di parole ossequenti, per haver in effetto quello
che desiderava. — — In quel tempo che il duca di Lerma delle
forze da amassarsi parlò iperbolicamente all’ ambasciator d’In-
ghilterra, — — scrissono al papa che S. Mà gli aveva ben pro-
messo d’ajutarlo ma che ciò s’intendeva al bene e non al male,
— — che il cominciar le guerre stava in mano degli uomini et
il finire in quelle di dio.
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[347/0359] Venezianiſche Irrungen. Koſtenerſatzes, und ſodann zum Guten, aber nicht zum Boͤſen 1). So zerſchlugen ſich die Moͤglichkeiten des Krieges. Die beiden Maͤchte wetteiferten nur, welche am meiſten zu dem Frieden beizutragen, und dabei ihren Einfluß am ſi- cherſten zu befeſtigen vermoͤchte: dazu kamen aus Spanien Franz von Caſtro, Neffe Lermas, aus Frankreich der Car- dinal Joyeuſe nach Venedig. Ich haͤtte weder die Neigung noch waͤre ich im Stande den geſammten Gang ihrer Unterhandlungen auseinanderzu- ſetzen: auch iſt es ſchon hinreichend, nur die wichtigſten Mo- mente zu faſſen. Die erſte Schwierigkeit lag darin, daß der Papſt vor allem die Suspenſion der venezianiſchen Geſetze die ihm ſo großen Anſtoß erregt hatten forderte, und die Suspenſion ſeiner kirchlichen Cenſuren davon abhaͤngig machte. Auch die Venezianer aber pflegten nicht ohne eine ge- wiſſe republikaniſche Selbſtgefaͤlligkeit ihre Geſetze fuͤr hei- lig und unverletzlich zu erklaͤren. Als die Sache im Ja- 1) Francesco Priuli: Relatione di Spagna 20 Ag. 1608. Venne il contestabile a trovarmi a casa, e mi disse constante- mente che gli ordini dell’ ammassar genti non erano per altro se non per non star in otio mentre tutte potenze del mondo si armavano, ma che però non s’erano proveduti di danaro: rac- comandò la pace d’Italia non potendo perder la republica nell’ esser liberale di parole ossequenti, per haver in effetto quello che desiderava. — — In quel tempo che il duca di Lerma delle forze da amassarsi parlò iperbolicamente all’ ambasciator d’In- ghilterra, — — scrissono al papa che S. Mà gli aveva ben pro- messo d’ajutarlo ma che ciò s’intendeva al bene e non al male, — — che il cominciar le guerre stava in mano degli uomini et il finire in quelle di dio.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/359>, abgerufen am 19.05.2024.