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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VI. Innere Streitigkeiten.
diese Dinge vergessen zu machen, die Lilien, wie seine Staats-
männer sich ausdrückten, am römischen Hofe wieder em-
porzubringen. Ohne alles Zögern noch Schwanken ließ er
dem heiligen Vater die Hülfe von Frankreich anbieten.
Nicht allein sey er bereit, sobald es der Papst wünsche,
ein Kriegsheer über die Berge zu senden, sondern auch im
Nothfall mit seiner ganzen Macht und persönlich ihm zu
Hülfe zu kommen.

Diese Erklärung war es, was die Sache entschied.
Der römische Hof, der schon alle die Verlegenheiten fühlte,
in die ihn die Abneigung seiner Nachbarn und der offene
Widerstand von Ferrara setzen konnte, schöpfte Athem.
"Ich kann nicht ausdrücken", schreibt Ossat an den Kö-
nig, "wie viel Wohlwollen, Lob, Segen Ew. Majestät
für Ihr Erbieten zu Theil geworden ist." Er verspricht
seinem Herrn, wenn er es ausführe, die Stellung eines Pip-
pin und Carolus Magnus zu der Kirche. Seinerseits
machte nun der Papst unverzüglich Anstalt zu der förmli-
chen Excommunication seines Gegners.

Um so tiefer betroffen, erschrocken waren die Fürsten:
sie redeten von schwarzer Undankbarkeit: jetzt verloren sie
den Muth Ferrara zu unterstützen: was sie sonst, offen oder
geheim, ohne Zweifel aus allen Kräften gethan haben
würden.

Unmittelbar wirkte das dann auf Ferrara zurück. Die
strenge Regierung Alfonsos hatte nothwendiger Weise viel
Unzufriedene gemacht. Cesar war neu in der Herrschaft,
ohne rechte Talente und ganz ohne Uebung: mit den Mit-
gliedern des geheimen Rathes machte er erst in den Sitzun-

gen

Buch VI. Innere Streitigkeiten.
dieſe Dinge vergeſſen zu machen, die Lilien, wie ſeine Staats-
maͤnner ſich ausdruͤckten, am roͤmiſchen Hofe wieder em-
porzubringen. Ohne alles Zoͤgern noch Schwanken ließ er
dem heiligen Vater die Huͤlfe von Frankreich anbieten.
Nicht allein ſey er bereit, ſobald es der Papſt wuͤnſche,
ein Kriegsheer uͤber die Berge zu ſenden, ſondern auch im
Nothfall mit ſeiner ganzen Macht und perſoͤnlich ihm zu
Huͤlfe zu kommen.

Dieſe Erklaͤrung war es, was die Sache entſchied.
Der roͤmiſche Hof, der ſchon alle die Verlegenheiten fuͤhlte,
in die ihn die Abneigung ſeiner Nachbarn und der offene
Widerſtand von Ferrara ſetzen konnte, ſchoͤpfte Athem.
„Ich kann nicht ausdruͤcken“, ſchreibt Oſſat an den Koͤ-
nig, „wie viel Wohlwollen, Lob, Segen Ew. Majeſtaͤt
fuͤr Ihr Erbieten zu Theil geworden iſt.“ Er verſpricht
ſeinem Herrn, wenn er es ausfuͤhre, die Stellung eines Pip-
pin und Carolus Magnus zu der Kirche. Seinerſeits
machte nun der Papſt unverzuͤglich Anſtalt zu der foͤrmli-
chen Excommunication ſeines Gegners.

Um ſo tiefer betroffen, erſchrocken waren die Fuͤrſten:
ſie redeten von ſchwarzer Undankbarkeit: jetzt verloren ſie
den Muth Ferrara zu unterſtuͤtzen: was ſie ſonſt, offen oder
geheim, ohne Zweifel aus allen Kraͤften gethan haben
wuͤrden.

Unmittelbar wirkte das dann auf Ferrara zuruͤck. Die
ſtrenge Regierung Alfonſos hatte nothwendiger Weiſe viel
Unzufriedene gemacht. Ceſar war neu in der Herrſchaft,
ohne rechte Talente und ganz ohne Uebung: mit den Mit-
gliedern des geheimen Rathes machte er erſt in den Sitzun-

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[272/0284] Buch VI. Innere Streitigkeiten. dieſe Dinge vergeſſen zu machen, die Lilien, wie ſeine Staats- maͤnner ſich ausdruͤckten, am roͤmiſchen Hofe wieder em- porzubringen. Ohne alles Zoͤgern noch Schwanken ließ er dem heiligen Vater die Huͤlfe von Frankreich anbieten. Nicht allein ſey er bereit, ſobald es der Papſt wuͤnſche, ein Kriegsheer uͤber die Berge zu ſenden, ſondern auch im Nothfall mit ſeiner ganzen Macht und perſoͤnlich ihm zu Huͤlfe zu kommen. Dieſe Erklaͤrung war es, was die Sache entſchied. Der roͤmiſche Hof, der ſchon alle die Verlegenheiten fuͤhlte, in die ihn die Abneigung ſeiner Nachbarn und der offene Widerſtand von Ferrara ſetzen konnte, ſchoͤpfte Athem. „Ich kann nicht ausdruͤcken“, ſchreibt Oſſat an den Koͤ- nig, „wie viel Wohlwollen, Lob, Segen Ew. Majeſtaͤt fuͤr Ihr Erbieten zu Theil geworden iſt.“ Er verſpricht ſeinem Herrn, wenn er es ausfuͤhre, die Stellung eines Pip- pin und Carolus Magnus zu der Kirche. Seinerſeits machte nun der Papſt unverzuͤglich Anſtalt zu der foͤrmli- chen Excommunication ſeines Gegners. Um ſo tiefer betroffen, erſchrocken waren die Fuͤrſten: ſie redeten von ſchwarzer Undankbarkeit: jetzt verloren ſie den Muth Ferrara zu unterſtuͤtzen: was ſie ſonſt, offen oder geheim, ohne Zweifel aus allen Kraͤften gethan haben wuͤrden. Unmittelbar wirkte das dann auf Ferrara zuruͤck. Die ſtrenge Regierung Alfonſos hatte nothwendiger Weiſe viel Unzufriedene gemacht. Ceſar war neu in der Herrſchaft, ohne rechte Talente und ganz ohne Uebung: mit den Mit- gliedern des geheimen Rathes machte er erſt in den Sitzun- gen

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/284>, abgerufen am 25.11.2024.