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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Eroberung von Ferrara.
zu verkennen, daß der König, der sein Lebenlang alle Be-
wegungen in Italien verhindert hatte, Bedenken trug, in
dem hohen Alter, in dem er war, nicht noch einen Krieg
zu veranlassen, und sich mit außerordentlicher Vorsicht ver-
nehmen ließ. Eine ähnliche beobachtete sein Gesandter in
Rom 1).

Um so mehr kam unter diesen Umständen auf die Ent-
scheidung Heinrichs IV. an: die Herstellung eines katho-
lischen und mächtigen Frankreichs entwickelte sogleich eine
hohe Bedeutung für Italien. Mit den italienischen Für-
sten in Einverständniß hatte sich Heinrich IV. wieder
erhoben: sie zweifelten nicht, daß er nun auch dank-
bar seyn und in ihrer Differenz mit dem heiligen Stuhle
sich auf ihre Seite schlagen werde. War doch die Krone
Frankreich ohnehin dem Hause Este sehr verpflichtet. Wäh-
rend der bürgerlichen Kriege hatten die Este dem königli-
chen Hause über eine Million Scudi vorgestreckt, die noch
nicht zurückbezahlt worden, und die jetzt hingereicht haben
würde, um ein Heer zu werben, dem kein Papst hätte
Widerstand leisten können.

Dieß waren jedoch nicht die Betrachtungen, welche
Heinrich IV. anstellte. Trotz seines Uebertrittes zum Ka-
tholicismus mußte er noch immer gar Manches thun, was
dem römischen Hofe nicht anders als mißfallen konnte:
in der Sache von Ferrara erblickte er nur eine Gelegenheit

1) Delfino meldet, wie viel man von ihm in Rom fürchtete:
Vi e un pensiero radicato a buon fundamento che la benedizione
data al re di Franza sia stata offesa tale al cattolico et a Spa-
gnuoli che non siano per scordarsela mai, e pare a S. Sa es-
serne molto ben chiarita in questa occasione di Ferrara.

Eroberung von Ferrara.
zu verkennen, daß der Koͤnig, der ſein Lebenlang alle Be-
wegungen in Italien verhindert hatte, Bedenken trug, in
dem hohen Alter, in dem er war, nicht noch einen Krieg
zu veranlaſſen, und ſich mit außerordentlicher Vorſicht ver-
nehmen ließ. Eine aͤhnliche beobachtete ſein Geſandter in
Rom 1).

Um ſo mehr kam unter dieſen Umſtaͤnden auf die Ent-
ſcheidung Heinrichs IV. an: die Herſtellung eines katho-
liſchen und maͤchtigen Frankreichs entwickelte ſogleich eine
hohe Bedeutung fuͤr Italien. Mit den italieniſchen Fuͤr-
ſten in Einverſtaͤndniß hatte ſich Heinrich IV. wieder
erhoben: ſie zweifelten nicht, daß er nun auch dank-
bar ſeyn und in ihrer Differenz mit dem heiligen Stuhle
ſich auf ihre Seite ſchlagen werde. War doch die Krone
Frankreich ohnehin dem Hauſe Eſte ſehr verpflichtet. Waͤh-
rend der buͤrgerlichen Kriege hatten die Eſte dem koͤnigli-
chen Hauſe uͤber eine Million Scudi vorgeſtreckt, die noch
nicht zuruͤckbezahlt worden, und die jetzt hingereicht haben
wuͤrde, um ein Heer zu werben, dem kein Papſt haͤtte
Widerſtand leiſten koͤnnen.

Dieß waren jedoch nicht die Betrachtungen, welche
Heinrich IV. anſtellte. Trotz ſeines Uebertrittes zum Ka-
tholicismus mußte er noch immer gar Manches thun, was
dem roͤmiſchen Hofe nicht anders als mißfallen konnte:
in der Sache von Ferrara erblickte er nur eine Gelegenheit

1) Delfino meldet, wie viel man von ihm in Rom fuͤrchtete:
Vi è un pensiero radicato a buon fundamento che la benedizione
data al re di Franza sia stata offesa tale al cattolico et a Spa-
gnuoli che non siano per scordarsela mai, e pare a S. Sà es-
serne molto ben chiarita in questa occasione di Ferrara.
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[271/0283] Eroberung von Ferrara. zu verkennen, daß der Koͤnig, der ſein Lebenlang alle Be- wegungen in Italien verhindert hatte, Bedenken trug, in dem hohen Alter, in dem er war, nicht noch einen Krieg zu veranlaſſen, und ſich mit außerordentlicher Vorſicht ver- nehmen ließ. Eine aͤhnliche beobachtete ſein Geſandter in Rom 1). Um ſo mehr kam unter dieſen Umſtaͤnden auf die Ent- ſcheidung Heinrichs IV. an: die Herſtellung eines katho- liſchen und maͤchtigen Frankreichs entwickelte ſogleich eine hohe Bedeutung fuͤr Italien. Mit den italieniſchen Fuͤr- ſten in Einverſtaͤndniß hatte ſich Heinrich IV. wieder erhoben: ſie zweifelten nicht, daß er nun auch dank- bar ſeyn und in ihrer Differenz mit dem heiligen Stuhle ſich auf ihre Seite ſchlagen werde. War doch die Krone Frankreich ohnehin dem Hauſe Eſte ſehr verpflichtet. Waͤh- rend der buͤrgerlichen Kriege hatten die Eſte dem koͤnigli- chen Hauſe uͤber eine Million Scudi vorgeſtreckt, die noch nicht zuruͤckbezahlt worden, und die jetzt hingereicht haben wuͤrde, um ein Heer zu werben, dem kein Papſt haͤtte Widerſtand leiſten koͤnnen. Dieß waren jedoch nicht die Betrachtungen, welche Heinrich IV. anſtellte. Trotz ſeines Uebertrittes zum Ka- tholicismus mußte er noch immer gar Manches thun, was dem roͤmiſchen Hofe nicht anders als mißfallen konnte: in der Sache von Ferrara erblickte er nur eine Gelegenheit 1) Delfino meldet, wie viel man von ihm in Rom fuͤrchtete: Vi è un pensiero radicato a buon fundamento che la benedizione data al re di Franza sia stata offesa tale al cattolico et a Spa- gnuoli che non siano per scordarsela mai, e pare a S. Sà es- serne molto ben chiarita in questa occasione di Ferrara.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/283>, abgerufen am 22.11.2024.